Günter Netzer junior
Bastian Schweinsteigers Debüt als TV-Experte verläuft vielversprechend – auch dank Thomas Müller
Berlin Es war einer dieser ThomasMüller-Momente, der der ARDPremiere seines Kumpels Bastian Schweinsteiger Launigkeit verlieh. „Radio Müller kommt jetzt“, scherzte ein bestens gelaunter Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge, als Müller nach dem Sieg im Pokalfinale gegen Leverkusen ans Mikrofon gebeten wurde.
Vom Rasen aus grüßte er mit erhobenen Armen seinen ehemaligen Mitspieler, der im Olympiastadion seinen ersten Einsatz als TV-Experte absolvierte. Müller sprach ein paar nachdenkliche Sätze über das Fehlen der Fans im Stadion, philosophierte, dass es „nicht das Gleiche und dasselbe schon gar nicht“sei, was Schweinsteiger mit Grinsen, Kopfschütteln und wilden Mikrofon-Bewegungen quittierte. Und dann sagte Müller den Satz, der ein Kandidat für die Sprüchesammlung dieser skurrilen Saison ist. „Der Günter Netzer junior da soll sich mal nicht so lustig machen“, so der 30-Jährige über den fünf Jahre älteren Schweinsteiger.
Im Gegensatz zum langjährigen Fernseh-Kritiker Netzer trug der WM-Held von Rio allerdings keine Krawatte, sondern analysierte im weißen Hemd mit mindestens zwei geöffneten Knöpfen und dunkelblauem Sakko das Geschehen fachkundig, aber auch mit der nötigen Lockerheit.
Die linke Hand in der Hosentasche, scherzte Schweinsteiger über einen „taktischen Geniestreich“Müllers, gratulierte zu einem verdienten Sieg, mahnte aber auch vor dem zeitweise „Zu-Hoch-Stehen der Viererkette“. Schweinsteiger scheint nach seinem Karriereende im vergangenen Jahr noch nahe genug dran an der Branche, zugleich jedoch weit genug weg, um neutral und seriös zu urteilen. „Für uns war das natürlich ein tolles Finale“, sagte Schweinsteiger – und kurz konnte der Zuhörer denken, er spreche vom FC Bayern in der Wir-Form. Natürlich aber meinte er mit „uns“all die Zuschauer und
Experten – zu denen er jetzt auch zählt. Und ein kleines bisschen mediale Aufregung verursachte er dann doch noch. In seinen Abschiedsworten wünschte Rummenigge nicht nur „viel Spaß mit Bastian“, der ein „super Kerl“sei und „super erholt“aussehe. Er sagte auch noch, dass Schweinsteiger „hoffentlich mit dem FC Bayern dann auch irgendwann wieder schön feiern kann“. Eine Rückkehr zum FC Bayern stand oft im Raum, aktuell jedoch scheint Schweinsteiger in seinem Job als TV-Experte angekommen zu sein – der Auftakt jedenfalls verlief vielversprechend.