Was hat Schmidt gegen Gladbach vor?
Der Trainer des FC Augsburg sieht bei seinem Team eine Weiterentwicklung. Er könne jetzt taktisch variabler arbeiten. Allerdings fehlt derzeit das Selbstvertrauen
Augsburg So im Nachhinein betrachtet hatte die 1:5-Klatsche bei der Borussia aus Mönchengladbach für Martin Schmidt auch etwas Gutes. Es sei ein Meilenstein gewesen. „Danach lief es besser“, blickte der Trainer des FC Augsburg zwei Tage vor dem erneuten Aufeinandertreffen in der WWK-Arena (Samstag, 15.30 Uhr/Sky) zurück.
Sein Team war Anfang Oktober nach drei Gegentoren in den ersten 13 Minuten untergegangen wie die Titanic nach der Kollision mit dem Eisberg. Nicht nur den Fans schwante damals Böses, doch danach bekam Schmidt mit seinem Team die Kurve. Aus dem Negativerlebnis wurden die richtigen Lehren gezogen. Nur eine Woche später trotzte der FCA zu Hause dem FC Bayern ein 2:2 ab. Am Ende überwinterte man nach einem Zwischenspurt mit fünf Siegen in sechs Spielen mit 23 Punkten auf Platz zehn.
Da war auch nicht alles Gold, was glänzte, doch mit mutigem Offensivpressing in den richtigen Momenten und gelungenem Umschaltspiel überzeugte der FCA zum Beispiel beim 4:0 gegen Hertha BSC oder beim 4:2 in Hoffenheim. Schmidt, der erst im April Manuel Baum ersetzt hatte, und der FCA schienen sich gefunden zu haben.
Doch davon ist vor dem 24. Spieltag nicht mehr viel zu spüren. Noch ist man punktemäßig im Soll, der Abstand auf die Abstiegsränge für ein Team wie den FCA (noch) komfortabel. Allerdings zählt der Bundesligist mit nur vier Punkten mit Paderborn und Mainz zu den schlechtesten Teams der Rückrunde. Nur Bremen (drei Zähler) ist noch schlechter. Die Spieler und der Trainer sind auf der Suche nach dem verlorenen Selbstvertrauen. Schmidt sagt: „Wir wollten in die ersten Spiele der Rückrunde besser reinkommen als in der Hinrunde. Jetzt haben wir nur einen Sieg in den letzten sieben Spielen. Wir haben nicht das Selbstbewusstsein wie im November, Dezember. Da müssen wir wieder hinkommen.“
Nur wie? Schmidt probiert vieles aus. Zu Hause gegen Freiburg (1:1) überließ er dem Gegner weitestgehend die Initiative, was die eigenen Zuschauer enttäuschte. Beim 0:2 in Leverkusen versuchte er mit einer variablen Fünferkette die Offensivkraft des Europa-League-Teilnehmers zu bremsen. Es gelang nur teilweise. Schmidt nennt seine taktischen Wechsel nicht Ausprobieren, sondern „Weiterentwicklung“. Man könne jetzt variabler spielen. Man könnte aber auch sagen, er glaubt derzeit nicht mehr an die eigenen Stärken. Davon will er nichts wissen: „Wir haben gar nichts geändert, wollen in jedem Spiel vorne draufgehen. Aber der Gegner liest uns. Darum klappt es nicht in jedem Spiel, sonst wären wir nicht Zwölfter, sondern ganz vorne dabei.“
Wie er gegen Gladbach agieren will, behielt er bei der Spieltagspressekonferenz wie immer für sich. „Gegen gute Gegner kann man etwas Bewährtes machen oder aber versuchen, den Gegner zu überraschen.“Und Gladbach ist gut. Derzeit ist das Team von Trainer Marco Rose Vierter, Blickrichtung nach oben. „Da kommt eine gehörige Portion Qualität“, sagt Schmidt.
Beim FCA geht die Tendenz eher nach unten. „Steinig und harzig“, nennt der Schweizer den Weg. Der Gelb gesperrte Daniel Baier wird am Samstag nicht mithelfen können, das klebrige Harz zu entfernen. Auch in der Vorrunde stand der Kapitän gegen Gladbach nicht auf dem
Platz. Damals ersetzte ihn Jan Moravek. Eine Fehlbesetzung. Der Tscheche enttäuschte – wie alle.
Diesmal wird Schmidt wohl nicht auf Moravek zurückgreifen, denn der absolvierte nach Rückenproblemen bisher nur einen Teil des Trainingsprogramms. So muss sich Schmidt zwischen Carlos Gruezo und Eduard Löwen entscheiden. Alles deutet darauf hin, dass der kampfstarke Gruezo mit Rani Khedira das defensive Mittelfeld bilden wird. Und es gibt auch Mutspender: Die Heimbilanz spricht für den FCA. Seit dem Bundesliga-Aufstieg hat man noch kein Spiel in der Augsburger Arena gegen das Team vom Niederrhein verloren. Vielleicht wird ja auch dieses Spiel gegen Gladbach zum Wendepunkt in der FCA-Saison. Und vielleicht geht es ja auch ohne fünf Gegentore.
● Coronavirus Keine Auswirkungen hat das sich immer mehr in Deutschland ausbreitende Coronavirus auf das Spiel in der nicht ausverkauften WWK-Arena. „Wir sind im Austausch mit den Behörden und der DFL und Stand heute gibt es keinen Anlass, irgendwelche Maßnahmen ergreifen zu müssen“, sagte ein Vereinssprecher.