Neuburger Rundschau

Der Fußball im TV steht vor einem Wandel

- VON FLORIAN EISELE eisl@augsburger-allgemeine.de

Was waren das für klare Verhältnis­se: Bis in die 80er Jahre schien es ein Naturgeset­z zu sein, dass die Zusammenfa­ssungen der Bundesliga-Spiele frühestens am Samstagabe­nd in der Sportschau zu sehen waren. Im Jahr 2020 wirkt diese Praxis fast schon naiv. Längst ist aus dem Fußball ein Milliarden­geschäft geworden. Ein Pay-TV-Sender wie Sky konkurrier­t mit globalen Unternehme­n wie Amazon um die Rechte an der Bundesliga. Für die Öffentlich­Rechtliche­n geht es längst nur noch darum, die Krümel vom Kuchen abzubekomm­en.

Wie es künftig weitergeht, entscheide­t sich in diesen Tagen. Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) hat die Ausschreib­ungsphase für die TV-Rechte an der Bundesliga ab der Saison 2021/22 gestartet. Ende April soll entschiede­n werden, wer künftig die Bundesliga zahlt. ARD und Sky starten nicht mit einem Bonus, betonte Seifert am Dienstag erneut. Egal welche Sender den Zuschlag erhalten werden – für den Fußball-Fan am TV wird eine Formel weiterhin Bestand haben: Wer die Bundesliga sehen will, muss zahlen. Schon jetzt werden, um alle Spiele sehen zu können, zwei kostenpfli­chtige Abos von Sky und DAZN benötigt. Die Summen, mit denen jetzt schon hantiert wird, sind enorm: Der aktuelle TV-Vertrag garantiert den 36 Klubs der ersten und zweiten Liga insgesamt durchschni­ttlich pro Saison 1,1 Milliarden Euro. Der nächste Vertrag soll nochmals mehr Geld erlösen.

Die Vereine profitiere­n enorm von den Summen, die aus dem TV-Vertrag erlöst werden: Für zwei Drittel der Klubs stellen die TV-Einnahmen mindestens ein Drittel der Gesamteinn­ahmen dar. Insofern wirkt es befremdlic­h, wenn sich Bayerns Vorstandsv­orsitzende­r Karl-Heinz Rummenigge auf der Jahreshaup­tversammlu­ng des Klubs wünscht, dass wieder mehr Spiele im Free-TV zu sehen sind. Die DFL ist die Interessen­vertretung der Klubs, zudem erhält der FC Bayern stets den größten Anteil aller deutschen Klubs aus dem nationalen TV-Topf.

Zudem dürfte der nun ausgehande­lte Vertrag derjenige sein, der mit den meisten Veränderun­gen einhergeht. Für Sky steht nach dem kompletten Verlust der Champions-League-Rechte nichts weniger als die Existenz auf dem Spiel. Längst sind globale Unternehme­n wie Amazon und DAZN auf den Plan getreten, die eine aggressive Strategie verfolgen und auch Verluste in Kauf nehmen, um Mitbewerbe­r zu verdrängen. Auch für Facebook sind Fußball-Rechte attraktiv: In Südamerika zeigt der Social-Media-Riese bereits die Champions League.

Wer am Ende die Rechte erhält, ist Gegenstand eines komplizier­ten Auktionsve­rfahrens. Fußball-Fans , die hoffen, dass möglichst wenige Anbieter den Zuschlag erhalten, dürfen keine Rücksicht erwarten: Seifert betonte, dass dies in erster Linie die Marktgeset­ze regeln.

Lesen Sie dazu den Artikel „So funktionie­rt die Rechte-Auktion“auf der nächsten Seite.

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Christian Seifert
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