Rokoko vom Feinsten
Im Klostergartenlabyrinth
Ein schwäbisches Barock- und Rokokojuwel.
Eng wurde es für das Kloster Roggenburg im Verlaufe der Säkularisation zu Beginn es 19. Jahrhunderts. Aufgelöst zu werden und als Fronveste dienen zu müssen ist nicht gerade schön. Na ja, für das hohe Gericht und später als Domizil für Heimatvertriebene wurde es auch genutzt. Erst in den 1980er Jahren kehrten die PrämonstratenserChorherrn an ihre frühere Wirkungsstätte zurück.
Seither darf das schwäbische Kleinod wieder in alter Pracht erstrahlen. Das barocke Konventsgebäude, die Rokoko-Klosterkirche, der ehemalige Wirtschaftshof und der Klostergasthof wurden „runderneuert“. Darüber hinaus entstand ein überregionales Bildungszentrum. Der Bezirk Schwaben, der Landkreis Neu-Ulm sowie die Gemeinde und das Kloster Roggenburg ziehen dabei an einem Strang.
18 Millionen Euro waren notwendig, um die vergangene Schönheit wieder erstrahlen zu lassen. Eine segensreiche Investition, die ein gutes Stück schwäbischer Identität wieder entstehen ließ! Die Mitte des 18. Jahrhunderts entstandene Klosterkirche ist von feinstem Rokoko. Die großen Figuren am Hochaltar stammen vom wohl bedeutendsten Bildhauer der damaligen Zeit, dem gebürtigen Tiroler Anton Sturm. Sie stellen den heiligen Augustinus, den Verfasser der PrämonstratenserOrdensregeln, und den Ordenspatron Johannes den Täufer dar. Hauptwerk des fleißigen Künstlers sind übrigens die überlebensgroßen Standbilder der vier Kirchenväter in der weltberühmten Wieskirche bei Steingaden.
Aber Roggenburg hat noch etwas aufzuweisen – den öffentlich zugänglichen Klostergarten mit seinem einzigartigen Efeu-Labyrinth. Gleich 300 verschiedene Efeusorten – das könnte deutscher Rekord sein – umranken die verwinkelten Wege. Verirren kann man sich hier aber (noch) nicht. Normal große Erwachsene überragen die Efeu-Stauden mühelos. Und für Kinder ist das Labyrinth ein harmloses grünes Abenteuer. Heinz Münzenrieder