Schuss in den Ofen
Warum Neapels Pizzabäcker so grantig sind
Der Volksmund mag ja behaupten, über Geschmack ließe sich nicht streiten. Dann hat er wohl nie eine dieser abendfüllenden kulinarischen Diskussionen miterlebt. Was zeigt: Übers Essen kann man sehr wohl streiten! Etwa, ob es noch im Ansatz mit Kochen zu tun hat, wenn man einen Thermomix bedient. Oder was die einzig wahre Art ist, ein Rumpsteak zu grillen – mit Holzkohle oder ob es dafür einen dieser Gasdinger samt vier EdelstahlBrennern und 800-Grad-Zone braucht? Wobei das ja gar nichts ist gegen die Italiener. Weil wohl keine Nation so streng über ihre Kochsitten wacht. Das geht los bei der Original-Carbonara
– bitte mit Pecorino, Speck und Ei, aber auf gar keinen Fall, welch kulanirischer Frevel, mit Sahne! Bei der Pizza Margherita ist das nicht anders. Weil die nur mit Tomaten, Mozzarella und
Basilikum belegt sein darf und aus dem Holzofen kommen muss. Nicht umsonst zählt die Tradition der neapolitanischen Pizzabäcker zum Unesco-Kulturerbe. Wäre da nicht diese Firma, die an den Grundfesten der italienischen Ess-Kultur rüttelt – mit einem Gerät, das aussieht wie ein Holzofen, aber mit Strom betrieben wird. Die örtliche Pizzavereinigung hat ihren Segen dazu gegeben. Doch jetzt sind die Pizzabäcker in Aufruhr, wie Julius Müller-Meiningen auf schreibt.
Und in Deutschland? Wird in diesen Tagen viel gegrillt – am häufigsten mit Kohle, auch wenn viele aussteigen und stattdessen auf Gas setzen. Um den „richtigen“Kohleausstieg geht es übrigens im