Neuburger Rundschau

Der Pakt mit dem Teufel

Manns berühmtes Werk über einen Schauspiel­er in der NS-Zeit

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Gerade jetzt in der Winterzeit gibt es kaum etwas Schöneres, als drinnen im Warmen gemütlich zu lesen. Wer dafür noch eine Lektüre sucht, sollte zu dem berühmten Buch „Mephisto. Roman einer Karriere“von Klaus Mann greifen.

Versetzen wir uns in eine Zeit zurück, in der Theater einen nicht wegdenkbar­en Teil des kulturelle­n Lebens ausmachte und Theatersch­auspieler Bestandtei­l des Tagesgespr­äches waren.

In dieser Zeit erlebt Hendrik Höfgen die Erfüllung seines Traums, ein bekannter, geschätzte­r und schillernd­er Star der nationalen Theatersze­ne zu werden. Täglich ist er mit den Großen der Literatur und Politik zusammen, lebt in einer wunderschö­nen Villa, gibt Feste, auf denen alle ausgelasse­n sind und sich über die Einladung des berühmten Schauspiel­ers freuen. Hendrik genießt den Luxus und Ruhm seines Lebens in vollen Zügen. Wäre da nicht ein großer, dunkler Schatten, der über seiner Karriere hängt: Seine Spießgesel­len gehen über Leichen. Genauer gesagt ermorden sie Millionen von Menschen.

Es ist 1933 und der ehemalige Kommunist Höfgen ist Intendant des Staatsthea­ters in einem menschenve­rachtenden Staat. „Das würde doch jeder an meiner Stelle machen“, lässt Klaus Mann Höfgen seine neue Stelle rechtferti­gen. Wie ein flatternde­s Fähnchen im Wind hat der Ruhmsüchti­ge seine Chance zum Aufstieg ohne Rücksicht auf Verluste genutzt.

Manns brisanter „Roman einer Karriere“wirft Fragen über die Grenzen der Geschmackl­osigkeit und Ruhm, der blendet und einen zum Spielball macht, auf.

Beiläufig entblößt der Autor eine Bevölkerun­g, die beide Augen verschloss­en und grauenhaft­es Gedankengu­t blind und beschränkt denkend übernommen hat. Faschismus und Antisemiti­smus waren salonfähig geworden.

Spannend ist die deutliche Kritik, die Klaus Mann mit seinem Roman vor allem an dem Protagonis­ten Höfgen übt.

Der Leser kann davon ausgehen, dass der Autor dadurch eigentlich den realen Schauspiel­er Gustaf Gründgens porträtier­t hat. Gründgens wird wahrschein­lich den wenigsten Lesern und Leserinnen etwas sagen. Manche haben ihn vielleicht im Rahmen des Deutschunt­errichts in der 1960 entstanden­en Verfilmung des „Faust I“als Mephistoph­eles gesehen.

In Manns Roman wird die Rolle des Mephisto für den Protagonis­ten zur Startrampe einer steilen Karriere nach oben, denn es gelingt Höfgen, eine wichtige Person des Staates von seinem Talent zu überzeugen.

Kunstvoll inszeniert Mann Höfgens Seitenwech­sel: Die Annäherung zum Regime erfolgt, während er das personifiz­ierte Böse verkörpert. Und plötzlich spielt Höfgen, der vor der Errichtung des Terrorstaa­tes Kontakt mit kommunisti­sch Gesinnten hatte, in dessen erster Reihe mit. Eine spannende Charakters­tudie zur Zeit des Aufstiegs der NS-Diktatur.

OKlaus Mann: „Mephisto. Roman einer Karriere“ISBN: 978-3-499-27686-6 – 10,00 Verlag: Rowohlt Taschenbuc­h

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Foto: Leitenstor­fer Klaus Manns Roman ist ein Klassiker über wichtige Themen.

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