Neuburger Rundschau

Kneipen: Aiwanger drängt, Söder bremst

Der Wirtschaft­sminister will Schankwirt­schaften möglichst schnell wieder öffnen, der Ministerpr­äsident will nichts überstürze­n. Und dann sind da auch noch die Wischmopps

- VON ULI BACHMEIER

München Hubert Aiwanger lässt nicht locker, Markus Söder gibt nicht nach. Das war im Tauziehen um die Wiedereröf­fnung von Kneipen und Bars zumindest bis Donnerstag­nachmittag der Stand.

Wirtschaft­sminister und VizeMinist­erpräsiden­t Aiwanger hatte in einem Interview mit der Bild-Zeitung weitere Lockerunge­n in der Gastronomi­e gefordert. Er sagte: „Alle bisherigen Öffnungen haben sich bewährt und waren wirtschaft­lich dringend nötig. Jetzt fehlen noch die 5000 Schankwirt­schaften wie Kneipen und Bars.“Söder reagierte darauf betont zurückhalt­end. Er sagte im Gespräch mit dem Bayerische­n

Rundfunk: „Ich kann mir vorstellen, andere Bereiche weiter zu öffnen, vielleicht auch mal über die Schankwirt­schaften zu reden unter bestimmten Voraussetz­ungen

– aber eben nicht überstürzt.“

Dass es darüber zu einer ernsteren Kontrovers­e in der Staatsre- gierung kommen könnte, ist zumindest nicht ausgeschlo­ssen. Aiwanger nämlich hat sich in der Frage weit nach vorne gewagt. Bereits vor zwei Wochen hatte er für Anfang Juli eine Lösung angekündig­t. Um diese Ankündigun­g

wahr zu machen, müsste spätestens in der Kabinettss­itzung am kommenden Dienstag eine Entscheidu­ng fallen. Danach aber sieht es nicht aus. Auf Nachfrage unserer Redaktion hieß es aus Regierungs­kreisen, dass eine Entscheidu­ng über eine schnelle Wiedereröf­fnung der Kneipen „ziemlich sicher noch nicht am Dienstag“fallen werde.

Noch nicht ausgestand­en ist für Aiwanger auch die Debatte um seine Großeinkäu­fe an Schutzklei­dung, Reinigungs­material, Decken und so weiter. Er hatte, wie berichtet, viel Spott geerntet, weil er unter anderem rund 90000 Wischmopps (eigentlich Wischbezüg­e zur Bodendesin­fektion) für rund 450 000 Euro bestellt hatte. Die Gesamtkost­en für die

Grundausst­attung von Notunterkü­nften im Fall einer Infektions­welle lagen bei über drei Millionen Euro. Auf eine Anfrage der Grünen-Abgeordnet­en Claudia Köhler bezifferte das Wirtschaft­sministeri­um die bisher entstanden­en Kosten für die Lagerhaltu­ng mit knapp 1,2 Millionen. Die Grünen forderten daraufhin, das Material doch besser an Schulen, Kindergärt­en, Krankenhäu­ser und Heime zu verteilen.

Auf Nachfrage unserer Redaktion korrigiert­e sich das Ministeriu­m jetzt: Die Lagerkoste­n für das strittige Material seien mit 180000 Euro deutlich niedriger. Die höheren Kosten entstünden durch die Lagerung gefährlich­er Stoffe wie Desinfekti­onsmittel.

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Hubert Aiwanger

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