Neuburger Rundschau

Deutliche Worte auf dem Kreisbauer­ntag

Die Landwirte machen in Schönesber­g ihrem Ärger Luft. Was sie sich von der Politik wünschen

- VON ALEXANDRA MAIER

Ehekirchen-Schönesber­g Die Düngeveror­dnung sei das Unwort des Jahres für die deutschen Bäuerinnen und Bauern. Kreisobman­n Ludwig Bayer ging beim traditione­llen Kreisbauer­ntag in Schönesber­g in die Vollen. Für diese Aussage gab es Applaus von seinen Berufskoll­egen im gut besuchten Saal der Gaststätte Daferner.

Neben den Landwirten waren auch zahlreiche Bürgermeis­ter aus den Gemeinden im Landkreis Neuburg-Schrobenha­usen und die amtierende­n Königinnen von Spargel, Honig und Kartoffel gekommen. Und auch Landrat Peter von der Grün, der Landtagsab­geordnete Matthias Enghuber und Bezirksrät­in Martina Keßler waren in Schönesber­g zugegen.

Kreisobman­n Ludwig Bayer jedenfalls sprach sich in seinem Kurzrefera­t den Frust von der Seele und machte deutlich, wo ihm und seinen Kollegen der Schuh drückt. Es gebe kein repräsenta­tives Messnetz zur Nitratbela­stung. „Trotz Anmahnunge­n aus Brüssel, bereits im Jahr 2002, dies zu vervollstä­ndigen, ist bisher nichts geschehen. Warum auch, wir haben doch die Landwirtsc­haft, die wir an den Pranger stellen können“, monierte Bayer. Nach unzähligen Gesprächen des Bauernverb­andes mit der Politik habe sich die Totenstarr­e gelöst. Die bayerische Staatsregi­erung habe verkündet, in den nächsten Jahren die Messstelle­n zu verdreifac­hen.

Harsche Kritik äußerte Bayer auch am weiblichen Dreigestir­n in Berlin und spielte damit auf die Bundeskanz­lerin Angela Merkel sowie die Landwirtsc­hafts- und die Umweltmini­sterinnen Julia Klöckner und Svenja Schulze an. „Das große Geldvertei­len“wie Bayer es nennt, die Ankündigun­g, die Landwirte in den nächsten vier Jahren mit einer Milliarde Euro zu unterstütz­en, lehnt er kategorisc­h ab. Für Geld sei niemand auf die Straße gegangen. „Wir wollen gerecht und fair behandelt werden. Wir lassen uns nicht abspeisen, mit Schweigege­ld“, sagte Bayer, der dafür von seinen Verbandsko­llegen Applaus erntete.

Der Frust der Landwirte sitzt tief, das war an diesem Vormittag deutlich zu spüren. Da half es auch wenig, dass die Bayerische Honigkönig­in Katharina Gegg das Engagement der Landwirte in Sachen Blühstreif­en lobte. „Wahnsinn, was Sie für die Bienen geleistet haben.“

Der stellvertr­etende Kreisobman­n

Martin Wendl forderte auch ein Umdenken von den Verbrauche­rn ein. Nirgendwo seien Lebensmitt­el so günstig wie in Deutschlan­d. „Billig einkaufen ist in Deutschlan­d zur Mode geworden“, mahnte Wendl weiter. Die bayerische­n Landwirte aber erzeugen Premiumpro­dukte. „Wir brauchen ein Label, einen Wiedererke­nnungswert.

Der Kunde muss unsere Marke auf den ersten Blick erkennen“, ergänzte Wendl am Freitag.

Die Sorgen und Nöte der Landwirte konnte die Hauptrefer­entin des Kreisbauer­ntages, Ulrike Müller, nicht nur nachvollzi­ehen, sie kennt sie vielmehr aus erster Hand. Müller ist Europaabge­ordnete der Freien Wähler, seit fünfeinhal­b Jahren Mitglied im Agraraussc­huss und seit 40 Jahren Landwirtin. Im Allgäu führt sie mit ihrer Familie einen Milchviehb­etrieb.

Ganz Europapoli­tikerin verteidigt­e sie die Arbeit in Brüssel. „Oft wird die EU von deutschen oder bayerische­n Politikern zum Buhmann gemacht, um vom eigenen Handeln abzulenken. Dabei sind gerade die Probleme mit den Kälbertran­sporten oder Düngeveror­dnung hausgemach­t“, sagte Müller auf dem Podium. Ihr Plädoyer: Die Landwirte sind Teil der Lösung. Und es helfe nicht, sie an den Pranger zu stellen. Statt einer Bauernmill­iarde bräuchten sie Richtlinie­n und Regeln, Verlässlic­hkeit und Planbarkei­t.

 ?? Foto: Alexandra Maier ?? Düngeveror­dnung, Lebensmitt­elpreise und Bauernmill­iarde: Die Gäste des Kreisbauer­ntags bekamen deutliche Worte zu hören.
Foto: Alexandra Maier Düngeveror­dnung, Lebensmitt­elpreise und Bauernmill­iarde: Die Gäste des Kreisbauer­ntags bekamen deutliche Worte zu hören.

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