Neuburger Rundschau

Vettel von Ferrari-Aus überrascht

Der deutsche Rennfahrer widerspric­ht vor dem Auftakt in Spielberg den Teamverant­wortlichen. Von einer gemeinsame­n Entscheidu­ng ist keine Rede mehr

- VON MARCO SCHEINHOF Mittwoch, 1. Juli Real Valladolid – UD Levante Donnerstag, 2. Juli Mittwoch, 1. Juli Donnerstag, 2. Juli Atalanta Bergamo – SSC Neapel AS Rom – Udinese Calcio

Augsburg Es wirkt alles ein wenig improvisie­rt. Wie zu Zeiten, in denen die Formel 1 noch kein Milliarden­geschäft war. Normalerwe­ise stehen an den Rennstreck­en dieser Welt große Motorhomes, in denen die Teams für das Wochenende untergebra­cht sind. Mit allem erdenklich­en Luxus und eigenen Räumlichke­iten für die Fahrer. Es gibt Räume für Sponsoren und Medienvert­reter, die meisten Teams haben ihre Häuser auf Zeit mehrstöcki­g ausgelegt. Nun aber, für den Corona-Wiederbegi­nn, ist alles mehrere Nummern kleiner. Im Fahrerlage­r von Spielberg erinnert vieles an einen Campingpla­tz. Bei Ferrari stehen mehrere blasse Container, auf deren Vorderseit­e großflächi­g die Bilder der beiden Fahrer gemalt sind. Charles Leclerc links, Sebastian Vettel rechts. Dazwischen liegt ein grüner Bodenbelag, auf dem weiße Campingstü­hle und Sonnenschi­rme stehen. Nur das Nötigste eben in ungewöhnli­chen Zeiten. Für die Formel 1 ist ein solcher Rückschrit­t nicht einfach.

Als Sebastian Vettel am Donnerstag zur Streckenbe­sichtigung aufbricht, ist vieles wie gewohnt. Er ist mit seinen Ingenieure­n unterwegs, insgesamt acht Mann. Vettel trägt eine schwarze Hose – und eine rote Maske im Gesicht. Da ist sie wieder, die Erinnerung an die ungewöhnli­che Zeit. Die Formel 1 ist während Corona nicht die Formel 1 von früher. An der Strecke sind viel weniger Leute beschäftig­t, auch nur sehr wenige Journalist­en. Pressekonf­erenz

finden nur virtuell statt, Begegnunge­n zwischen den Teams soll es nicht geben. Die Tribünen in Spielberg sind bei der Streckenbe­sichtigung leer. Das werden sie auch am Sonntag sein. Keine 200000 Fans wie vergangene­s Jahr. Die Zeltplätze sind verwaist, kein Meer aus Orange. Keine Niederländ­er also, die ihrem Max Verstappen die Daumen drücken.

Für Vettel ist die Wiederaufn­ahme eine gute Nachricht. Andernfall­s hätte er nicht mehr die Möglichkei­t gehabt, noch einmal für Ferrari zu fahren. Sein Vertrag läuft am Ende dieses Jahres aus. Am Donnerstag gesteht er ein, dass er von der Nachricht Ferraris im Mai sehr überrascht gewesen sei, dass eine Verlängeru­ng mit ihm nicht mehr geplant sei. „Wir hatten nie eine Diskussion. Es lag nie ein Angebot auf dem Tisch“, sagt der Rennfahrer, der am Freitag seinen 33. Geburtstag feiert. Damals war von Ferrari-Seite die Rede von einer gemeinsame­n Entscheidu­ng gewesen. Dem widerspric­ht der viermalige Weltmeiste­r nun. Da scheinen sich tiefe Risse aufzutun. Ob so überhaupt Erfolge auf der Strecke möglich sind? Vettel muss sich darauf einstellen, dass er nur noch Nummer zwei im Team ist. Ferrari hat mehr als klar gemacht, dass Charles Leclerc der Mann der Zukunft ist. Ihn wird Ferrari voll unterstütz­en. Vettel aber wird sich zu behaupten wissen. Zumal es womöglich sogar seine vorerst letzte Saison in der Formel 1

Vettel will bei Entscheidu­ng nichts übereilen

sein wird. Einige Experten gehen davon aus, dass Vettel 2021 pausieren wird. Eine Art Sabbatical.

Ihm scheint die Zeit während der Corona-Pause zu Hause auf seinem umgebauten Bauernhof in der Schweiz gefallen zu haben. Er hatte ständig seine Familie um sich, das war er nicht gewohnt. Kein Reisestres­s, dafür Familienid­ylle. Anderersei­ts hat er das Rennfahren vermisst. Die Alternativ­e zur Pause oder zum Ende in der Formel 1 scheint nur noch ein Wechsel zu Mercedes zu sein. Dort laufen die Verträge von Lewis Hamilton und Valtteri Bottas aus. Vettel selbst lässt am Donnerstag seine Zukunft offen. „Ich will nichts übereilen“, sagt er. Es sei nun wichtig, die richtige Entscheidu­ng für sich und seine Karriere zu treffen. „Ich bin immer noch motiviert und bereit, mehr zu erreichen“, sagt Vettel. Aber das ist nur bei einem Topteam möglich. Und da sind die Plätze begrenzt.

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 ?? Foto: dpa ?? Sebastian Vettel (Mitte) besichtigt am Donnerstag mit Ferrari-Mitarbeite­rn die Rennstreck­e in Spielberg.
Foto: dpa Sebastian Vettel (Mitte) besichtigt am Donnerstag mit Ferrari-Mitarbeite­rn die Rennstreck­e in Spielberg.

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