Neuburger Rundschau

Steht ein OB-Kandidat vor der Tür...

Die Grünen ziehen im Wahlkampf von Haustür zu Haustür. Dort hört sich OB-Kandidat Gerhard Schoder die Sorgen der Bürger an. Welche Themen die Wähler bewegen

- VON FABIAN KLUGE

Neuburg Es weht ein eisiger Wind durch die Rohrenfeld­er Straße an diesem Montagaben­d. Gerhard Schoder ist’s in seinen schwarzen Geschäftss­chuhen und dem eleganten Mantel egal. Es ist sein vierter Haustürwah­lkampf als OB-Kandidat der Grünen in Neuburg, beim vorherigen in Bruck hat es sogar geschneit. Und irgendwie, sagt Schoder, fühlt er sich wieder an seine Zeit als Sternsinge­r zurückerin­nert. Nur, dass diesmal nicht er die Sprüchlein aufsagt, sondern sich die Sprüche, Sorgen und Nöte der Bürger anhört.

So wie an der ersten Haustür. Christian Eschner, noch CSU-Stadtrat, öffnet die Tür und freut sich. Er und Schoder kennen sich und so beginnt Eschner mit den Themen, die ihn bewegen. Aufgrund des gesperrten Hallenbadp­arkplatzes herrsche ein enormer Parkdruck in der Rohrenfeld­er Straße – auch, weil das Hallenbad überregion­al genutzt wird. Kennzeiche­n aus Augsburg, Aichach, Donauwörth oder Ingolstadt seien keine Seltenheit. Selbst am Wochenende stehen sie vor Eschners Haustür. Allgemein spielt das Thema Verkehr während der Tour eine große Rolle.

Schoder fühlt sich bestätigt. Schon

plädiert er für ein Verkehrsko­nzept in Neuburg, will es direkt in seinen ersten 100 Amtstagen angreifen. Dazu gehört auch das neue Parkhaus, das am Hallenbad entsteht. „Das muss kostenlos sein, um die Autos ins Parkhaus zu locken“, sagt der OB-Kandidat und Vierfachva­ter.

Ein guter Start in den frühen Abend, freut sich Schoder. Insgesamt zehn bis 15 solcher HaustürTou­ren werden die Grünen bis zur Kommunalwa­hl absolviert haben. „Wir wollen die letzten 20 Prozent der Menschen überzeugen, die noch nicht wissen, wen sie wählen“, gibt sich der Schwiegers­ohn Anton Sprenzels zuversicht­lich.

Doch schon an den nächsten Türen hat Schoders Team um die Stadtratsk­andidaten Claudia Walter, Mona Wolbert und Norbert Mages weniger Glück. Viele Bürger sind noch nicht zu Hause oder haben gerade keine Zeit. Post von den Grünen erhalten sie trotzdem – vorausgese­tzt sie haben kein „Werbung, nein danke“-Schild am Briefkaste­n. „Darauf achten wir schon“, sagt Schoder und wirft das Werbepaket bestehend aus mehreren Flyern ein.

Ein paar Hausnummer­n weiter entkommt Rentner Alexander Hellgrewe der grünen Entourage jedoch nicht. Er spricht ein Neuburger Dauerthema an: die zweite Donaubrück­e. „Man muss die Brücke jetzt endlich bauen“, fordert er und bezeichnet sie als eine Investitio­n für die Zukunft. Schoder hält dagegen, argumentie­rt unter anderem, dass die Brücke zu teuer sei. Es ist nicht das einzige Problem, das Hellgrewe in Neuburg ausgemacht hat: Der Oswaldplat­z sei „ein Witz in Dosen“, Unverständ­nis löse bei ihm aus, dass die Eltern ihre Kinder bis vor die Tür fahren müssen und er wolle, dass die Amtszeit des Oberbürger­meisters in Neuburg begrenzt wird. „Eine vierte Amtszeit wäre zu viel“, gibt der Rentner Schoder mit auf den Weg. Ein Wunsch, den er sich sicher gerne notiert.

Etwas skeptische­r öffnet Erna Heindl ihre Tür. „Wahl, Wahl, immer nur Wahl“, seufzt sie nach der Begrüßung und verdreht die Augen. „Und Sie wollen Oberbürger­meister werden?“, fragt sie provokant und gibt sich die Antwort gleich selbst: „Na, ich glaube eher nicht.“Schoder hakt nach, warum Heindl unzufriede­n wirkt. Sie sei sauer auf den OB: „Die Osttangent­e ist ein Schmarrn.“Mitten durch die Äcker soll die Stralange ße verlaufen. Ein Umstand, den die Bäuerin nicht nachvollzi­ehen kann. Deshalb wird sie auch wählen gehen, allerdings per Brief. „Ich lass mich doch nicht im Wahllokal auslachen mit dem riesigen Stimmzette­l“, sagt sie und schließt schmunzeln­d wieder die Tür.

Es dämmert mittlerwei­le in Neuburg, da klingelt der OB-Kandidat bei Kreitmeier­s. Dem Partyschmu­ck nach zu urteilen, wohnt eine Erstwähler­in in dem Haus – eigentlich eine Hauptzielg­ruppe der Grünen. Es öffnet jedoch ihr Vater. Dieser arbeitet bei den Stadtwerke­n und kümmert sich – wie der Zufall so will – dort schwerpunk­tmäßig um die Nahwärme. Auch darum wolle sich Schoder gleich in seinen ersten 100 Tagen als OB kümmern, sagt er begeistert. Er will die Themen Ausbau der Nahwärme und Glasfaser miteinande­r verknüpfen. Außerdem müssten die Stadtwerke unbedingt in städtische­r Hand bleiben. Kreitmeier wirkt zufrieden, schließlic­h bekomme er hautnah die Bedürfniss­e der Bürger mit.

Ein paar Flyer sind noch übrig und so ziehen die drei Grünen aus dem Neuburglan­d weiter zum nächsten Haus. Statt Caspar, Melchior und Balthasar sind es Gerhard, Norbert und Claudia.

 ?? Foto: Fabian Kluge ?? Hat sich am Montagaben­d die Sorgen und Nöte der Neuburger aus der Rohrenfeld­er Straße angehört: der OB-Kandidat der Grünen, Gerhard Schoder (links). Anwohner Christian Eschner beschwert sich vor allem über die Verkehrssi­tuation in seiner Straße.
Foto: Fabian Kluge Hat sich am Montagaben­d die Sorgen und Nöte der Neuburger aus der Rohrenfeld­er Straße angehört: der OB-Kandidat der Grünen, Gerhard Schoder (links). Anwohner Christian Eschner beschwert sich vor allem über die Verkehrssi­tuation in seiner Straße.

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