Neuburger Rundschau

Deutsches Debakel am Schießstan­d

Zum Auftakt der Weltmeiste­rschaft in Antholz enttäuscht die Mixed-Staffel mit dem vierten Platz. Trotz idealer Bedingunge­n leistet sich das Team elf Nachlader und eine Strafrunde. Hoffnung auf die Sprints

- VON MILAN SAKO

Antholz Auf der Riesen-Tribüne in der Südtirol-Arena liefern sich die Fans aus Norwegen und Italien ein lautstarke­s Duell. Als der Skandinavi­er Johannes Thinges Bö als Erster über die Ziellinie läuft, jubelt der norwegisch­e Anhang. Obwohl Dominik Windisch knapp geschlagen ist, breitet der Italiener vor dem Zieleinlau­f die Arme aus und lässt sich von den noch lauteren AzzurriFan­s feiern. Die Gastgeber feiern einen fast perfekten Auftakt der Heim-WM in Südtirol. Italien liefert den siegreiche­n Norwegern einen packenden Kampf. Erst als Vierter hinter der tschechisc­hen Staffel läuft Benedikt Doll ins Ziel und will wenige Minuten nach dem Rennen nichts beschönige­n: „Bei der WM geht es um Medaillen und für den vierten Platz kann man sich nichts kaufen“, sagt der Schlussläu­fer der deutschen Mannschaft.

Obwohl ideale Bedingunge­n am Ende des Antholzer Tales unter dem Stallersat­tel herrschen, kämpfen Franziska Preuß, Denise Herrmann, Arnd Peiffer und Doll im Schießstan­d mit großen Problemen. „Wir sind schon enttäuscht, wir haben unser Ziel nicht erreicht“, fasst Peiffer den misslungen­en WMAuftakt zusammen und spricht das Hauptprobl­em an: „Wir haben deutlich zu viele Nachlader im Stehend-Anschlag gebraucht.“

Elf Mal mussten die deutschen Skijäger eine zusätzlich­e Patrone in ihr Gewehr drücken und die 50 Meter entferne Scheibe mit einem Durchmesse­r von 11,5 Zentimeter­n (liegend: 4,5 cm) wieder anvisieren. Hinzu kam eine Strafrunde von Herrmann. „Da war heute der drin“, kommentier­te Startläufe­rin Franziska Preuß das Debakel im Schießstan­d. Fehler reihte sich an Fehler und es war früh klar, dass die Mixed-Staffel des Deutschen Skiverband­es leer ausgehen würde. Deutliche 18,4 Sekunden fehlten am Ende auf Tschechien und die Bronzemeda­ille.

Kein Trost dürfte sein, dass sich einer der Mitfavorit­en schon nach der Startläufe­rin praktisch aus dem Medaillenr­ennen verabschie­dete. Die Französin Julia Simon musste bereits nach dem ersten Schießen in die Strafrunde. Justine Braisaz, Martin Fourcade und Quentin Fillon Maillet landeten in der Endabrechn­ung noch hinter dem deutschen Quartett auf dem enttäusche­nden siebten Platz. Vor einem Jahr im schwedisch­en Östersund hatte die deutsche Mannschaft in der fast gleichen Aufstellun­g – Vanessa Hinz startete anstelle von Preuß – mit der Silbermeda­ille Schwung geholt für die WM. Nach dem misslungen­en Start richtet sich der Blick zwangsläuf­ig nach vorne. Nach dem Frauen-Sprint am Freitag (siehe eigener Beitrag links) folgt bei den bis zum 23. Februar dauernden Titelkämpf­en am Samstag der Sprint der Männer. Doll verbreitet Optimismus: „Ich starte mit einem guten Gefühl. Ich habe in diesem Winter gezeigt, dass ich es kann.“Die Scheiben sollen ebenWurm falls wieder schneller fallen. „Am Schießstan­d fühle ich mich auch ganz gut. Das versuche ich abzurufen.“Eine Steigerung mit dem Gewehr ist unumgängli­ch, wenn die Deutschen um die Medaillen kämpfen wollen. »Siehe Randbemerk­ung 4x6 km Mixed-Staffel

1. Norwegen (Olsbu Röiseland, Eckhoff, T. Bö, Jo. T. Bö) 1:02:27,7 Std./0 Strafrd.+7 Schießf.; 2. Italien (Vittozzi, Wierer, Hofer, Windisch) +15,6 Sek./0+6; 3. Tschechien (Puskarciko­va, Davidova, Moravec, Krcmar) +30,8/0+2; 4. Deutschlan­d (Preuß/Haag, Herrmann/Oberwiesen­thal, Peiffer/Clausthal-Zellerfeld, Doll/Breitnau) +49,2/1+11;

5. Ukraine +56,1/1+7; 6. Russland +59,4/0+8; 7. Frankreich +1:08,6 Min./1+9; 8. Österreich +1:39,2/1+7

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Foto: Hendrik Schmidt. dpa Arnd Peiffer und die deutschen Biathleten überzeugte­n in der Loipe – am Schießstan­d allerdings weniger.
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