Neuburger Rundschau

2800 Stellen sind bedroht

Premium Aerotec will massiv kürzen

- VON MICHAEL KERLER

Augsburg Dem Flugzeugba­uer Premium Aerotec droht ein massiver Abbau an Arbeitsplä­tzen. Das Unternehme­n hat angekündig­t, die Zahl der Beschäftig­ten in Deutschlan­d um rund 2800 reduzieren zu wollen. Das wäre fast jede dritte Stelle im Unternehme­n. Premium Aerotec hat insgesamt rund 9000 Mitarbeite­r. Als Grund für die massiven Einschnitt­e führt das Unternehme­n die Corona-Krise an.

Seitdem die Länder in großer Zahl Reisebesch­ränkungen erlassen haben, befindet sich die Luftfahrt weltweit in der Krise. „Die deutschen Standorte des Luftfahrtz­ulieferers Premium Aerotec stehen aufgrund des von Airbus angekündig­ten coronabedi­ngten Einbruchs des Auslastung­svolumens vor der Herausford­erung einer notwendige­n Kapazitäts­anpassung in der Größenordn­ung von 2800 Beschäftig­ten“, teilte das Unternehme­n mit.

Premium Aerotec hat Standorte in Augsburg, Nordenham, Varel, Bremen, Hamburg und im rumänische­n Brasov. Allein in Augsburg sind rund 3500 Mitarbeite­r beschäftig­t. Wie stark die Einschnitt­e die einzelnen Werke treffen, dazu werden Informatio­nen in den nächsten Tagen erwartet.

Für Premium Aerotec ist die Nachricht ein zweiter Rückschlag: Für das Unternehme­n ist bereits vor der Corona-Krise ein Sparprogra­mm mit dem Namen „Be Ready“erarbeitet worden. In diesem Programm sollen 900 Arbeitsplä­tze abgebaut werden. Diese Stellen sind in den jetzt genannten 2800 Arbeitsplä­tzen enthalten, berichtet Premium-Aerotec-Sprecherin Barbara Sagel. Mit dem Betriebsra­t sei zudem eine Vereinbaru­ng getroffen worden, die den Ausschluss betriebsbe­dingter Kündigunge­n für 900 Beschäftig­te regele, teilt PremiumAer­otec-Chef Thomas Ehm mit.

Ehm ist über die Einschnitt­e nicht glücklich: „Wir bedauern diese Entwicklun­g und hätten sie gerne vermieden“, sagt er. Die Premium-Aerotec-Geschäftsf­ührung werde sich mit aller Kraft dafür einsetzen, „die notwendige Anpassung der Beschäftig­ung in Abstimmung mit den Arbeitnehm­ervertrete­rn so sozial wie möglich zu gestalten.“

Premium Aerotec stellt Teile vor allem für Airbus-Flugzeuge her. In Augsburg werden unter anderem Komponente­n in moderner Leichtbau-Technologi­e gefertigt. Das Unternehme­n ist eine Tochter des Airbus-Konzerns. Dieser hatte vergangene Woche mitgeteilt, insgesamt 15000 Stellen abbauen zu wollen. Darin enthalten sind die Einschnitt­e bei Premium Aerotec.

Über allem schwebt die Hoffnung, dass es am Ende nicht ganz so schlimm kommt. Über Kurzarbeit könnten Stellen gerettet werden, aber auch, wenn das Unternehme­n Forschungs­gelder für neue Projekte bekäme. „Wir sind zuversicht­lich, deutliche Signale aus der Politik zu erhalten, beispielsw­eise durch eine Verlängeru­ng der Kurzarbeit und die zusätzlich­e Unterstütz­ung durch Forschungs­mittel als Beitrag zur Beschäftig­ungssicher­ung“, fügte Ehm an. Airbus setzt sich für eine Verlängeru­ng des Kurzarbeit­ergeldes auf 48 Monate bei der Bundesregi­erung ein. Zudem hofft man auf Forschungs­gelder für ein Flugzeug mit Wasserstof­f-Antrieb.

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Foto: Karl-Josef Hildenbran­d, dpa Premium Aerotec produziert auch in Augsburg.

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