Motten im Museum
Überall können sie vorkommen, kaum jemand spricht über sie
Niemand hat sie gerne, und darüber zu sprechen hat immer etwas Peinliches. Aber manchmal lässt es sich nicht vermeiden, etwa wenn sich das Silberfischchen plakativ auf einer weißen Wand den abendlichen Besuchern in Sichthöhe präsentiert. „Gestatten, das Ungeziefer.“Wobei: Darf man das noch so sagen, oder wäre Schädling korrekter?
Weil die meisten verschweigen, was zu Hause in den Ecken und Nischen so alles kreucht und fleucht, weiß man über die Verbreitung von Motte, Schabe und Co bei seinen Nachbarn herzlich wenig. Und – wenn man ehrlich ist – man möchte es auch gar nicht wissen.
Eine Agenturmeldung bringt nun etwas Licht ins Dunkel. Der Biologe Bill Landsberger hält in den staatlichen Museen zu Berlin die Eindringlinge in Schach. Er bestätigt, was man ahnt: Durch winzige Ritzen an Türen und Fenstern gelangen die Insekten ins Innere. Wohl fühlen sie sich, wenn sie ungestört sind hinter Regalen, unter Schränken, in Rillen. Wichtig zur Bekämpfung ist, den Befall rechtzeitig zu bemerken, bevor sich die Schädlinge explosionsartig vermehren.
Es kommen ständig neue Bedrohungen hinzu, vor Jahren machten sich Papierfischchen breit, die größeren Verwandten der Silberfischchen, die sich von Papier, Karton und Leinwänden ernähren und denen es völlig gleichgültig ist, ob sie einen einfachen Block oder eine uralte mittelalterliche Handschrift verstoffwechseln, Hauptsache Zellulose. Gerade befürchten Spezialisten, dass der chinesische Splintholzkäfer, der erstmals in deutschen Baumärkten gesichtet worden ist, sich noch weiter ausbreiten und dann auch Museen befallen könnte. Bevor das jetzt aber politisch wird, heißt es hier nun wieder – schweigen und im Bedarfsfall Dr. Google bemühen.