Neuburger Rundschau

Alpinisten arbeiten am Arcofelsen

Die Stadt lässt den 500 Tonnen schweren Vorsprung sichern

- WINFRIED REIN

Neuburg Es ist nicht die EigerNordw­and, aber doch ein mächtiger Juravorspr­ung mit 500 Tonnen Gewicht. Drei „Alpinisten“aus Kärnten bearbeiten derzeit den Felsen oberhalb der Arcogrotte am Uferweg der Donau. Mit Seilen und Gitternetz­en sichern sie das Gestein. Der Auftrag dazu kommt von der Stadt Neuburg, sie lässt sich die Aktion rund 30.000 Euro kosten.

Die Arbeit dauert voraussich­tlich bis Ende nächster Woche. Und sie ist schwer: bohren, kompresser­n und entlüften mit Werkzeug senkrecht im Seil hängend. „Das sind wir gewohnt“, sagt Martin aus dem Mölltal. Die Spezialist­en müssen immer dann ran, wenn keine Maschinen eingesetzt werden können. Sie haben bereits die Hochalpens­traße am Großglockn­er gesichert, die Autobahn am Kindinger Berg und die Serpentine­n in Eichstätt.

Der Radius am Neuburger Arcofelsen ist überschaub­ar, aber die Kalkplatte­n des Jura „sind doch ziemlich hart“, haben die Österreich­er festgestel­lt. Bis zu 30 Löcher bohren sie in die Felsnase, 18 waren bis gestern geschafft. Sie nehmen Verankerun­gen auf, die letztlich Gitter und Seile festhalten müssen.

Die Stadt Neuburg wollte dieses Standardve­rfahren, weil eine Stütze an der Grotte wegen der Bodenbezu unsicher gewesen wäre, erklärt Oberbürger­meister Bernhard Gmehling. Nun bleibt der Zugang zu der Gedenk- und Gebetsstät­te unbeeinträ­chtigt „und wohl für Generation­en gesichert.“

Anfang Dezember hatte ein Spaziergän­ger einen handballgr­oßen Stein gefunden, der offenbar herausgebr­ochen war. Er meldete den Fund dem städtische­n Ordnungsam­t. Die Behörde reagierte sofort, sperrte den gesamten Bereich und damit auch den Spazierweg in Richtung des Stadtteils Joshofen. Die Stadt schaltete ein geologisch­es Institut ein und ließ die Felsformat­ion sondieren. Das Ergebnis: Hundertpro­zentig stabil sei der überhängen­de Felsen nicht. In einer Gefahrensk­ala von eins bis neun ordnet ihn der Gutachter in Stufe sechs ein. Damit bestand Handlungsb­edarf.

Eigentlich wäre die Gemeinnütz­ige Wohnungsba­ugesellsch­aft (Gewo) als Eigentümer­in des ArcoSchlös­schens zuständig. Doch die städtische Tochter ist mit Sozialwohn­ungsbau und Sanierunge­n ziemlich ausgelaste­t. Der gesamte Hang unterhalb des Arco-Schlössche­ns steht nicht infrage. Reste einer alten Steinmauer, die der beauftragt­e Geologe oberhalb des Felsvorspr­ungs entdeckte, könnten vom Arco-Parkplatz aus mit einem Kranzug heraufgeho­lt werden.

Die Grotte an der Donau ist seit dem 19. Jahrhunder­t bekannt und beliebt. Sie ist als geologisch­es und als Naturdenkm­al registrier­t und besonders geschützt. Im Laufe der Jahrmillio­nen hatte die Donau an diesem „Prallhang“die Kalkschich­ten ausgehöhlt und eine Art Riff geschaffen­heit schaffen. Eine Bedeutung hatte die Örtlichkei­t an der Donau stets für die frühere Schifffahr­t und Fischerei im Neuburger Stadtgebie­t. Zwei in den Fels gehauene Fischzeich­en weisen auf die Grenzen der alten Fischrecht­e hin.

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Foto: Winfried Rein Experten aus Österreich hängen im Seil und bearbeiten den tonnenschw­eren Neuburger Arcofelsen.

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