Die Frauen sind raus
Wieder wird es keine „Madam President“geben
Washington Die Amerikaner nennen den kleinen Finger liebevoll „Pinkie“. Und wenn zwei Menschen sich mit ihren kleinen Fingern berühren, dann ist das eine Art Siegel für ein hochheiliges Versprechen, ein „Pinkie Promise“. Elizabeth Warren hat im Vorwahlkampf der Demokraten tausende davon gegeben. Dafür ging sie nach Wahlkampfveranstaltungen regelmäßig in die Hockstellung, um ihren kleinen Fans in die Augen zu schauen. Das ist, was Mädchen tun, pflegte die Kandidatin zu sagen: „Sie bewerben sich darum, Präsidentin zu werden.“
Als Warren am Donnerstag vor ihrem Haus in Cambridge stand, um das Ende ihrer Kandidatur für das Amt im Weißen Haus zu verkünden, erinnerte sie an die vielen „Pinkie Promises“, die sie abgelegt hat. „Mir gehen alle diese Mädchen durch den Kopf, die nun weitere vier Jahre warten müssen“, sagt die Senatorin sichtbar bewegt. „Das wird schwer für sie sein.“
Die Partei, deren Wähler zu 60 Prozent Frauen sind, hat nun die Wahl zwischen zwei Männern. „Es bleibt noch verdammt viel zu tun, bis außerordentlich begabte Frauen in der Lage sein werden, zum Commander-in-Chief gewählt zu werden“, zeigt sich Senatorin Kamla Harris nach dem Rückzug Warrens wenig optimistisch.
Und die Zahlen scheinen ihr recht zu geben. Obwohl die Frauen am Super-Dienstag die Mehrheit der Wähler ausmachte, erhielten Bernie Sanders und Joe Biden jeweils rund zehn Prozent mehr der weiblichen Stimmen.
Die Frauenrechtlerin Rebecca Traister sieht Kandidatinnen in einer Falle. Diese könnten nicht über den offenkundigen Sexismus sprechen, „weil das nach Heulsuse klingt“. Warren kann das aus ihrer Erfahrung bestätigen. Es gelang ihr zwar, im Alleingang den Milliardär Michael Bloomberg wegen dessen frauenfeindlichem Verhalten in der Vergangenheit zu demontieren, aber sich selber half sie nicht.