Mörder hörte „Wesen“
Prozessauftakt gegen Messerstecher
Augsburg/Donauwörth Ein 35-jähriger Mann soll im März 2019 im Hof einer Wohnanlage in Donauwörth einen 49-jährigen Nachbarn erstochen und dessen Ehefrau schwer verletzt haben – weil es ihm eine Stimme befohlen habe, wie der Mann aussagte. Er muss sich seit Dienstag vor dem Augsburger Landgericht wegen Mordes und versuchten Mordes verantworten. Der siebenjährige Sohn des Ehepaares blieb bei der Attacke körperlich unversehrt.
Laut Anklageschrift und Verteidigererklärung wollte der aus Guinea kommende Angeklagte den indischstämmigen Ingenieur töten, weil der sein Volk in Afrika bedrohen würde. Dies hätten „eine Stimme“und ein „unsichtbares Wesen“von ihm gefordert. Ausgestattet mit einem zur Schlinge gebundenen Seil und einem großen Küchenmesser habe der 35-Jährige in einen Kaftan gewandet seinem Opfer aufgelauert, als die Familie wie üblich morgens kurz nach 7 Uhr das Haus verließ.
Nachdem er dem 49-Jährigen das Seil um den Hals gelegt und ihn gewürgt hatte, stach der Angeklagte auf die Ehefrau des Ingenieurs ein, die zu Hilfe gekommen war, und verletzte sie schwer. Anschließend versetzte der Angreifer dem Ehemann zahlreiche Messerstiche, davon allein 16 in den Kopf- und Halsbereich. Dabei wurde eine Hauptschlagader verletzt, weswegen der Mann am Nachmittag im Augsburger Uniklinikum gestorben war. Mehrere Zeugen der Tat waren eingeschritten, konnten den Messerangriff aber nicht entscheidend abwenden. Erst als die Polizei eingetroffen war, hatte sich der Angeklagte festnehmen lassen.
An vier weiteren Verhandlungstagen will das Gericht bis Ende kommender Woche insgesamt 53 Zeugen anhören. Weil sich der Angeklagte im Zustand einer paranoidhalluzinatorischen Schizophrenie befunden habe, wird erwartet, dass er im Falle einer Verurteilung in eine Anstalt eingewiesen wird.