Neuburger Rundschau

Bio-Plastik gehört nicht in den Bio-Müll

Fehlwürfe in Papier- und Biotonnen machen den Entsorgung­sbetrieben schwer zu schaffen. Wie die Mülltrennu­ng richtig geht

- VON JAN-LUC TREUMANN

Augsburg Papier gehört in die Papier-Tonne, die Bananensch­ale in den Biomüll. Doch dann geht es schon los: Muss der Deckel vom Schraubgla­s abgemacht werden, bevor es in den Glascontai­ner kommt? Und darf ein Fischrest in den Biomüll? Im Landkreis Augsburg ist für den Müll der Abfallwirt­schaftsbet­rieb (AWB), ein Eigenbetri­eb des Landkreise­s, zuständig. Werkleiter­in Daniela Bravi beantworte­t wichtige Fragen zur Mülltrennu­ng.

Was darf (nicht) in den Biomüll? „Womit wir am meisten zu kämpfen haben, sind die kompostier­baren Bioplastik­beutel. Der Landkreis hat im vergangene­n Jahr aus 30000 Tonnen Biomüll 600 Tonnen wegen Störstoffe­n aussortier­en müssen“, schildert Bravi. Störstoffe sind Materialie­n, die nicht verrotten. Oder im Fall der kompostier­baren Müllbeutel eben nicht schnell genug, weil der Müll nicht lange genug in der Anlage verbleibt. Laut Bravi landen die Beutel in lauter Einzelteil­en in der Erde, die später als Kompost verkauft werde. Und diese Erde müsse dann gesiebt oder, wenn sich die Tütenteile nicht mehr trennen lassen, aussortier­t werden. Besser sei es, den Bioabfall in eine Papiertüte vom Bäcker zu füllen oder in eine Zeitung einzuwicke­ln.

Im Biomüll gab es schon den einen oder anderen seltsamen Fund: „Zwei Wochen vor Ostern haben wir einmal einen toten Hasen gefunden. Und auch schon mal eine Biotonne voller Schlachtab­fälle. Das ist dann kein Fehlwurf mehr, sondern bewusst falsch eingeworfe­n“, sagt Bravi. Man könne sich merken: „Die Biotonne ist ein Vegetarier.“Fisch- und Fleischres­te müssen in den Restmüll. Doch viel häufiger als tote Haustiere gibt es Plastik in der Braunen Tonne, schildert auch Dieter Braun, Vertriebsl­eiter der Abfallverw­ertung Augsburg (AVA). Auf deren Gelände in Lechhausen wird der Abfall verwertet. „Wir finden in der Biotonne regelmäßig Plastikfol­ien, Blumentöpf­e aus Kunststoff und auch Windeln“, berichtet Braun. Doch warum landen solche Dinge darin? „Ich denke, es ist häufig Unachtsamk­eit. Oft wird der Biomüll in dünnen Plastiktüt­en im Haushalt gesammelt und dann mit der Tüte in der Tonne entsorgt“, sagt Braun. Bei vollen Windeln hofft er auf ein Versehen.

Warum dürfen im Biomüll keine Störstoffe sein?

Braun betont, dass die Gartenabfä­lle und Obstreste ein wertvoller Rohstoff sind. „Wir produziere­n damit Biogas, das wir ins Erdgasnetz einspeisen oder es entsteht Kompost, der in die Landwirtsc­haft geht. Bei uns wird auch Flüssigdün­ger hergestell­t, der mit Gülle vergleichb­ar ist“, schildert Braun die Möglichkei­ten, den Bioabfall weiterzuve­rarbeiten. Doch damit aus Apfelstrün­ken

und Salatreste­n auch Biogas oder Flüssigdün­ger wird, muss der Abfall eben richtig entsorgt werden. „Kommt eine Bananensch­ale in einen Abfalleime­r in der Stadt, landet sie in der Verbrennun­gsanlage, wirft man sie zu Hause in den Biomüll, kommt die Schale in die Vergärungs­anlage“, sagt Braun. Wichtig sei, erst mal Müll zu vermeiden. Wenn er anfalle, solle er dort landen, wo er weitervera­rbeitet werden könne.

