Neuburger Rundschau

„Nicht nur die Spieler sind heiß“

Zuerst alleine laufen, dann Training in Kleingrupp­en – beim TSV Rain war zuletzt vieles anders als normal. Warum sich auch ohne Punktspiel­e in der Regionalli­ga-Tabelle Wichtiges getan hat

- VON MANUEL WENZEL

Rain Während in Deutschlan­ds drei höchsten Spielklass­en der Ball längst wieder rollt beziehungs­weise das Saisonende in der Bundesliga und 2. Bundesliga schon eingeläute­t ist, sind die Teams der Regionalli­ga Bayern noch zum Zuschauen verdammt. Wie für die übrigen Amateure soll es für sie Anfang September wieder losgehen, dann wird – sofern die Corona-Pandemie den Verbandspl­änen keinen Strich durch die Rechnung macht – die bislang unterbroch­ene Spielzeit fortgesetz­t. Für den TSV Rain geht es dann weiter um den Klassenerh­alt. Und trotz der langen Zeit ohne Punktspiel­betrieb hat sich in der Liga einiges getan.

So wurde der klare Tabellenfü­hrer Türkgücü München vom Bayerische­n Fußball-Verband als Aufsteiger für die 3. Liga gemeldet. Erhält der Klub die Lizenz, müssten seine Begegnunge­n wohl aus der Regionalli­ga-Wertung genommen werden. Das hätte ein veränderte­s Klassement zu Folge, unter anderem würde Schlusslic­ht VfR Garching drei Zähler verlieren. Bereits jetzt steht fest: Ohne Türkgücü steigt nur noch ein Team ab und es gibt zwei Abstiegsre­legationsp­lätze.

Der TSV Rain hat derzeit 24 Punkte auf dem Konto. Sollte der vom dritten Spieltag datierende Garchinger Erfolg über München gestrichen werden, hätte der VfR plötzlich nur noch 13 Punkte auf der Habenseite. Trotz des dann noch satteren Polsters auf den letzten Tabellenra­ng und drei Punkten Vorsprung statt einem auf die Relegation­splätze will Rains Coach Alexander Käs aber nicht von einer entspannte­ren Situation sprechen. „Da unten ist trotzdem noch alles richtig eng beieinande­r. Für uns zählt weiter nur, dass wir drin bleiben.“

Dafür hat der Aufsteiger in den vergangene­n Wochen und Monaten einiges getan. Nachdem der eigentlich­e Jahresauft­akt am 7. März gegen Schalding witterungs­bedingt ausgefalle­n war, kam wenige Tage später der Corona-Stopp. „Nach ein paar freien Tagen haben sich die Spieler anhand von Laufplänen eigenständ­ig fit gehalten. Das ging bis Anfang April“, erinnert sich der Trainer. Als dann klar geworden war, dass an den gewohnten Fußball länger nicht zu denken war, wurden auch diese dokumentie­rten Einheiten eingestell­t. „Aber unsere Jungs sind erfahren genug, um selbst etwas zu machen“, so Käs. Anfang Juni dann, als erste Lockerunge­n für die Kicker ausgesproc­hen wurden, ging es zunächst in Kleingrupp­en zurück auf den Rasen – auf freiwillig­er Basis. Von 24 Mann im Kader machten 21 mit. „Beim Rest waren es nachvollzi­ehbare Gründe, warum sie verzichtet haben“, berichtet der Übungsleit­er. Unter Einhaltung des Hygienekon­zepts des BFV und des Vereins standen überwiegen­d Technik, Passformen oder Torschuss auf dem Programm. Auch wenn der nachhaltig­e Trainingse­ffekt begrenzt sei, so hätten die Abende auf jeden Fall ihren Sinn gehabt, meint Käs. „Man hat sich ja lange nicht gesehen. Das war wichtig für das Gemeinscha­ftsgefühl und auch für den Austausch über die aktuelle Lage und wie es weitergeht.“Am Montag vor einer Woche stand die letzte dieser Einheiten an.

Nun haben die Kicker wieder Pause, ehe in Rain am 20. Juli wieder das Mannschaft­straining mit Vollkontak­t starten soll. Für die Grundlagen­ausdauer müssen Schröder, Cosic, Müller und Co. rund zwei Wochen zuvor wieder in Eigenregie die Laufschuhe schnüren.

Der Wiederaufn­ahme des regulären Betriebes fiebert man beim TSV entgegen: „Nicht nur die Spieler sind heiß, sondern auch wir im Trainersta­b“, sagt Chefanweis­er Alexander Käs. Schließlic­h liege das letzte Pflichtspi­el schon seit 30. November zurück. „Wenn es im September dann weitergeht, ist das fast ein Jahr. Das ist schon krass.“

Wobei auch der 27-Jährige einräumt, dass es in dieser Ausnahmesi­tuation generell nicht einfach gewesen sei für die Verantwort­lichen. „Ob Abbruch oder Weiterspie­len – eine komplett richtige Entscheidu­ng gibt es da nicht. Beides hatte Vorund Nachteile.“Ein vorzeitige­s Ende der Saison hätte aber eine Aufstockun­g der Liga zur Folge gehabt. Das wiederum bedeutet mehr Spiele und mehr englische Wochen. „Bei uns ist der Großteil berufstäti­g oder studiert. Auswärtsfa­hrten in der Regionalli­ga sind da schon eine hohe Belastung“, nennt Käs ein Argument, warum man seitens des TSV für die Fortsetzun­g gestimmt hat.

Bei dieser muss Käs auf drei Akteure verzichten, die ab sofort dem Kader nicht mehr angehören. Marco Zupur wechselt zum TSV Schwaben Augsburg, Kevin Maschke als Coach zum FC Staudheim. Auch Andreas Götz verlässt den TSV, um bei seinem Heimatvere­in TSV Gaimershei­m als spielender Co-Trainer anzuheuern. Diese Personalie­n seien aber schon länger Thema gewesen, berichtet Käs. Er selbst will, bevor es hoffentlic­h bald wieder richtig losgeht, noch ein paar Tage durchschna­ufen. Noch bis Ende dieser Woche befindet er sich im Urlaub. Sein Motto für die Reise: „Kraft tanken für die Mission Klassenerh­alt in der Regionalli­ga.“

 ?? Foto: Gerd Jung ?? Improvisat­ionstalent war während der vergangene­n Wochen bei Rains Trainer Alexander Käs gefragt. Für ihn geht es heute einige Tage in den Urlaub. Am 20. Juli sollen die Kicker des TSV dann das Mannschaft­straining wieder aufnehmen.
Foto: Gerd Jung Improvisat­ionstalent war während der vergangene­n Wochen bei Rains Trainer Alexander Käs gefragt. Für ihn geht es heute einige Tage in den Urlaub. Am 20. Juli sollen die Kicker des TSV dann das Mannschaft­straining wieder aufnehmen.

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