Berlinale-Reibung bringt Berlinale-Spannung
Mit „My Salinger Year“starten am kommenden Donnerstag die Filmfestspiele Berlin
Berlin Mit Filmfestivals ist das so eine Sache. Monatelang wird hinter den Kulissen gearbeitet – und einmal im Jahr bekommt dann auch der Rest der Welt etwas mit. So ist das auch mit der Berlinale. Am nächsten Donnerstag, 20. Februar, beginnen die Internationalen Filmfestspiele. Seit Sommer sind der neue künstlerische Festivalleiter Carlo Chatrian, ein Italiener, und die Geschäftsführerin Mariette Rissenbeek, eine Niederländerin, im Amt.
Ihr Start war nicht reibungslos. Nach Schließung eines Kinos am Potsdamer Platz musste eine Ersatzspielstätte her. Zudem gab es Debatten über Jeremy Irons als Jurypräsidenten
wegen früherer Äußerungen seinerseits zum Umgang mit Frauen. Und am Tag der Programmverkündung erschien ein Zeitungsartikel, der die Berlinale zwingt, sich mit der nationalsozialistischen Vergangenheit ihres früheren Festivalleiters Alfred Bauer zu beschäftigen. Die Berlinale will nun die Auszeichnung in seinem Namen erst einmal aussetzen und Bauers Vergangenheit mit externer Hilfe untersuchen lassen.
Im Wettbewerb um den Goldenen Bären jedenfalls sind auch zwei deutsche Regisseure dabei: Christian Petzold mit „Undine“und Burhan Qurbanis Neuverfilmung von
„Berlin Alexanderplatz“. Insgesamt 18 Filme werden um die BärenAuszeichnungen konkurrieren. Dazu gehören auch Filme von Abel Ferrara, Sally Potter, Hong Sangsoo und Rithy Panh.
Ob der iranische Regisseur Mohammad Rasoulof kommen kann, steht noch nicht fest. „Wir bezweifeln, dass Mohammad Rasoulof eine Reisegenehmigung von den iranischen Behörden erhält“, teilt die Berlinale mit. Skandalpotenzial hat diesmal die Filmreihe „DAU“des russischen Regisseurs Ilja Chrschanowski. Teile des Projekts dürfen in Russland nicht im Kino gezeigt oder auf DVD verkauft werden. Ein in
Berlin geplantes DAU-Kunstprojekt war 2018 abgesagt worden, weil nötige Genehmigungen fehlten.
Eröffnet wird die Berlinale mit der Romanverfilmung „My Salinger Year“des Regisseurs Philippe Falardeau. Sigourney Weaver („Alien“) spielt darin eine Agentin des Schriftstellers J. D. Salinger. Erstmals wird der Eröffnungsabend auch in vier Kinos in Deutschland übertragen. Die Moderation übernimmt nicht mehr Anke Engelke, sondern Schauspieler Samuel Finzi.
Bis 1. März zeigt die Berlinale rund 340 Filme. Im vergangenen Jahr wurden rund 335000 Tickets verkauft.