Wer frech ist, der hat’s nicht leicht
Der Grat zwischen gerade noch politisch korrekt und schon lustig ist schmal geworden. Menschen, die aus beruflichen Gründen darauf balancieren müssen, droht praktisch in jeder Sekunde der Absturz. Nun sind sogar die Damen und Herren aus der Marketingabteilung des Autovermieters Sixt, die eigentlich als Gratwanderungsakrobaten der Extraklasse gelten, auf die Nase gefallen. Ihr Slogan „Ab ins Gelände“, welcher der Kundschaft einen Off-Road-Trip mit PS-starken SUVs schmackhaft machen sollte, missfiel einem Münchner Richter so sehr, dass Sixt in dem Rechtsstreit mit der Wettbewerbszentrale der deutschen Wirtschaft klein beigab.
Wer sich an die Höchstleistungen der Sixt-Marketingabteilung aus der Vergangenheit erinnert, kann das nicht unbedingt nachvollziehen. Die Vorher-Nachher-Werbung für Cabrio-Fahrer mit Heino und Roberto Blanco war ebenso ein Highlight wie die Idee, Bundeskanzlerin Angela Merkel mit ihrer braven Frisur in ein Cabrio zu setzen und als Punk mit Sturmfrisur wieder aussteigen zu lassen. Seehofer, Tebartz-van Elst, Gauland, Strache, Nahles – vor nichts und niemand schienen die PR-Spezialisten zurückzuschrecken.
Und jetzt die Kapitulation, nur weil ein Richter meint, „Ab ins Gelände“sei irreführend, weil man in Deutschland abseits der Straßen ohnehin nicht durchs Gelände wildern darf? Dann müsste ja wohl auch die Autowerbung mit Jürgen Klopp, dem aktuellen Werbeliebling der Deutschen, verboten werden. Feststeht: Wer frech ist und kreativ, der hat’s nicht leicht.
Notizen aus der Region