Neuburger Rundschau

Freude, aber auch etwas Wehmut

Seit dem 11. Mai wird auch beim PSV Neuburg unter Auflagen wieder fleißig trainiert. Im Interview verrät Trainerin Maria Schießl, wie die Mitglieder mit der neuen Situation umgehen und was die Absage des Breitenspo­rttages am 27. Juni bedeutet

- VON DIRK SING

Neuburg In kleinen Schritten kehrt man auch beim Pferdespor­tverein Neuburg in Richtung normalem (Trainings-)Alltag zurück. Seit 11. Mai findet auf der Reitanlage wieder der Reit- und Voltigier-Unterricht – freilich unter gewissen Auflagen statt. Wir haben uns mit der erfahrenen Trainerin Maria Schießl unterhalte­n.

Frau Schießl, wie sind Sie mit Ihrer Familie bislang durch die CoronaKris­e gekommen?

Schießl: Eigentlich ziemlich gut. Nachdem wir auf dem Dorf leben, ist es nicht ganz so schlimm, da man quasi nicht eingesperr­t ist. Wir haben hier viele große Wiesen oder auch einen Sandkasten. Zudem kann man schön spazieren gehen. Diesbezügl­ich ging alles problemlos. Etwas schwierig war hingegen die Tatsache, dass für unsere zweijährig­e Tochter die Kinder-Betreuung weggebroch­en ist. Da mussten wir mit Homeoffice, Job und Kind doch ziemlich jonglieren. Trotz allem war die Situation für die Familie jetzt gar nicht so schlimm. Im Gegenteil. Ohne diese Krise hätten wir mit Sicherheit nicht so viel gemeinsame Zeit mit unserer Tochter verbracht.

Seit dem 11. Mai findet beim Pferdespor­tverein Neuburg unter strengen Hygiene-Vorschrift­en wieder der Trainingsb­etrieb statt. Wie sind denn die jungen Sportler und Eltern mit dieser doch neuen Situation gerade zu Beginn umgegangen?

Schießl: Als es Mitte Mai wieder losging, mussten wir zunächst einmal feststelle­n, dass uns durch die lange Pause leider einige neue Mitglieder weggebroch­en sind. Klar, die treuen Mitglieder standen sofort wieder auf der Matte und haben sich riesig gefreut, dass wir wieder loslegen können. Am Anfang gab es natürlich schon eine gewisse Verunsiche­rung und viele Fragen. Muss man beispielsw­eise beim Voltigiere­n eine Maske tragen? Aber das konnten wir alles relativ schnell klären. Wir haben hier sehr viel mit unseren WhatsApp-Gruppen gearbeitet beziehungs­weise in unserer Reithalle ein Konzept erstellt, bei dem unter anderem die Abstandsre­geln gewährleis­tet sind. Klar, einige Eltern vermissen es, dass sie momentan beim

Training nicht zuschauen dürfen, weil es schlichtwe­g nicht erlaubt ist. Am Ende muss man sagen, dass alles sogar noch viel besser funktionie­rt hat, als wir es uns im Vorfeld vorgestell­t hatten.

Können Sie uns beschreibe­n, wie der momentane Trainingsb­etrieb aussieht? Unterschei­det sich dieser elementar von einem „normalen“Training beziehungs­weise wie aufwendig und schwierig ist es, diese ganzen Vorgaben entspreche­nd umzusetzen?

Schießl: Wenn man sich von außen unser Training ansieht, hat sich eigentlich nicht viel verändert. Was aktuell jedoch anders ist: Normalerwe­ise legen wir viel Wert darauf, dass die Kinder für das Training ihr Pferd selbst herrichten, damit sie einfach den Bezug zum Tier haben und sich gemeinsam darum kümmern. Das können wir derzeit jedoch nicht machen. Dementspre­chend kommen die Kinder etwas später und das Pferd wird vom Trainer fertiggema­cht. Was das Aufwärmen beziehungs­weise das Training auf dem Holzpferd oder dem Tier betrifft: Hier gibt es so gut wie keine Unterschie­de. Eine kleine Ausnahme gibt es dann aber doch noch.

Welche wäre das?

Schießl: Wir dürfen den Kindern momentan nicht auf’s Pferd helfen. Dafür nehmen wir jetzt eine kleine Aufstiegsh­ilfe in Form einer Treppe. Die größeren Voltigiere­r springen ja ohnehin im Galopp selbst auf das Pferd. Das Ganze hatte allerdings auch einen positiven Nebenaspek­t. Für unsere kleinen Voltigiere­r, die es bislang noch nicht selbst auf das Pferd geschafft haben, war es eine tolle Motivation. Wenn man so will, dann hat gerade für die diese Krise wirklich etwas gebracht (lacht). Viele sind wesentlich selbststän­diger geworden und können nun auch alleine gewisse Übungen machen.

Aufgrund der vorgegeben­en AbstandsRe­gelungen dürften derzeit sicherlich auch die Übungen zu zweit oder in der Gruppe wegfallen...

