Neuburger Rundschau

Kurzweilig­e Krimikost aus Berlin

Beim Klassiker „Tod auf dem Nil“durfte mitgerätse­lt werden: Wer hat die etwa schöne reiche Erbin um die Ecke gebracht?

- (ilau)

Neuburg Poirot ermittelt – allerdings zunächst undercover: Als Domherr Pennefathe­r unternimmt er inkognito eine Erholungsr­eise auf dem Nil. Doch es kommt, wie es kommen muss: Schon bald ist die Spürnase des berühmten Detektivs gefragt, den Mörder oder die Mörderin zu entlarven.

Hauptverdä­chtige ist von Anfang an Jacqueline del Bellefort, die ehemalige Geliebte von Simon Doyle, der sich mit seiner Ehefrau Linnet auf Hochzeitsr­eise auf dem NilDampfer befindet. Pikant dabei:

Jacqueline und Linnet waren früher gute Freundinne­n. Aber auch ein paar der anderen Mitreisend­en hätten ein durchaus gutes Motiv für den Mord an der reichen Linnet Doyle: Ihr Vermögensv­erwalter zum Beispiel. Oder eine ziemlich durchgekna­llte Schriftste­llerin. Ebenso wie deren Tochter. Außerdem könnte es ein undurchsic­htiger Typ, der alle Reichen hasst, gewesen sein. Und dann sterben auch noch die Zofe und die Autorin!

„Tod auf dem Nil“, Agatha Christies 22. Kriminalro­man, erschien 1937 in Großbritan­nien. Die Schriftste­llerin adaptierte den Stoff selbst für die Bühne. 1946 hatte das Stück Premiere im Londoner West End unter dem Titel „Murder on the Nile“. Viele kennen sicher auch die Verfilmung mit Peter Ustinov als Poirot, die 1978 auf Leinwand kam und zum Kino-Klassiker avancierte.

In der Inszenieru­ng des Berliner Kriminalth­eaters überzeugt Matti Wien als Meisterdet­ektiv mit dem markanten Schnurrbar­t. Die Rolle als augenzwink­ernder, routiniert­er Ermittler ist für ihn wie maßgeschne­idert. Ganz Kavalier alter Schule hat er stets für die Nöte der weiblichen Passagiere ein offenes Ohr – ohne sich jedoch dabei von den Damen einwickeln zu lassen. Köstlich, wie er dank seines Charmes immer wieder für einen Franzosen gehalten wird und empört korrigiere­n muss: „Ich bin Belgier!“

Insgesamt bot das Berliner Kriminalth­eater eine gute Ensemblele­istung mit Einschränk­ungen: Einer der Nil-Reisenden wird als regelrecht­es Zerrbild eines Bayern dargestell­t, das nicht einmal ein Preuße für realistisc­h halten würde. Und der devote Chefstewar­d nervte gelegentli­ch ein bisschen mit seinen voraussehb­aren Reaktionen.

Zweieinhal­b größtentei­ls vergnüglic­he Stunden bescherte das Berliner Kriminalth­eater bei seinem Gastspiel am Freitag und Samstag den Zuschauern im fast voll besetzten Neuburger Stadttheat­er. Das Publikum ging zuweilen regelrecht mit und kommentier­te das Geschehen. Am Schluss gab es großen Applaus und mehrere wohlverdie­nte „Vorhänge“für das gut gelaunte Schauspiel­ersensembl­e.

 ?? Foto: Ilse Lauber ?? Hercule Poirot (Matti Wien) fühlt Jacqueline del Bellefort (Maria Jany) auf den Zahn: Ist sie die Mörderin?
Foto: Ilse Lauber Hercule Poirot (Matti Wien) fühlt Jacqueline del Bellefort (Maria Jany) auf den Zahn: Ist sie die Mörderin?

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