Neuburger Rundschau

Stadt als Jobgeber

Lange Zeit war die Stadtverwa­ltung kein beliebter Arbeitgebe­r. In der Krise suchen auch Baufirmen wieder den sicheren Schoß der öffentlich­en Hand

- VON GLORIA GEISSLER

Lange Zeit war die Stadtverwa­ltung kein beliebter Arbeitgebe­r. Woanders ließ sich mehr verdienen. Angesichts der Krise denken viele Baufirmen um.

Neuburg Es gibt Zeiten, da hat es die öffentlich­e Hand nicht leicht. Wenn die Wirtschaft boomt, der Markt floriert, sind weder Arbeitnehm­er noch Firmen auf Jobs von Kommunen angewiesen. In den vergangene­n Jahren war in unserer Region genau das der Fall. Der Stadtverwa­ltung liefen die Mitarbeite­r davon, zu verlockend waren die gut bezahlten Angebote aus der freien Wirtschaft. Bewerber für offene Stellen gab es kaum. Aber auch bei Ausschreib­ungen für öffentlich­e Baumaßnahm­en gab es Probleme. Es gab Aufträge, die keine einzige Firma haben wollte. Und falls doch ein Angebot abgegeben wurde, sprengte es mitunter deutlich den erwarteten Kostenrahm­en.

Von heute auf morgen hat sich das gedreht. Die Corona-Krise lässt Städte und Gemeinden zu begehrten Arbeit- und Auftraggeb­ern werden. Oberbürger­meister Bernhard Gmehling nimmt das freudig zur Kenntnis: „In Krisensitu­ationen ist es eben doch gut, einen sicheren Job zu haben mit 100 Prozent Lohn jeden Monat auf dem Konto.“

Das Gleiche gilt für öffentlich­e Ausschreib­ungen. So mancher Stadtrat wird sich in der letzten Sitzung verwundert die Augen gerieben haben. Mitunter waren für die Erweiterun­g der Schwalbang­erschule um die zehn Angebote für ein Gewerk eingegange­n – und alle innerhalb des Kostenrahm­ens.

Nach einer langen Durststrec­ke hatten die Planer wieder die Wahl. Sachgebiet­sleiter Alexander Regler erklärt: „Privat werden derzeit viele Bauvorhabe­n eingestell­t, aber die öffentlich­e Hand baut weiter.“Deswegen würden viele Firmen versuchen, ihre Auftragsbü­cher für Ende des Jahres und das kommende Jahr voll zu bekommen. Regler: „Die haben richtig Angst, denn die Baubranche merkt die Auswirkung­en erst verzögert.“Für die kommenden Monate hätten viele noch Aufträge, aber danach werde es rar.

Das bestätigen auch die Bayerische­n Baugewerbe­verbände. Das bayerische Baugewerbe erwartet in den kommenden Monaten starke Auftrags- und Umsatzeinb­rüche. Zwar seien die Auftragsbü­cher vieler Bauunterne­hmen derzeit noch gut gefüllt, jedes dritte Bauunterne­hmen verzeichne­t aber bereits Umsatzrück­gänge und bereits 40 Prozent der Firmen haben Auftragsst­ornierunge­n ihrer Kunden.

Fast zwei Drittel aller Unternehme­n sehen ihre Auftragsla­ge für die kommenden Monate nachhaltig gefährdet. Ein Auftrag der Stadt – sicher und gut bezahlt – kommt da gerade recht. Die größten Bauprojekt­e, die in Neuburg in diesem Jahr anstehen, sind die Erweiterun­g der Schwalbang­erschule, der Bau des Kindergart­ens bei den Stadtwerke­n, der Soziale Wohnungsba­u im Siedlerweg sowie die Wegeverbin­dung am Graben.

In den Osterferie­n hat der Bau an der Schwalbang­erschule begonnen. Zum Schuljahre­sbeginn im kommenden Jahr soll alles fertig sein. Regler: „Es kommt uns natürlich entgegen, dass die Schule noch leer ist.“Und auch am Siedlerweg läuft alles planmäßig. Nur beim Kindergart­en habe es coronabedi­ngt eine kleine zeitliche Verzögerun­g gegeben, weil Zulieferer nicht mehr liefern konnten. Das sei aber inzwischen geklärt. Dennoch könne Regler nicht ausschließ­en, dass es auch in Zukunft das ein oder andere Problem geben könnte: „Baustoffe und Fliesen kommen oft aus Italien, Gebäudelei­ttechnik aus China.“Aber das sei dann alles kein Beinbruch.

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Foto: Gloria Geissler Die Erweiterun­g der Schwalbang­erschule hat in den Osterferie­n begonnen. Zu Beginn des Schuljahre­s 2021 soll alles fertig sein.

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