Ein Stück wie eine Explosion
„Einige Nachrichten an das All“im Stadttheater Ingolstadt – eine Nummernrevue
Ingolstadt Letztlich hat es etwas Rührendes, dass wir Menschen hier auf Erden, auf dieser „wirr wuchernden Kartoffel, die durchs All trudelt“, etwas mitzuteilen hätten, was irgendwen da draußen irgendwann einmal interessieren könnte. Das Stück „Einige Nachrichten an das All“von Wolfram Lotz, das jetzt im Kleinen Haus des Stadttheaters Ingolstadt Premiere hatte, spielt mit dieser Möglichkeit. Warum und zu welchem Ende, bleibt dem Zuschauer verborgen.
Den einzigen Halt in der Inszenierung des Regieteams Mikat/ Schacher/Kirner/Enik gibt das kuriose Paar Lum (Jan Beller) und Purl Schweitzke (Philip Lemke), die äußerlich an Max und Moritz, innerlich eher an Clov und Hamm aus Becketts „Endspiel“erinnern. Sie wollen mit einem gemeinsamen Kind Halt in ihr unbeständiges Leben bringen. Natürlich geht es für die beiden, wie für alle weiteren GeUnd stalten, aber um nichts weniger als das große Ganze, um Alles oder Nichts, um den Sinn des Lebens, oder wenigstens um ein paar Zusammenhänge. Und es geht darum,
„in dieser misslungenen Welt Augenblicke des Trostes finden zu können“, „bei jemandem aufgehoben zu sein“, eine Heimat zu haben, Liebe.
so erleben wir gemäß dem Motto „Nur keine Leere aufkommen lassen“in einer Nummernrevue, die vom Krippenspiel bis zur Personality-Show reicht, die moderierende Einpeitscherin (Sarah Schulze-Tenberge), die dicke Frau (Karolina Nägele), den alleinerziehenden Klaus (Michael Amelung), genau wie den Forscher Rafinesque (Jan Gebauer) um seine Tochter trauernd, den Dichter Kleist (Felix Steinhardt) als hysterisches Ekel oder ein beängstigend echtes Sahra Wagenknecht-Double (Theresa Weihmayr). Nicht zu vergessen sind fünf hoffnungsvolle Nachwuchsdarsteller und eine Souffleuse, die ins Spiel eingreift.
Das Motto des Stückes lautet „Wir befinden uns in einer Explosion“. Tatsächlich fliegt einem spätestens beim Finale alles, was man notdürftig sortiert glaubte, um die Ohren. Da ist es vielleicht doch besser, wenn draußen im All keiner was von dem ganzen Chaos mitbekommt.