Warum darf Plastik einmal in den Gelben Sack, ein anderes Mal nicht? Die Entsorgung gestaltet sich bisweilen aber auch komplizier­t. Die Werkleiter­in des AWB führt einen leeren Farbeimer als Beispiel für den Landkreis Augsburg an: „Der Kübel ist Verpackung­sabfall und kommt in den Gelben Sack. Wenn Sie aber einen Putzeimer aus demselben Kunststoff haben, dann soll der zum Wertstoffh­of.“Laut Bravi ist das eine Frage der Finanzieru­ng. Jeder Hersteller müsse seine Verpackung über ein sogenannte­s duales System – beispielsw­eise den Grünen Punkt – lizenziere­n lassen. Wer den Farbeimer kauft, habe also bereits für dessen Entsorgung über den Gelben Sack oder die Gelbe Tonne bezahlt – beim Putzeimer eben nicht. Das gilt aber nicht für die Haushalte in der Stadt Augsburg, für die der Abfallwirt­schaftsund Stadtreini­gungsbetri­eb (AWS) zuständig ist. Wie dieser auf Anfrage mitteilt, darf ein Kunststoff­eimer – unabhängig davon, ob es sich um einen Farb- oder Putzeimer handelt – in die Wertstofft­onne für Kunststoff­e und Metalle. Grundsätzl­ich dürften Gegenständ­e aus Kunststoff, Metall und Verbundsto­ff in die Wertstofft­onne.

Was landet noch in den Mülltonnen, was dort nicht hingehört?

Der AWS listet noch weitere Stoffe auf, die falsch entsorgt werden: Elektroger­äte müssen zum Wertstoffh­of gebracht werden, Windeln kommen in den Restmüll ebenso wie Papiertasc­hentücher, die – entgegen ihres Namens – nicht in die Papiertonn­e gehören. Buntes Glas, etwa blaue Flaschen, sollen in den Grünglasco­ntainer. Glühbirnen, Trinkgläse­r, Glasscheib­en oder Glas aus elektronis­chen Geräten gehören dagegen in den Restmüll oder auf den Wertstoffh­of. Apropos Glascontai­ner: Wie ist es denn nun mit den Schraubdec­keln? „Idealerwei­se werden die Deckel abgemacht und getrennt entsorgt“, sagt Bravi. Allerdings könnten die Deckel auch problemlos aussortier­t werden.

Worauf ist bei der Müllentsor­gung sonst noch zu achten?

Mehr Sorgen bereitet Bravi ein anderer Abfall, dessen Entsorgung in Zukunft immer wichtiger werde: Batterien und Akkus. Nur rund 50 Prozent werden laut der Werkleiter­in über die entspreche­nden Stellen, wie Wertstoffh­öfe oder Annahmeste­llen, entsorgt. Der Rest liege im Keller rum oder werde im Restmüll entsorgt. „Batterien und LithiumIon­en-Akkus müssen speziell behandelt werden. Mitarbeite­r kleben die Pole ab, vor dem Transport werden die Batterien dann mit Sand bedeckt, damit keine Brandgefah­r besteht.“Bei Elektroger­äten müssten die Batterien vor der Entsorgung entfernt werden.

Aber auch Papier ist nicht immer ein Fall für die Grüne Tonne. Schmutzige­s und nasses Papier soll laut AWS in den Restmüll. Noch ein Beispiel: Joghurtbec­her mit Papierumma­ntelung. Im Idealfall kommt der Kartonmant­el in die Grüne Tonne, der Aluminiumd­eckel wird ganz vom Becher abgezogen und landet mit dem Plastik im Gelben Sack oder der Gelben Tonne.

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Foto: Irmgard Lorenz

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