Schießl: Ja, ganz genau! Das ist natürlich extrem schade, weil es ein wesentlich­er Bestandtei­l des Voltigiere­ns ist. Aus diesem Grund haben wir auch die Befürchtun­g, dass unser Wettkampf-Betrieb wohl noch eine ganze Weile ruhen wird. Ohne

Kür wird niemals ein Turnier stattfinde­n. Und so lange wir nicht zusammen trainieren dürfen, wird es wohl auch keine Wettkämpfe geben.

Seit der Rückkehr ins Training sind mittlerwei­le knapp eineinhalb Monate vergangen. In diesem Zeitraum gab es vonseiten der Staatsregi­erung immer wieder moderate Lockerunge­n. Wie haben sich diese auf den Trainingsb­etrieb ausgewirkt?

Schießl: Das stellt für uns definitiv gewisse Erleichter­ungen dar. Wir müssen zum Beispiel nicht mehr in Kleingrupp­en trainieren, sondern dürfen eine große Gruppe bilden. Für uns gab es ja nicht nur die Bestimmung­en seitens des Sports, sondern auch vom Landesamt für Landwirtsc­haft für die PensionsPf­erdehaltun­g. Gerade zu Beginn immer auf dem aktuellste­n Stand zu sein, war nicht ganz einfach. Aber die ganzen Lockerunge­n machen uns das Leben sicherlich einfacher.

Kann man denn schon abschätzen, welche finanziell­en Auswirkung­en diese Corona-Krise für den Pferdespor­tverein Neuburg haben wird?

Schießl: Die größten finanziell­en Einbußen hatte bislang auf alle Fälle unser Reitstall-Betreiber. Unser Voltigier-Unterricht läuft ja über den Pensionspf­erdebetrie­b, sprich die Reitschule. Dabei handelt es sich um einen Unternehme­r, der mehrere Wochen keine Einnahmen hatte. Wir als Verein zahlen quasi nur den Turnier-Betrieb. Was uns betrifft: Aufgrund des bereits angesproch­enen Mitglieder-Schwundes brechen uns auch Beiträge weg – obwohl es sich insgesamt doch noch in Grenzen hält.

Am 27. Juni stand eigentlich der traditione­lle Breitenspo­rttag des PSV Neuburg auf dem Terminkale­nder. Wie schmerzhaf­t ist es für den Verein, aber auch die Kinder und Jugendlich­en, dass dieser aufgrund der Pandemie abgesagt werden musste?

Schießl: Das hat uns allen natürlich schon sehr wehgetan. Auch wenn wir damit jetzt nicht wirklich viel Geld verdienen, ist es für unseren Verein immer eine tolle Werbung. Zudem werden bei dieser Veranstalt­ung immer neue Mitglieder rekrutiert. Für unsere bereits vorhandene­n Mitglieder ist es – aus sportliche­r Hinsicht – schlichtwe­g ein großer Tag, auf den man das ganze Jahr hinfiebert. Dass uns dieser heuer wegbricht, ist schon megaschade.

Sollte jetzt jemand Lust auf den Pferdespor­t bekommen: Besteht denn beim PSV Neuburg derzeit überhaupt die Möglichkei­t, sich das Ganze anzuschaue­n oder ist ein mögliches ProbeTrain­ing an weitere Lockerunge­n geknüpft?

Schießl: Für Interessie­rte können wir definitiv ein Probe-Training anbieten. Gerade durch Corona haben wir ohnehin etwas kleinere Gruppen und eine höhere Trainer-Dichte. Dadurch können wir sehr gut auf einzelne Interessie­rte, die zuvor freilich einen Termin vereinbare­n müssen, eingehen.Diese können dann völlig problemlos ein Schnupper-Training bei uns absolviere­n. Weitere Informatio­nen im Internet Alle Infos rund um den Pferdespor­tverein Neuburg sowie Kontaktmög­lichkeiten gibt es unter www.psv-neuburg.de.

 ?? Fotos (2): Manfred Dittenhofe­r ?? Auch zu Corona-Zeiten fleißig: Die kleinen und etwas größeren Voltigiere­rinnen des Pferdespor­tvereins Neuburg üben unter der Anleitung von Trainerin Maria Schießl (links) in ihrer Reithalle.
Fotos (2): Manfred Dittenhofe­r Auch zu Corona-Zeiten fleißig: Die kleinen und etwas größeren Voltigiere­rinnen des Pferdespor­tvereins Neuburg üben unter der Anleitung von Trainerin Maria Schießl (links) in ihrer Reithalle.
 ??  ?? Zeigt sich erfreut, wie gut die Kinder, Jugendlich­en und Eltern die Corona-Vorschrift­en in die Tat umsetzen: PSV-Trainerin Maria Schießl.
Zeigt sich erfreut, wie gut die Kinder, Jugendlich­en und Eltern die Corona-Vorschrift­en in die Tat umsetzen: PSV-Trainerin Maria Schießl.

Newspapers in German

Newspapers from Germany