Steht ein OB-Kandidat vor der Tür...
Die Grünen ziehen im Wahlkampf von Haustür zu Haustür. Dort hört sich OB-Kandidat Gerhard Schoder die Sorgen der Bürger an. Welche Themen die Wähler bewegen
Neuburg Es weht ein eisiger Wind durch die Rohrenfelder Straße an diesem Montagabend. Gerhard Schoder ist’s in seinen schwarzen Geschäftsschuhen und dem eleganten Mantel egal. Es ist sein vierter Haustürwahlkampf als OB-Kandidat der Grünen in Neuburg, beim vorherigen in Bruck hat es sogar geschneit. Und irgendwie, sagt Schoder, fühlt er sich wieder an seine Zeit als Sternsinger zurückerinnert. Nur, dass diesmal nicht er die Sprüchlein aufsagt, sondern sich die Sprüche, Sorgen und Nöte der Bürger anhört.
So wie an der ersten Haustür. Christian Eschner, noch CSU-Stadtrat, öffnet die Tür und freut sich. Er und Schoder kennen sich und so beginnt Eschner mit den Themen, die ihn bewegen. Aufgrund des gesperrten Hallenbadparkplatzes herrsche ein enormer Parkdruck in der Rohrenfelder Straße – auch, weil das Hallenbad überregional genutzt wird. Kennzeichen aus Augsburg, Aichach, Donauwörth oder Ingolstadt seien keine Seltenheit. Selbst am Wochenende stehen sie vor Eschners Haustür. Allgemein spielt das Thema Verkehr während der Tour eine große Rolle.
Schoder fühlt sich bestätigt. Schon
plädiert er für ein Verkehrskonzept in Neuburg, will es direkt in seinen ersten 100 Amtstagen angreifen. Dazu gehört auch das neue Parkhaus, das am Hallenbad entsteht. „Das muss kostenlos sein, um die Autos ins Parkhaus zu locken“, sagt der OB-Kandidat und Vierfachvater.
Ein guter Start in den frühen Abend, freut sich Schoder. Insgesamt zehn bis 15 solcher HaustürTouren werden die Grünen bis zur Kommunalwahl absolviert haben. „Wir wollen die letzten 20 Prozent der Menschen überzeugen, die noch nicht wissen, wen sie wählen“, gibt sich der Schwiegersohn Anton Sprenzels zuversichtlich.
Doch schon an den nächsten Türen hat Schoders Team um die Stadtratskandidaten Claudia Walter, Mona Wolbert und Norbert Mages weniger Glück. Viele Bürger sind noch nicht zu Hause oder haben gerade keine Zeit. Post von den Grünen erhalten sie trotzdem – vorausgesetzt sie haben kein „Werbung, nein danke“-Schild am Briefkasten. „Darauf achten wir schon“, sagt Schoder und wirft das Werbepaket bestehend aus mehreren Flyern ein.
Ein paar Hausnummern weiter entkommt Rentner Alexander Hellgrewe der grünen Entourage jedoch nicht. Er spricht ein Neuburger Dauerthema an: die zweite Donaubrücke. „Man muss die Brücke jetzt endlich bauen“, fordert er und bezeichnet sie als eine Investition für die Zukunft. Schoder hält dagegen, argumentiert unter anderem, dass die Brücke zu teuer sei. Es ist nicht das einzige Problem, das Hellgrewe in Neuburg ausgemacht hat: Der Oswaldplatz sei „ein Witz in Dosen“, Unverständnis löse bei ihm aus, dass die Eltern ihre Kinder bis vor die Tür fahren müssen und er wolle, dass die Amtszeit des Oberbürgermeisters in Neuburg begrenzt wird. „Eine vierte Amtszeit wäre zu viel“, gibt der Rentner Schoder mit auf den Weg. Ein Wunsch, den er sich sicher gerne notiert.
Etwas skeptischer öffnet Erna Heindl ihre Tür. „Wahl, Wahl, immer nur Wahl“, seufzt sie nach der Begrüßung und verdreht die Augen. „Und Sie wollen Oberbürgermeister werden?“, fragt sie provokant und gibt sich die Antwort gleich selbst: „Na, ich glaube eher nicht.“Schoder hakt nach, warum Heindl unzufrieden wirkt. Sie sei sauer auf den OB: „Die Osttangente ist ein Schmarrn.“Mitten durch die Äcker soll die Stralange ße verlaufen. Ein Umstand, den die Bäuerin nicht nachvollziehen kann. Deshalb wird sie auch wählen gehen, allerdings per Brief. „Ich lass mich doch nicht im Wahllokal auslachen mit dem riesigen Stimmzettel“, sagt sie und schließt schmunzelnd wieder die Tür.
Es dämmert mittlerweile in Neuburg, da klingelt der OB-Kandidat bei Kreitmeiers. Dem Partyschmuck nach zu urteilen, wohnt eine Erstwählerin in dem Haus – eigentlich eine Hauptzielgruppe der Grünen. Es öffnet jedoch ihr Vater. Dieser arbeitet bei den Stadtwerken und kümmert sich – wie der Zufall so will – dort schwerpunktmäßig um die Nahwärme. Auch darum wolle sich Schoder gleich in seinen ersten 100 Tagen als OB kümmern, sagt er begeistert. Er will die Themen Ausbau der Nahwärme und Glasfaser miteinander verknüpfen. Außerdem müssten die Stadtwerke unbedingt in städtischer Hand bleiben. Kreitmeier wirkt zufrieden, schließlich bekomme er hautnah die Bedürfnisse der Bürger mit.
Ein paar Flyer sind noch übrig und so ziehen die drei Grünen aus dem Neuburgland weiter zum nächsten Haus. Statt Caspar, Melchior und Balthasar sind es Gerhard, Norbert und Claudia.