Deutliche Worte auf dem Kreisbauerntag
Die Landwirte machen in Schönesberg ihrem Ärger Luft. Was sie sich von der Politik wünschen
Ehekirchen-Schönesberg Die Düngeverordnung sei das Unwort des Jahres für die deutschen Bäuerinnen und Bauern. Kreisobmann Ludwig Bayer ging beim traditionellen Kreisbauerntag in Schönesberg in die Vollen. Für diese Aussage gab es Applaus von seinen Berufskollegen im gut besuchten Saal der Gaststätte Daferner.
Neben den Landwirten waren auch zahlreiche Bürgermeister aus den Gemeinden im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen und die amtierenden Königinnen von Spargel, Honig und Kartoffel gekommen. Und auch Landrat Peter von der Grün, der Landtagsabgeordnete Matthias Enghuber und Bezirksrätin Martina Keßler waren in Schönesberg zugegen.
Kreisobmann Ludwig Bayer jedenfalls sprach sich in seinem Kurzreferat den Frust von der Seele und machte deutlich, wo ihm und seinen Kollegen der Schuh drückt. Es gebe kein repräsentatives Messnetz zur Nitratbelastung. „Trotz Anmahnungen aus Brüssel, bereits im Jahr 2002, dies zu vervollständigen, ist bisher nichts geschehen. Warum auch, wir haben doch die Landwirtschaft, die wir an den Pranger stellen können“, monierte Bayer. Nach unzähligen Gesprächen des Bauernverbandes mit der Politik habe sich die Totenstarre gelöst. Die bayerische Staatsregierung habe verkündet, in den nächsten Jahren die Messstellen zu verdreifachen.
Harsche Kritik äußerte Bayer auch am weiblichen Dreigestirn in Berlin und spielte damit auf die Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie die Landwirtschafts- und die Umweltministerinnen Julia Klöckner und Svenja Schulze an. „Das große Geldverteilen“wie Bayer es nennt, die Ankündigung, die Landwirte in den nächsten vier Jahren mit einer Milliarde Euro zu unterstützen, lehnt er kategorisch ab. Für Geld sei niemand auf die Straße gegangen. „Wir wollen gerecht und fair behandelt werden. Wir lassen uns nicht abspeisen, mit Schweigegeld“, sagte Bayer, der dafür von seinen Verbandskollegen Applaus erntete.
Der Frust der Landwirte sitzt tief, das war an diesem Vormittag deutlich zu spüren. Da half es auch wenig, dass die Bayerische Honigkönigin Katharina Gegg das Engagement der Landwirte in Sachen Blühstreifen lobte. „Wahnsinn, was Sie für die Bienen geleistet haben.“
Der stellvertretende Kreisobmann
Martin Wendl forderte auch ein Umdenken von den Verbrauchern ein. Nirgendwo seien Lebensmittel so günstig wie in Deutschland. „Billig einkaufen ist in Deutschland zur Mode geworden“, mahnte Wendl weiter. Die bayerischen Landwirte aber erzeugen Premiumprodukte. „Wir brauchen ein Label, einen Wiedererkennungswert.
Der Kunde muss unsere Marke auf den ersten Blick erkennen“, ergänzte Wendl am Freitag.
Die Sorgen und Nöte der Landwirte konnte die Hauptreferentin des Kreisbauerntages, Ulrike Müller, nicht nur nachvollziehen, sie kennt sie vielmehr aus erster Hand. Müller ist Europaabgeordnete der Freien Wähler, seit fünfeinhalb Jahren Mitglied im Agrarausschuss und seit 40 Jahren Landwirtin. Im Allgäu führt sie mit ihrer Familie einen Milchviehbetrieb.
Ganz Europapolitikerin verteidigte sie die Arbeit in Brüssel. „Oft wird die EU von deutschen oder bayerischen Politikern zum Buhmann gemacht, um vom eigenen Handeln abzulenken. Dabei sind gerade die Probleme mit den Kälbertransporten oder Düngeverordnung hausgemacht“, sagte Müller auf dem Podium. Ihr Plädoyer: Die Landwirte sind Teil der Lösung. Und es helfe nicht, sie an den Pranger zu stellen. Statt einer Bauernmilliarde bräuchten sie Richtlinien und Regeln, Verlässlichkeit und Planbarkeit.