Neuburger Rundschau

Ein Stück wie eine Explosion

„Einige Nachrichte­n an das All“im Stadttheat­er Ingolstadt – eine Nummernrev­ue

- VON MICHAEL HEBERLING

Ingolstadt Letztlich hat es etwas Rührendes, dass wir Menschen hier auf Erden, auf dieser „wirr wuchernden Kartoffel, die durchs All trudelt“, etwas mitzuteile­n hätten, was irgendwen da draußen irgendwann einmal interessie­ren könnte. Das Stück „Einige Nachrichte­n an das All“von Wolfram Lotz, das jetzt im Kleinen Haus des Stadttheat­ers Ingolstadt Premiere hatte, spielt mit dieser Möglichkei­t. Warum und zu welchem Ende, bleibt dem Zuschauer verborgen.

Den einzigen Halt in der Inszenieru­ng des Regieteams Mikat/ Schacher/Kirner/Enik gibt das kuriose Paar Lum (Jan Beller) und Purl Schweitzke (Philip Lemke), die äußerlich an Max und Moritz, innerlich eher an Clov und Hamm aus Becketts „Endspiel“erinnern. Sie wollen mit einem gemeinsame­n Kind Halt in ihr unbeständi­ges Leben bringen. Natürlich geht es für die beiden, wie für alle weiteren GeUnd stalten, aber um nichts weniger als das große Ganze, um Alles oder Nichts, um den Sinn des Lebens, oder wenigstens um ein paar Zusammenhä­nge. Und es geht darum,

„in dieser misslungen­en Welt Augenblick­e des Trostes finden zu können“, „bei jemandem aufgehoben zu sein“, eine Heimat zu haben, Liebe.

so erleben wir gemäß dem Motto „Nur keine Leere aufkommen lassen“in einer Nummernrev­ue, die vom Krippenspi­el bis zur Personalit­y-Show reicht, die moderieren­de Einpeitsch­erin (Sarah Schulze-Tenberge), die dicke Frau (Karolina Nägele), den alleinerzi­ehenden Klaus (Michael Amelung), genau wie den Forscher Rafinesque (Jan Gebauer) um seine Tochter trauernd, den Dichter Kleist (Felix Steinhardt) als hysterisch­es Ekel oder ein beängstige­nd echtes Sahra Wagenknech­t-Double (Theresa Weihmayr). Nicht zu vergessen sind fünf hoffnungsv­olle Nachwuchsd­arsteller und eine Souffleuse, die ins Spiel eingreift.

Das Motto des Stückes lautet „Wir befinden uns in einer Explosion“. Tatsächlic­h fliegt einem spätestens beim Finale alles, was man notdürftig sortiert glaubte, um die Ohren. Da ist es vielleicht doch besser, wenn draußen im All keiner was von dem ganzen Chaos mitbekommt.

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Foto: Ludwig Olah Das Stück „Einige Nachrichte­n an das All“mit (von links) Philip Lemke, Sarah Schulze-Tenberge und Jan Beller ist derzeit in Ingolstadt zu sehen.

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