Kurios und exotisch
Wunderkammern waren immer schon Kuriositätenkabinette. Alles, was das Herz eines Sammlers begehrte, fand darin Platz: Kunstgegenstände und -werke, ausgestopfte Tiere, neuartige Gerätschaften, seltene Pflanzen, geheimnisvolle Pülverchen…. Ab dem 16. Jahrhundert waren diese Sammlungen verbreitet und machten das Wissen und die Mythen der Welt auf wenigen Quadratmetern anschaulich.
Diesem Prinzip folgt das großartige Sachbilderbuch „Die Welt der Wunderkammer“des Historikers Alexandre Galand und der Illustratorin Delphine Jacquot. Geordnet nach Epochen vom 16. Jahrhundert bis in die heutige Zeit führt es auf großformatigen Klappseiten in die Wimmelwelt der Wunderkammern. Und was es da nicht alles zu sehen gibt: ein Schiffsmodell Karls V., in dem sich eine automatische Uhr verbirgt; Fossilien, die Leonardo da Vinci gesammelt hat, um die Existenz früherer Lebewesen zu beweisen, Wachsmodelle für anatomische Abhandlungen und Apparaturen wie die Laterna Magica. Auf den Folgeseiten werden die Geschichten zu den Objekten erzählt. Die Idee, ein Abbild der Welt zu konservieren, hat sich bis heute erhalten; etwa in den Botschaften der Zeitkapseln, die für unsere Nachfahren deponiert werden, oder in einer „Arche Noah der Pflanzen“in Spitzbergen, wo über eine Million Samenproben von Pflanzen aufbewahrt werden. Auch dahin gelangt man bei der Entdeckungsreise durch diesen Prachtband. Birgit Müller-Bardorff