Wie Frauen ihre Rentenlücke schließen
Frauen sind aufgrund von Kindererziehungszeiten und Teilzeitjobs häufiger von Altersarmut betroffen als Männer. So können sie finanzielle Probleme in der Zukunft erkennen und lösen
Reisen, den Hobbys nachgehen, Konzerte und Theateraufführungen besuchen: Für die Rente haben sich manche Menschen viel vorgenommen – schließlich ist man ja noch rüstig und hat zugleich viel Zeit für die schönen Dinge des Lebens. Die Kehrseite ist, dass in der Regel auch wesentlich weniger Geld zur Verfügung steht als vor Rentenbeginn. Den wenigsten Menschen fällt die finanzielle Umstellung von einem vollen Gehalt auf die Rente oder Pension leicht. „Der Einbruch ist schon massiv“, sagt Ursula Lenz von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen. „Das Problem der Altersarmut wird von der Tendenz her größer.“
Das gilt vor allem für Frauen, die wesentlich häufiger von Altersarmut betroffen sind als Männer. Grund dafür ist, dass Frauen aufgrund von Kindererziehungszeiten, Teilzeitjobs und generell niedrigeren Gehältern weniger in die Rentenkasse einzahlen als Männer. Laut einer Studie des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts im Auftrag des Bundesfamilienministeriums sammeln Frauen im Laufe ihres Berufslebens fast 50 Prozent weniger Einkommen an als Männer und zahlen entsprechend weniger Rentenbeiträge. Das macht sich im Alter deutlich im Geldbeutel bemerkbar.
634 Euro Altersrente steht Frauen laut Angaben der Deutschen Rentenversicherung durchschnittlich zur Verfügung. Zum Vergleich: Männer hatten mit 1154 Euro fast doppelt so viel. Ähnlich ist das Verhältnis bei Betriebsrenten: 240 Euro bekommen Frauen hier im Schnitt – Männer hingegen 593 Euro. Hinzu kommt, dass laut einer Erhebung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts in Düsseldorf nur sieben Prozent der Frauen überhaupt Ansprüche aus einer betrieblichen Altersvorsorge haben, bei Männern sind es 26 Prozent.
Gerade für alleinstehende Frauen führt daher an privater Vorsorge kein Weg vorbei – sonst reicht das Geld im Alter vorne und hinten nicht. „Als Erstes sollten sich Frauen darüber informieren, wie viel Geld ihnen im Alter zur Verfügung steht“, empfiehlt Carolin Meiner, Vorsorgeexpertin der Ideal-Versicherung. Einen wichtigen Hinweis darauf liefert die Renteninformation, welche die Deutsche Rentenversicherung einmal im Jahr an alle über 27-jährigen Versicherten verschickt. Dieser Wert ist allerdings mit Vorsicht zu genießen, denn er stellt eine Prognose dar.
Hinzu kommt: Von dem angegebenen Bruttobetrag werden später noch die Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge abgezogen. Dennoch ist die Summe aus der Renteninformation die Basis für alle weiteren Überlegungen, wie sich eine mögliche Rentenlücke schließen lässt. Bei der Berechnung helfen Online-Rentenrechner wie jener des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) oder auch unabhängige Rentenberater, beispielsweise von den Sozialverbänden, dem Bundesverband der Rentenberater oder der Deutschen Rentenversicherung.
Wer Handlungsbedarf bei sich feststellt, sollte sich an die Planung der Altersvorsorge machen. Wichtig ist, auf mehrere Absicherungskomponenten zu achten. Das ist neben der staatlichen Rente oder Pension einerseits die arbeitgeberfinanzierte Betriebsrente und andererseits eine private Vorsorge. „Sprechen Sie Ihren Arbeitgeber auf die Betriebsrente an und informieren Sie sich über dessen Modelle“, rät Vorsorgeexpertin Meiner.
Baustein ist eine private Rentenversicherung. Diese sollte möglichst flexibel gestaltet sein, damit Versicherte mit einem niedrigen Betrag einsteigen, ihn aber auch jederzeit erhöhen, wieder reduzieren oder auch mal eine Zeit lang aussetzen können. „Bereits mit 50 Euro im Monat kann eine 30-Jährige bis zum Renteneintritt mit 67 Jahren eine private Zusatzrente von 126 Euro erzielen“, nennt Carolin Meiner ein Beispiel.
Frauen sollten bei der Planung beachten, dass sie eine deutlich höhere Lebenserwartung haben – sie leben hierzulande im Schnitt etwa sechs Jahre länger als Männer. Für die Ruhestandsplanung bedeutet das, dass es besser ist, sich eine private Zusatzrente monatlich auszahlen zu lassen, statt zu Beginn des Rentenalters die gesamte Versicherungssumme auf einen Schlag zu kassieren.
Unterstützung gerade für Geringverdiener, die längere Zeit Teilzeittätigkeiten nachgegangen sind, bieWeiterer tet das seit 2018 geltende Betriebsrentenstärkungsgesetz. Es verhindert unter anderem, dass Betriebssowie Riester-Renten im Alter auf die staatlich garantierte Grundsicherung beziehungsweise Hartz IV angerechnet werden.
Speziell auf Frauen zugeschnittene Anlage- und Vorsorgeprodukte braucht man aber nicht, um eine effektive Altersvorsorge auf die Beine zu stellen, meint Alexandra Niessen-Ruenzi, Professorin für Betriebswirtschaftslehre an der Uni Mannheim. „Die Gesetze der Kapitalmärkte gelten für alle Investoren, egal ob männlich oder weiblich.“Für alle Anlageprodukte sei es notwendig, sich ausführlich mit dem Thema zu beschäftigen, um eine fundierte Entscheidung treffen zu können. „Verbesserungsbedarf gibt es jedoch bei Angeboten, die die Hemmschwelle für Frauen zum Eintritt in den Finanzmarkt senken könnten.“
Ein Blick auf die gängige Praxis der Finanzberatung zeigt hier deutlichen Aufholbedarf: „Männliche Kunden werden beispielsweise mehr als doppelt so oft von Finanzberatern kontaktiert wie weibliche Kunden“, so Niessen-Ruenzi. „Zudem werden weiblichen Kunden häufiger teurere Produkte empfohlen und sie bekommen seltener Preisnachlässe.“
Speziell für Frauen gilt, sich für die Vorsorgeplanung Zeit zu nehmen und eine ausführliche Beratung in Anspruch zu nehmen. Schließlich handelt es sich um einen meist sehr langfristigen Vorsorgevertrag.