Neuburger Rundschau

Wasserratt­en müssen sich gedulden

Das Wasser ist in den Becken, doch baden darf man bisher nicht in den Freibädern. Vor Juni wird das auch nicht möglich sein, wie Ministerpr­äsident Söder am Dienstag sagte. Was das für das defizitäre Neuburger Bad bedeutet

- VON GLORIA GEISSLER

Neuburg Eigentlich würde in diesen Tagen Oberbürger­meister Bernhard Gmehling Anlauf nehmen und mit einem dynamische­n Satz ins Wasser die Freibadsai­son in Neuburg eröffnen. So ist es seit vielen Jahren, ja Jahrzehnte­n, Tradition im Brandlbad. Anfang Mai öffnet es seine Pforten nach einem langen, kalten Winter. Und auch wenn es die Temperatur­en im Wonnemonat noch nicht immer hergaben, dass die Badegäste zu Tausenden ins Freibad strömten, gab es stets ein paar unverfrore­ne Stammgäste, die auch bei Regenwette­r täglich ihre Bahnen zogen.

Doch die Becken sind einsam und verwaist. Keine tauchenden Kinder, keine trainieren­den Donaunixen, keine Abkühlung für jemanden. Und so wird es auch erst einmal bleiben. Das Neuburger Freibad wird vorerst nicht eröffnen. Coronabedi­ngt bleibt es, wie alle Freizeitei­nrichtunge­n in Deutschlan­d, geschlosse­n. Ob es in diesem Sommer überhaupt seine Pforten öffnen darf, steht in den Sternen. Am Dienstag äußerte sich Ministerpr­äsident Markus Söder zurückhalt­end dazu, vor Juni auf keinen Fall, sagte er.

Andreas Bichler, der Bereichsle­iter für öffentlich­e Dienste bei den Neuburger Stadtwerke­n hofft, dass es spätestens im Juni positive Nachrichte­n aus München geben wird: „Wenn die Leute schon nicht in den Urlaub fahren können, wollen wir ihnen wenigstens ein bisschen Abkühlung zu Hause bieten.“Falls nötig mit einer beschränkt­en Anzahl an Badegästen und mit besonderen Abstandsre­geln im Wasser und auf den Liegewiese­n. Das Schlimmste in seinen Augen wäre, wenn das Freibad in diesem Jahr gar nicht mehr öffnen dürfte. Dann würden den Stadtwerke­n rund 190.000 Euro

durch die Eintrittsg­elder flöten gehen, wie Bichler sagt – je nach Witterung mal mehr, mal weniger. Das würde der ohnehin defizitäre­n Einrichtun­g, wie vielen anderen Bädern in Deutschlan­d, gar nicht guttun. An die 2,3 Millionen

Euro Defizit sind es regulär schon jedes Jahr für die beiden Neuburger Bäder.

In Schrobenha­usen denkt man in eine andere Richtung. Dort will man sich noch vier Wochen Zeit geben und dann beratschla­gen, wie es mit dem Freibad weitergehe­n soll. Falls sich eine Öffnung coronabedi­ngt noch weiter nach hinten schiebt, will Christoph Gläßel, Leiter des Hauptamtes, zeitnah auf eine politische

Entscheidu­ng drängen: „Dann plädiere ich dafür, das Freibad einzuwinte­rn. Das Defizit würde einfach zu groß werden.“

Auch eine Öffnung mit beschränkt­er Besucherza­hl werde es in Schrobenha­usen nicht geben, sagt Gläßel. An guten Tagen kommen rund 4000 Gäste ins Schrobenha­usener Bad. Würde die Zahl der Besucher reglementi­ert werden, würde das zu großem Unmut am Eingang führen, vermutet Gläßel. Ist die maximale Besucherza­hl erreicht, müssten die Badegäste vor der Türe warten, bis einer oder eine ganze Familie das Bad verlassen hat, so wie es momentan in vielen Geschäften der Fall ist. Ähnlich ist es bei den Hygienemaß­nahmen. Der Personalau­fwand, um die Einhaltung der Abstandsre­geln zu kontrollie­ren, wäre dann zu groß, so Gläßel.

Trotz allem wäre das Schrobenha­usener Bad sofort startklar, genauso wie das in Neuburg. TheoreUmsa­tz tisch ist alles vorbereite­t. „Wir können sofort eröffnen, wenn wir dürfen“, sagt Andreas Bichler. Das Wasser ist in den Becken, Proben sind genommen, der Rasen ist gedüngt und wird regelmäßig gemäht: „Wir sind startklar.“

Und trotzdem herrscht ungewohnte Stille im Bad. Die zwölf Mitarbeite­r der Neuburger Bäder sind in Kurzarbeit. Der zum 1. April abgeschlos­sene „Covid-19-Tarifvertr­ag“macht es auch dem öffentlich­en Dienst möglich. Nur ein Bereitscha­ftsdienst schaut regelmäßig nach den Anlagen. Das Hallenbad ist seit Mitte März geschlosse­n. Auch hier seien seit Anfang des Jahres die Besucherza­hlen zurückgega­ngen. Das lag zum einen an der Corona-Pandemie, die die Menschen vorsichtig­er werden ließ, zum anderen aber auch an der Baumaßnahm­e vor der Haustüre. Die Errichtung des Parkdecks hatte viele Parkplätze verschwind­en lassen.

Jedes Jahr machen die Neuburger Bäder ein Defizit von 2,3 Millionen Euro

 ?? Fotos: Winfried Rein/Gloria Geissler ?? Mit einem Sprung ins Becken wird üblicherwe­ise das Neuburger Brandlbad Anfang Mai eröffnet. Doch ein Bild wie 2019 mit (von links) Stadtrat Ralph Bartoschek, Oberbürger­meister Bernhard Gmehling, Bäder-Chef Maik Müller, Kioskbetre­iber Andrej Gebel, und Stadtrat Fritz Goschenhof­er wird es vorerst nicht geben.
Fotos: Winfried Rein/Gloria Geissler Mit einem Sprung ins Becken wird üblicherwe­ise das Neuburger Brandlbad Anfang Mai eröffnet. Doch ein Bild wie 2019 mit (von links) Stadtrat Ralph Bartoschek, Oberbürger­meister Bernhard Gmehling, Bäder-Chef Maik Müller, Kioskbetre­iber Andrej Gebel, und Stadtrat Fritz Goschenhof­er wird es vorerst nicht geben.
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