Neuburger Rundschau

Kommt es zum Duell zwischen Merz und Söder?

Die Kanzlerkan­didatur wird zum Richtungss­treit um die Strategie der Union

- VON MICHAEL STIFTER

Berlin Die Frage, wer für CDU und CSU als Kanzlerkan­didat ins Rennen geht, ist weit mehr als eine Personalen­tscheidung: Es geht um den künftigen Kurs der Union. Am Wochenende haben sich zwei Anwärter in Position gebracht – und dabei recht unterschie­dliche Richtungen für diesen Kurs vorgegeben.

Friedrich Merz machte deutlich, dass es nun auf einen Macher mit Wirtschaft­skompetenz ankommt – also auf einen wie ihn. „Wir werden in den nächsten Jahren mit der Krise leben müssen, die jetzt vor allem eine ökonomisch­e Krise wird“, sagte er im Interview mit unserer Redaktion. Deutschlan­d sei schon vor Corona nicht gut genug gewesen. „Durch die Pandemie werden unsere Probleme nun wie unter einem Brennglas noch offensicht­licher.“

Der bayerische Ministerpr­äsident Markus Söder hingegen hält praktische Erfahrung im Kampf gegen Corona und dessen Folgen für die wichtigste Eigenschaf­t, die ein Kanzlerkan­didat mitbringen muss. „Nur wer Krisen meistert, wer die Pflicht kann, der kann auch bei der Kür glänzen“, sagte er dem Tagesspieg­el. Merz ist bekanntlic­h ohne politische­s Amt und konnte sich folglich bislang nicht beweisen.

Aussagen wie diese schüren die Spekulatio­nen, dass Söder, der sich in Bayern als Krisenmana­ger bewährt hat und in Umfragen weit vor den möglichen Bewerbern der CDU liegt, doch selbst nach der Kanzlersch­aft greifen könnte. Bislang betont er stets, sein Platz sei in Bayern. Und zumindest Merz glaubt auch nicht daran, dass ihm der CSU-Chef die Kandidatur streitig machen wird: „Historisch betrachtet war es bisher so, dass die CSU den gemeinsame­n Kanzlerkan­didaten dann gestellt hat, wenn die CDU mit ihrer eigenen Führung unzufriede­n war. Das war 1980 so, das war 2002 so, und ich bin mir ziemlich sicher, dass das 2021 nicht so sein wird.“

Der 64-Jährige kämpft mit dem nordrhein-westfälisc­hen Ministerpr­äsidenten Armin Laschet und dem früheren Umweltmini­ster Norbert Röttgen um den CDU-Vorsitz. Merz ist Hoffnungst­räger der Konservati­ven; bei jüngeren Wählern genießt er allerdings weniger Rückhalt. Nun geht er offensiv auf diese Zielgruppe zu: „Wir laden der jungen Generation eine so hohe Staatsvers­chuldung auf, das lässt sich nur rechtferti­gen, wenn diese Generation auch der größte Nutznießer sein wird“, sagte er über den teuren Kampf gegen die Corona-Folgen und forderte einen „neuen Generation­envertrag“. Merz will den bisherigen

„Mit solchen Was-wärewenn-Fragen beschäftig­e ich mich grundsätzl­ich nicht.“

Merz auf die Frage, ob er Söder den Vortritt

in der Kanzlerkan­didatur lassen würde

Kurs auf den Prüfstand stellen. „Ehe wir von der Verlängeru­ng einzelner Maßnahmen reden, sollten wir erst einmal sehen, welche Wirkung sie denn tatsächlic­h haben.“Söder verteidigt­e die hohen Ausgaben, um die Wirtschaft zu stabilisie­ren. „Wiederaufb­auen ist zehn Mal schwierige­r, als Substanz zu bewahren. Außerdem stünden den hohen Summen auch hohe Rücklagen gegenüber, sagte der 53-Jährige. Er betonte aber auch, noch mal eine Neuverschu­ldung von 218 Milliarden Euro sei nicht zu stemmen.

Die CDU wählt im Dezember ihren neuen Vorsitzend­en. Erst danach, da sind sich Merz und Söder einig, wollen die Unionspart­eien über einen gemeinsame­n Kanzlerkan­didaten für 2021 reden. Ob Merz als neuer CDU-Chef hier Söder den Vortritt lassen würde? „Mit solchen Was-wäre-wenn-Fragen beschäftig­e ich mich grundsätzl­ich nicht“, sagte er in unserem großen „Interview am Montag“in der

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