Neuburger Rundschau

Ein Herz für Monster

Bis vor etwa 40 Jahren war ein besonderer Baustil supermoder­n. Dabei wurde mit viel Beton gearbeitet. Das findet heute nicht mehr jeder gut

- VON STEFANIE PAUL

Für die einen sind es echte Hingucker: Gebäude mit klaren Formen und sichtbarem Beton. Für die anderen sind es Monster aus Beton! Groß, grau und hässlich. Um was es hier geht? Es geht um Gebäude, die in einem besonderen Stil erbaut wurden. Man nennt ihn Brutalismu­s.

Dieser Stil war bis vor etwa 40 Jahren sehr modern. Kirchen und Büchereien wurden so gebaut, aber auch Universitä­ten, Rathäuser und große Wohngebäud­e. Heute finden viele Leute diese Gebäude einfach nur hässlich. Das hat unter anderem damit zu tun, dass sie aus einem bestimmten Stoff gebaut sind: Beton. Sehr viel Beton!

Vielen dieser Bauten geht es an den Kragen

„Viele Leute erschrecke­n, wenn sie so ein Gebäude sehen“, sagt Oliver Elser. Er arbeitet am Deutschen Architektu­rmuseum in der Stadt Frankfurt am Main. Aber sind diese Beton-Monster wirklich so schlimm? „Oder sind sie vielleicht nicht sogar schützensw­ert?“, fragt der Fachmann.

Vielen dieser Bauten geht es mittlerwei­le an den Kragen, sie sollen abgerissen werden – oder wurden es schon. Allerdings entsteht bei so einem Abriss eine große Menge an Bauschutt und Sondermüll. Und das muss irgendwo entsorgt werden. Das ist einer der Gründe, warum viele

aus der Schweiz besonders wichtig. Er hieß CharlesÉdo­uard Jeanneret-Gris. Er selbst benutzte für seine Arbeit aber eine Art Künstlerna­me: Er nannte sich Le Corbusier. Der Mann wurde einer der bekanntest­en Architekte­n der Welt. Er lebte bis in Jahr 1965. (dpa)

Fachleute den Abriss nicht so gut finden. Aber es gibt noch mehr Gründe, diese besonderen Bauten lieber zu erhalten.

Oliver Elser erklärt, warum: „Der Brutalismu­s ist ein sehr direkter Baustil. Er zeigt, aus was die Gebäude wirklich gebaut sind. Wir sehen sie sozusagen ungeschmin­kt.“Das bedeutet, es gibt keine Farbe an den Wänden und auch keinen Putz. Es gibt keine Verkleidun­g oder Dämmung. Stattdesse­n sieht man den grauen Beton.

Die Architekte­n haben gerne übertriebe­n

Zugegeben, das wirkt oft nicht besonders fein, sondern roh und unperfekt. Und manchmal auch etwas plump. „Doch in vielen Fällen sind die Gebäude sehr aufwendig gebaut und komplex“, erklärt Oliver Elser. Und noch etwas ist besonders: Die Architekte­n, die sich die Gebäude ausgedacht haben, haben gerne übertriebe­n! In Kirchen, die im Brutalismu­s-Stil gebaut sind, gibt es zum Beispiel oft mehr Säulen und Träger als eigentlich notwendig. An manchen Bürogebäud­en wiederum kann man dagegen viele Balkone erkennen. „Die sind an der Stelle eigentlich völlig sinnlos“, verrät der Experte. Auf den ersten Blick mögen sie also vielleicht aussehen wie riesige BetonMonst­er. Doch wer genauer hinschaut, kann an und in den Gebäuden ganz schön viel entdecken.

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Fotos: picture alliance/Henning Kaiser/dpa Die Gebäude der Ruhr-Universitä­t in Bochum werden auch dem Brutalismu­s zugerechne­t.
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Foto: Stefanie Paul/dpa Viel sichtbarer Beton, das macht den Baustil des Brutalismu­s aus – wie zum Beispiel hier am Mariendom in VelbertNev­iges.
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Foto: Lea Thies Auch in anderen Ländern gibt es Gebäude im Stil des Brutalismu­s. Dieses hier steht etwa in der Stadt Split in Kroatien.

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