An der alten Molkerei rückt der Bagger an
Wie aus dem ehemaligen Schandfleck in Rennertshofen ein Schmuckstück werden soll und was die Grundstückseigentümer dort geplant haben
Rennertshofen Ganz im Sinne der Innenverdichtung und als Maßnahme gegen den Flächenfraß sieht Rennertshofens Bürgermeister Georg Hirschbeck die künftige Nutzung des ehemaligen, rund 10.000 Quadratmeter großen Molkereigeländes an der Trugenhofener Straße. Hier tut sich jetzt nach vielen Jahren, in denen die Gebäude immer mehr verfielen und das ganze Grundstück zum Schandfleck wurde, endlich was. „Wir haben die Planungen zusammen unter Berücksichtigung der Wünsche der Grundstückseigentümer Alfred Bircks und Michael Simon ganz ordentlich hingekriegt und sind ihnen dankbar, dass endlich etwas passiert“, sagte Hirschbeck am Dienstag auf der Baustelle.
Nachdem der Gemeinderat in seiner letzten Sitzung grünes Licht für den Bebauungsplan gegeben hatte, rückte dort der Bagger an. Die alten Gebäude werden bis auf den Mittelteil und den Kamin, der als Industriedenkmal an die guten Zeiten des Molkereibetriebes erinnern darf, abgerissen. Der Kamin benötigt allerdings ein paar Reparaturen, wie der Statiker bei einer genauen Untersuchung festgestellt hatte. An der Westseite sind viele der Klinker durch eindringendes Wasser aufgefroren, vor allem die oberen zwei Meter machen keinen recht vertraulichen Eindruck mehr, sodass man auch überlegt, sie abzutragen. Über die Nutzung des Kamins macht sich Bauherr Johann Schlamp keine großen Gedanken. „Die Telekom sucht einen weiteren Standort für eine Antenne“, meinte der Bürgermeister und man sieht es an seinem schelmischen Blick, dass er es nicht ernst gemeint hat.
Mit dem Mittelteil der alten Molkerei haben Johann Schlamp aus Neuburg, der Schwiegersohn von Alfred Bircks, und seine Frau Sarah etwas Besonderes vor: Sie wollen es zu einem modernen Wohnhaus umbauen und die bereits bestehende Bausubstanz dafür weitgehend erhalten: Die großen Fenster an der Süd- und Nordseite finden sich ebenso im neuen Plan wieder wie das leicht geneigte Dach. Die lichte Innenhöhe des Gebäudes mit etwas mehr als sieben Metern erlaubt einen großzügigen Luftraum und eine Galerie im Obergeschoss, in dem sich drei Schlafräume, ein Arbeitszimmer und zwei Bäder befinden und durch eine Stahltreppe Verbindung nach unten besteht. Unten sind ein großer Wohnraum, Küche, Esszimmer und Garderobe. Als Neubau ist eine Doppelgarage geplant.
Im südlichen Teil des Grundstückes hat Grundstückseigentümer Alfred Bircks längs der Trugenhofener Straße drei Bauplätze für Einfamilienhäuser vorgesehen. Den nördlichen Teil mit etwa 6000 Quadratmetern entlang des Molkereiweges will Eigentümer Michael Simon mit sechs Bauplätzen für Einfachoder Doppelhäuser bebauen. Beide Eigentümer können sich auch vorstellen, Bauplätze zu veräußern. Auf Simons Grundstück entsteht noch ein „Seniorengarten“, also ein Mehrfamilienhaus mit acht Wohneinheiten für eine Tagespflegeeinrichtung. Einen Teil der Bauplätze bzw. Häuser könne er sich als Wohnreserve für die Tagespflege denken, meinte Michael Simon.
Zum Bebauungsplan gehört auch das gemeindliche Grundstück, das im Norden an das von Simon anschließt. Laut der Planung sind dort zwei Einfamilienhäuser vorgesehen.
Der Bebauungsplan ist noch im Genehmigungsverfahren und muss jetzt noch von den Trägern öffentlicher Belange eingesehen werden. „Die meisten Hürden sind bereits übersprungen“, sind sich die Bauherren einig. Vielleicht kann schon im August mit den Bauarbeiten begonnen werden. Notwendig ist auch noch eine genauere denkmalpflegerische Untersuchung des Grundstücks, weil ein Teil davon als Bodendenkmal kartiert ist. Viel wird davon nicht zu erwarten sein, denn durch Eingriffe bei den Bauarbeiten der Molkerei habe wohl niemand darauf acht gegeben, meint Alfred Bircks. „Vielleicht können wir nächstes Jahr Weihnachten schon im neuen Haus feiern“, blickt Johann Schlamp optimistisch in die Zukunft.