„Nicht nur die Spieler sind heiß“
Zuerst alleine laufen, dann Training in Kleingruppen – beim TSV Rain war zuletzt vieles anders als normal. Warum sich auch ohne Punktspiele in der Regionalliga-Tabelle Wichtiges getan hat
Rain Während in Deutschlands drei höchsten Spielklassen der Ball längst wieder rollt beziehungsweise das Saisonende in der Bundesliga und 2. Bundesliga schon eingeläutet ist, sind die Teams der Regionalliga Bayern noch zum Zuschauen verdammt. Wie für die übrigen Amateure soll es für sie Anfang September wieder losgehen, dann wird – sofern die Corona-Pandemie den Verbandsplänen keinen Strich durch die Rechnung macht – die bislang unterbrochene Spielzeit fortgesetzt. Für den TSV Rain geht es dann weiter um den Klassenerhalt. Und trotz der langen Zeit ohne Punktspielbetrieb hat sich in der Liga einiges getan.
So wurde der klare Tabellenführer Türkgücü München vom Bayerischen Fußball-Verband als Aufsteiger für die 3. Liga gemeldet. Erhält der Klub die Lizenz, müssten seine Begegnungen wohl aus der Regionalliga-Wertung genommen werden. Das hätte ein verändertes Klassement zu Folge, unter anderem würde Schlusslicht VfR Garching drei Zähler verlieren. Bereits jetzt steht fest: Ohne Türkgücü steigt nur noch ein Team ab und es gibt zwei Abstiegsrelegationsplätze.
Der TSV Rain hat derzeit 24 Punkte auf dem Konto. Sollte der vom dritten Spieltag datierende Garchinger Erfolg über München gestrichen werden, hätte der VfR plötzlich nur noch 13 Punkte auf der Habenseite. Trotz des dann noch satteren Polsters auf den letzten Tabellenrang und drei Punkten Vorsprung statt einem auf die Relegationsplätze will Rains Coach Alexander Käs aber nicht von einer entspannteren Situation sprechen. „Da unten ist trotzdem noch alles richtig eng beieinander. Für uns zählt weiter nur, dass wir drin bleiben.“
Dafür hat der Aufsteiger in den vergangenen Wochen und Monaten einiges getan. Nachdem der eigentliche Jahresauftakt am 7. März gegen Schalding witterungsbedingt ausgefallen war, kam wenige Tage später der Corona-Stopp. „Nach ein paar freien Tagen haben sich die Spieler anhand von Laufplänen eigenständig fit gehalten. Das ging bis Anfang April“, erinnert sich der Trainer. Als dann klar geworden war, dass an den gewohnten Fußball länger nicht zu denken war, wurden auch diese dokumentierten Einheiten eingestellt. „Aber unsere Jungs sind erfahren genug, um selbst etwas zu machen“, so Käs. Anfang Juni dann, als erste Lockerungen für die Kicker ausgesprochen wurden, ging es zunächst in Kleingruppen zurück auf den Rasen – auf freiwilliger Basis. Von 24 Mann im Kader machten 21 mit. „Beim Rest waren es nachvollziehbare Gründe, warum sie verzichtet haben“, berichtet der Übungsleiter. Unter Einhaltung des Hygienekonzepts des BFV und des Vereins standen überwiegend Technik, Passformen oder Torschuss auf dem Programm. Auch wenn der nachhaltige Trainingseffekt begrenzt sei, so hätten die Abende auf jeden Fall ihren Sinn gehabt, meint Käs. „Man hat sich ja lange nicht gesehen. Das war wichtig für das Gemeinschaftsgefühl und auch für den Austausch über die aktuelle Lage und wie es weitergeht.“Am Montag vor einer Woche stand die letzte dieser Einheiten an.
Nun haben die Kicker wieder Pause, ehe in Rain am 20. Juli wieder das Mannschaftstraining mit Vollkontakt starten soll. Für die Grundlagenausdauer müssen Schröder, Cosic, Müller und Co. rund zwei Wochen zuvor wieder in Eigenregie die Laufschuhe schnüren.
Der Wiederaufnahme des regulären Betriebes fiebert man beim TSV entgegen: „Nicht nur die Spieler sind heiß, sondern auch wir im Trainerstab“, sagt Chefanweiser Alexander Käs. Schließlich liege das letzte Pflichtspiel schon seit 30. November zurück. „Wenn es im September dann weitergeht, ist das fast ein Jahr. Das ist schon krass.“
Wobei auch der 27-Jährige einräumt, dass es in dieser Ausnahmesituation generell nicht einfach gewesen sei für die Verantwortlichen. „Ob Abbruch oder Weiterspielen – eine komplett richtige Entscheidung gibt es da nicht. Beides hatte Vorund Nachteile.“Ein vorzeitiges Ende der Saison hätte aber eine Aufstockung der Liga zur Folge gehabt. Das wiederum bedeutet mehr Spiele und mehr englische Wochen. „Bei uns ist der Großteil berufstätig oder studiert. Auswärtsfahrten in der Regionalliga sind da schon eine hohe Belastung“, nennt Käs ein Argument, warum man seitens des TSV für die Fortsetzung gestimmt hat.
Bei dieser muss Käs auf drei Akteure verzichten, die ab sofort dem Kader nicht mehr angehören. Marco Zupur wechselt zum TSV Schwaben Augsburg, Kevin Maschke als Coach zum FC Staudheim. Auch Andreas Götz verlässt den TSV, um bei seinem Heimatverein TSV Gaimersheim als spielender Co-Trainer anzuheuern. Diese Personalien seien aber schon länger Thema gewesen, berichtet Käs. Er selbst will, bevor es hoffentlich bald wieder richtig losgeht, noch ein paar Tage durchschnaufen. Noch bis Ende dieser Woche befindet er sich im Urlaub. Sein Motto für die Reise: „Kraft tanken für die Mission Klassenerhalt in der Regionalliga.“