Solarpark der Superlative
Bei Berg im Gau baut die Ingolstädter Anumar GmbH nach langer Hängepartie auf 140 Hektar bis Ende des Jahres das größte Freilandsolarkraftwerk Bayerns. Wie Umwelt und Klima von dem Vorzeigeprojekt profitieren
Berg im Gau-Oberarnbach Es ist ein Projekt der Superlative, das lange auf der Kippe stand – und jetzt doch noch realisiert wird. Am Dienstag rammte Helmut Roßkopf, Bürgermeister von Berg im Gau, symbolisch den ersten Pfosten für den Solarpark Schornhof in den Moorboden bei Oberarnbach. Die größte Freilandanlage in Bayern wird jährlich 110 Megawatt Leistung erzeugen und damit 30.000 Haushalte mit Strom versorgen, erklärte Markus Brosch, Geschäftsführer der Anumar GmbH, beim Ortstermin.
„Das Kind lag schon im Koma, jetzt ist es plötzlich wieder erwacht“, fasste Helmut Roßkopf die Projektgeschichte bildhaft zusammen. In der Tat reicht die Planung bis ins Jahr 2008 zurück, 2010 gab es dann einen rechtskräftigen Bebauungsplan. „Ich habe noch jedes Datum im Kopf“, erinnerte sich der Rathauschef an das Scheitern seinerzeit. Am 2. Mai habe der Gemeinderat getagt, am 5. Mai sei der Bebauungsplan ausgelegen, am 7. Mai habe der Bundestag getagt und die Vergütung für Solarstrom auf Ackerflächen zurückgenommen – und zwar rückwirkend zum 23. März. Der damalige Betreiber PVStrom nahm daraufhin Abstand vom Projekt.
„Wir haben wegen der Transparenz, und um alle mitzunehmen, ein freiwilliges Raumordnungsverfahren gemacht. Das war der Knackpunkt, weil wir damit zu spät dran waren. Aus Berlin haben wir überhaupt keine Unterstützung bekommen.“Doch der Ärger darüber war bei Helmut Roßkopf am Dienstagvormittag verflogen. „Das Projekt war schwierig und der Weg steinig.“Doch nun könne man doch noch den Lohn für die Beharrlichkeit einfahren. „Heute ist ein besonderer Tag“, stimmte Markus Brosch in den Freudentenor ein. „Wir haben Courage gezeigt, die Konzeption war oft nervenaufreibend, doch am Ende hat es sich gelohnt.“
Nicht nur im Freistaat, sondern in ganz Süddeutschland gibt es künftig keinen größeren Solarpark.
Bei Oberarnbach entsteht bis Ende des Jahres auf 140 Hektar, also knapp eineinhalb Quadratkilometer – das ist die Fläche von 200 Fußballfeldern – zudem der größte PPASolarpark Deutschlands. „Power purchase agreement“steht für den direkten Stromverkauf, also die klassische Stromvermarktung ohne EEG-Vergütung. Die Voraussetzungen für die Projektrealisierung haben sich dabei in den vergangenen zwölf Jahren fundamental geändert, wie Markus Brosch erklärte. Zusammen mit Andreas Klier gründete er nach der Novellierung des Energieeinspeisegesetzes (EEG) 2010 die Anumar GmbH, die Solarkraftwerke
Zwölf Jahre Planungen mit Höhen und Tiefen
Ohne Förderung mit Stromlieferverträgen bauen
in Deutschland und Chile errichtet und betreibt – darunter auch den nahen Solarpark Brunnen an der Paartalbahnlinie. „Die Systementstehungskosten und die Voraussetzungen haben sich fundamental geändert“, führt er einen Vergleich an: Aktuell produziere man die Kilowattstunde Strom für weniger als fünf Cent, 2004 habe der Zuschuss bei 57 Cent/kWh gelegen. „Wir mussten es also schaffen, diese Anlage ohne Förderung nur über Lieferverträge zu bauen.“Und das ist gelungen. Der Strom wird übrigens mittels Übergabestation direkt in die vorbeiführende Hochspannungsleitung eingespeist.
Erwähnenswert ist noch der ökologische Nutzen. Das Klima profitiert von dem Solarpark gleich in mehrfacher Weise: Durch die Gewinnung grüner Energie und weil das riesige Areal aus der landwirtschaftlichen Nutzungen herausgenommen und die Drainagen gekappt werden. So wird die Moorsackung verringert, klimaschädliches CO2, das durch den Torfschwund in die Atmosphäre entweicht, bleibt im Boden. Die Erosion wird gestoppt. Die Regierung von Oberbayern habe den Solarpark als Vorzeigeprojekt ausdrücklich gelobt, freute sich Helmut Roßkopf. Schließlich, fügte Markus Brosch noch an, entstünden durch die Extensivierung Blühflächen, von denen Niederwild und Insekten profitieren. Eine Kooperation mit lokalen Imkern sei eingegangen worden.