Als Rauchen cool machte
Sitzen ist das neue Rauchen, sagt die AOK und wahrscheinlich hat sie damit sogar recht. Denn immer mehr Studien weisen nach, dass unser Leben im Sitzen einer der größten Risikofaktoren für die Gesundheit ist – von Fettleibigkeit bis Herzschwäche, von Depression bis Krebs. Wir sitzen zu viel und das macht krank. Ob deswegen in Zukunft auf jedem Stuhl Schockbilder mit sitzenden Dicken aufgedruckt werden, ist noch nicht diskutiert, aber ein Vorbild gäbe es: das Rauchen. Da lachen einen bekanntlich auf jeder Schachtel Fotos von zerfressenen Organen an.
Zehn Jahre ist es inzwischen her, dass in Bayern ein striktes Rauchverbot eingeführt wurde: 61 Prozent entschieden sich damals in einem Volksentscheid dafür. Die bis dahin geltende laxe Regelung, die das Qualmen in Nebenräumen von Wirtshäusern und in Bierzelten erlaubte, war Geschichte.
Unstrittig ist, dass Nichtrauchen gesünder ist. Über die gesellschaftlichen Nebenwirkungen sind hingegen weniger bekannt. Ist es wahr, was der Marlboro-Mann einst versprach, dass Rauchen cool macht und einem das Gefühl von Freiheit gibt – auch wenn man nun wie ein Geächteter schwitzend oder frierend draußen vor der Tür beim Rauchen steht? Seit das HB-Männchen in die Rente verbannt wurde und nicht mehr in die Luft geht, hat sich die Zahl der Wutbürger gefühlt vervielfacht. Die Leute quatschen nicht mehr bei einer Kippe miteinander, sondern beschimpfen sich wüst, wenn sie nicht gleich übereinander herfallen oder Polizisten verprügeln. Manchmal hat man das Gefühl, es könnte sich für den einen oder die andere dann doch lohnen, meilenweit für eine Camel Filter zu gehen.
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