Dämmstoffe aus Neuburg
Über 100 Millionen Euro hat das dänische Unternehmen Rockwool in den Bau einer neuen Produktionslinie investiert. Seit Ende Mai laufen dort die Bänder. Die Einweihung fand coronabedingt allerdings erst jetzt statt
Über 100 Millionen Euro hat das dänische Unternehmen Rockwool in den Bau einer neuen Produktionslinie investiert. Nun fand die Einweihung statt.
Neuburg Aller guten Dinge sind drei – auch bei Rockwool in Neuburg. Schon seit Ende Mai läuft bei dem Dämmmaterial-Hersteller die dritte Produktionslinie in der nagelneuen Halle. Doch erst am Donnerstag konnte der Neubau gebührend eingeweiht werden, was sich auch Landtagspräsidentin Ilse Aigner nicht entgehen ließ – den CoronaLockerungen sei Dank. Die Erweiterung des Neuburger Standorts hat nicht nur Dutzende neue Arbeitsplätze geschaffen, sondern auch Hunderten von Handwerksbetrieben und Ingenieurbüros aus der ganzen Region Aufträge verschafft. Kein Wunder also, dass Neuburgs Oberbürgermeister Bernhard Gmehling von einer „riesen Erfolgs- geschichte“sprach.
Die „Linie 9“– benannt nach der neunten Fertigungsanlage des dänischen Unternehmens in Deutschland – wurde in rekordverdächtigen 55 Wochen unter der Regie des Neuburger Bauunternehmens Hans Mayr hochgezogen. Über 100 Millionen Euro hat sie gekostet – Geld, das zum Großteil an regionale Betriebe geflossen ist. Rockwool sei damit das beste Beispiel für einen „Mutmacher“– insbesondere in Zeiten, in denen die Wirtschaft mit den Auswirkungen der CoronaPandemie zu kämpfen hat, sagte Gmehling. Dass der Bau in nur etwa der Hälfte der üblichen Zeit über die Bühne gegangen ist, habe auch an den Behörden gelegen, wie Landrat Peter von der Grün betonte. „Die Zusammenarbeit zwischen der Stadt Neuburg und dem Landratsamt verlief reibungslos.“
Die Investition in die Stadt Neuburg und die Region ist das eine. Die Investition in die Umwelt das andere. Denn wer ein Gebäude dämmt, senkt den Energieverbrauch und spart CO2. Die Produktion von Steinwolle trägt also zum Klimaschutz bei – ein Argument, das für die ehemalige Wirtschafts- und Energieministerin Ilse Aigner von großer Relevanz ist.
Und in der Tat: Die Nachfrage
Steinwolle steigt – nicht erst seit gestern, sondern schon seit 20 Jahren, wie Rockwools Deutschland-Chef Volker Christmann sagte. Insbesondere im süddeutschen Raum und in Österreich sei die Nachfrage nach den Dämmplatten gestiegen. Der Bauboom ist dort am stärksten zu spüren. Aus allen europäischen Standorten müssen sie bislang angekarrt werden. Mit der neuen Produktionslinie können die langen Transportwege aber entfallen. Im Augenblick läuft die Linie noch im Testbetrieb. Es wird etwa ein Jahr dauern – wenn es nach Volker Christmann geht, auch gerne schneller –, bis die Maschine voll ausgelastet werden kann.
Seit 1976 produziert Rockwool schon in Neuburg. Das Unternehmen hat 45 Produktionsstätten in 39 Ländern und ist Weltmarktführer für Dämmmaterial aus Steinwolle. 80 neue Mitarbeiter hat Rockwool für die neue Produktionslinie eingestellt. Damit arbeiten in der Ruhrstraße nun 350 Männer und Frauen. In der neuen Halle werden ausschließlich Dämmplatten für Wände und Flachdächer herstellt. Am Anfang des rund 170 Meter langen Förderbands fließt die flüssige Steinschmelze wie fluffiger Kuchennach teig aus der Maschine. Nach und nach wird das Material verdichtet und gehärtet. Am Ende laufen die Platten gestapelt und verpackt vom Band.
Wie OB Gmehling sagte, soll auch Rockwool an das Nahwärmenetz der Stadtwerke angeschlossen werden – also ein weiterer klimafreundlicher Aspekt. Im vergangenen Jahr wurden durch das Nahwärmenetz rund 17 Millionen Kilo CO2 eingespart. Mit Rockwool kämen nochmal 40 Megawatt an Abwärme dazu. Das entspricht etwa dem jährlichen Verbrauch von 10.000 bis 15.000 Haushalten.