Geld für Dieselfahrer
Kunden sollen trotz geplatzten Vergleichs 830 Millionen Euro bekommen. Streit hält an
Wolfsburg Volkswagen will den klagenden Dieselkunden trotz des geplatzten Vergleichsverfahrens mit Verbraucherschützern eine Entschädigung zahlen. Die bereits ausgehandelten 830 Millionen Euro sollen „auch ohne die Unterstützung des Verbraucherzentrale-Bundesverbands“angeboten werden, teilte das Unternehmen nach einer außerordentlichen Vorstandssitzung am Freitag mit. Über den Schritt des Konzerns hatte zuvor auch das digitale Wirtschaftsmagazin Business Insider berichtet.
Zuvor hatte das Unternehmen die offiziellen Vergleichsverhandlungen mit dem Bundesverband der Verbraucherzentralen (VZBV) aufgekündigt – VW will die Sache lieber ohne die Verbraucherschützer regeln. Denn laut VW wurden Forderungen von Anwälten der Verbraucherschützer nach einer Pauschalvergütung von 50 Millionen Euro nicht ausreichend begründet.
Das Honorar sollte demnach in die Abwicklung der Zahlungen fließen. Das formale Scheitern der Vergleichsverhandlungen dürfe jedoch „nicht zu Lasten der Kundinnen und Kunden gehen“, betonte das Unternehmen nach weiteren Beratungen des Managements. Wie genau die Dieselfahrer an ihr Geld kommen sollen, steht allerdings noch nicht fest.
Verbraucherschützer hatten nach dem Auffliegen des Abgasskandals in den USA 2015 verlangt, auch Autofahrern in Europa eine Entschädigung für den Wertverlust betroffener Dieselfahrzeuge zuzusprechen. Dieselfahrer, die sich zur Braunschweiger Musterfeststellungsklage angemeldet hatten und die Bedingungen für die Teilnahme an dem Vergleich erfüllen, sollen das ausgehandelte Angebot bekommen. Die Summe pro Kopf könnte laut VW bei zuletzt 400000 bis 470000 Anmeldungen zu dem Sammelverfahren bei etwa 2000 Euro liegen.
„Ich freue mich über jeden Euro, den Volkswagen in Anerkennen seines Dieselbetrugs den Verbrauchern auszahlt“, sagte Verbraucherzentralen-Chef Klaus Müller am Freitag. Trotzdem wolle der Verband nicht aufgeben. Wer dem Vergleich jetzt zustimme, könne keine weiteren Ansprüche geltend machen, falls der Verband mit seiner Klage eine höhere Entschädigung erstreite.
Der VZBV vertrat in dem Verfahren um die Musterfeststellungsklage zahlreiche Dieselfahrer, die Schadenersatz für ihre Fahrzeuge mit zu hohen Abgaswerten verlangen. Der Verband gab Volkswagen die Schuld für die gescheiterten Verhandlungen. Die Gespräche seien geplatzt, weil VW kein transparentes, vertrauenswürdiges und für die Verbraucher sicheres System der Abwicklung ermöglichen wollte, sagte VZBV-Chef Klaus Müller. Anfang Januar hatten VW und VZBV erklärt, über eine außergerichtliche Lösung in dem Musterprozess sprechen zu wollen. Beide Seiten nannten das „gemeinsame Ziel einer pragmatischen Lösung im Sinne der Kunden“. Mehrere Anwaltskanzleien vermuten, dass sich die Parteien unabhängig von VW Vergleichsangebot bald wieder vor Gericht treffen. Jan Petermann und Theresa Münch, dpa