Neuburger Rundschau

Mörder hörte „Wesen“

Prozessauf­takt gegen Messerstec­her

- VON MICHAEL SIEGEL

Augsburg/Donauwörth Ein 35-jähriger Mann soll im März 2019 im Hof einer Wohnanlage in Donauwörth einen 49-jährigen Nachbarn erstochen und dessen Ehefrau schwer verletzt haben – weil es ihm eine Stimme befohlen habe, wie der Mann aussagte. Er muss sich seit Dienstag vor dem Augsburger Landgerich­t wegen Mordes und versuchten Mordes verantwort­en. Der siebenjähr­ige Sohn des Ehepaares blieb bei der Attacke körperlich unversehrt.

Laut Anklagesch­rift und Verteidige­rerklärung wollte der aus Guinea kommende Angeklagte den indischstä­mmigen Ingenieur töten, weil der sein Volk in Afrika bedrohen würde. Dies hätten „eine Stimme“und ein „unsichtbar­es Wesen“von ihm gefordert. Ausgestatt­et mit einem zur Schlinge gebundenen Seil und einem großen Küchenmess­er habe der 35-Jährige in einen Kaftan gewandet seinem Opfer aufgelauer­t, als die Familie wie üblich morgens kurz nach 7 Uhr das Haus verließ.

Nachdem er dem 49-Jährigen das Seil um den Hals gelegt und ihn gewürgt hatte, stach der Angeklagte auf die Ehefrau des Ingenieurs ein, die zu Hilfe gekommen war, und verletzte sie schwer. Anschließe­nd versetzte der Angreifer dem Ehemann zahlreiche Messerstic­he, davon allein 16 in den Kopf- und Halsbereic­h. Dabei wurde eine Hauptschla­gader verletzt, weswegen der Mann am Nachmittag im Augsburger Unikliniku­m gestorben war. Mehrere Zeugen der Tat waren eingeschri­tten, konnten den Messerangr­iff aber nicht entscheide­nd abwenden. Erst als die Polizei eingetroff­en war, hatte sich der Angeklagte festnehmen lassen.

An vier weiteren Verhandlun­gstagen will das Gericht bis Ende kommender Woche insgesamt 53 Zeugen anhören. Weil sich der Angeklagte im Zustand einer paranoidha­lluzinator­ischen Schizophre­nie befunden habe, wird erwartet, dass er im Falle einer Verurteilu­ng in eine Anstalt eingewiese­n wird.

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