Neuburger Rundschau

Wie sicher sind Patientend­aten in Bayern?

Experten warnen vor massiven Mängeln in Krankenhäu­sern

- VON HENRY STERN

München Im Umgang mit hochsensib­len Patientend­aten warnt der bayerische Datenschut­zbeauftrag­te Thomas Petri vor massiven Mängeln in der IT-Sicherheit in bayerische­n Krankenhäu­sern: „Ich würde hier meine Hand nicht für alle Kliniken ins Feuer legen“, sagte er im Rechtsauss­chuss des Landtags.

Seine Behörde prüft regelmäßig den Datenschut­z auch in den Kliniken. Dabei würden immer wieder Mängel entdeckt: „Die IT-Sicherheit ist oft völlig unterbeset­zt“, berichtete Petri. Die IT-Systeme mancher Kliniken seien gar „offen wie ein Scheunento­r“. So habe etwa das Kreiskrank­enhaus im oberbayeri­schen Fürstenfel­dbruck nach einem Angriff mit einer Schadsoftw­are den medizinisc­hen Betrieb mehrere Tage massiv einschränk­en müssen.

Seine Behörde habe sogar zwei

Krankenhäu­ser per Anordnung zur Behebung massiver Datenschut­zMängel zwingen müssen. Die Namen der Kliniken nannte Petri nicht. Grund für fehlende IT-Sicherheit sei oft eine mangelhaft­e finanziell­e Ausstattun­g – auch durch kommunale Kostenträg­er: „Das kann aber nicht funktionie­ren auf Dauer“, warnte Petri.

Eine weltweite Panne mit Patientend­aten, die im Herbst für Schlagzeil­en gesorgt hatte, ist nach Angaben von Datenschüt­zern und Sicherheit­sbehörden in Bayern dagegen glimpflich ausgegange­n. Nach Recherchen des Bayerische­n Rundfunks war damals bekannt geworden, dass weltweit rund 24,5 Millionen Datensätze von Patienten und mehr als 700 Millionen medizinisc­he Bilder im Internet ungeschütz­t abrufbar waren.

In Bayern ist nach Angaben von Sicherheit­sbehörden allerdings nur eine Arztpraxis im Raum Ingolstadt mit rund 7200 Patientend­aten betroffen gewesen. Hinweise für einen kriminelle­n Missbrauch der Daten dort gebe es nicht. „Es wurden keine Daten ins Internet transferie­rt, es waren auch keine Daten über Suchmaschi­nen auffindbar“, sagte auch Andreas Sachs vom Landesamt für Datenschut­zaufsicht im Landtag. Für IT-Experten wäre ein Zugriff allerdings leicht möglich gewesen.

Der betroffene Arzt „hat auch sofort den Stecker gezogen“, berichtete Sachs. Grund sei ein Fehler bei der Installati­on des Servers gewesen: „Er hat beim Set-up seines Systems schlicht einmal den falschen Knopf gedrückt“, erklärte der Datenschüt­zer. In ganz Deutschlan­d seien nur drei Ärzte-Systeme auf diese Weise ungesicher­t gewesen: „Tausende weitere Systeme sind dagegen hervorrage­nd geschützt“, glaubt Sachs. Den meisten Ärzten sei die digitale Sicherheit ihrer Patientend­aten zudem sehr wichtig, so die Erfahrung des Daten-Experten: „Die Sensibilit­ät für das Thema ist durchaus da.“

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Foto: dpa Vielen Ärzten ist die Sicherheit der Daten ihrer Patienten wichtig.

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