Neuburger Rundschau

Mit Schuppan geht es aufwärts

Der 33-jährige Kapitän sichert den Würzburger Kickers den Aufstieg. Danach beendet er seine Karriere. Nun rücken Trainer- und die Stadionfra­ge in den Fokus

- VON FRANK KRANEWITTE­R

Würzburg Mehr Showdown geht kaum. Als Sebastian Schuppan in der dritten Minute der Nachspielz­eit den Ball auf den Elfmeterpu­nkt legte, war klar: Dies ist der entscheide­nde Schuss der Saison. 2:0 hatte der FC Ingolstadt bei 1860 München gewonnen, 1:2 lagen die Würzburger Kickers gegen den Halleschen FC zurück. Würzburg brauchte einen Punkt für den direkten Aufstieg in die zweite Bundesliga. Die erste Chance hatten die Kickers beim 1:5 bei Viktoria Köln kläglich vergeben. Und jetzt drohte die nächste Pleite. Bis Schuppan kam. „Es war klar, dass ich schieße“, erzählte er später.

Als der Ball im Netz einschlug, brachen alle Dämme. Zuschauer sind weiterhin ausgesperr­t, die Gefühle explodiert­en trotzdem. Alle, wirklich alle Würzburger, samt denen, die gar nicht zum Kader gehörten, stürmten von der Tribüne aufs Feld. Ein Menschenkn­äuel begrub Schuppan. Dass der Handelfmet­er fragwürdig war, spielte keine Rolle mehr.

Schuppan ist nun zum fünften Mal in seiner Karriere aufgestieg­en, einmal in Liga eins (mit Cottbus), bereits zum vierten Mal in die zweite Bundesliga (Paderborn, Dresden, Bielefeld, Würzburg). Es war der letzte Torschuss in Schuppans Karriere gewesen. Spät am Abend sollte sich das gesamte Team auf dem Feld versammeln, um den 33-Jährigen Videobotsc­haften auf der Stadionlei­nwand zu verabschie­den.

Dieser Aufstieg mit Würzburg war nicht nur für den Kapitän etwas Besonderes. Die Kickers waren als Außenseite­r in die Saison gestartet, mussten nicht aufsteigen. Während der Corona-Zwangspaus­e machte sich bei ihnen aber ein Gefühl breit. Wenn es wieder losging, könnten sie es tatsächlic­h noch schaffen. In neun Geisterspi­elen schossen sie sich hoch von Platz elf auf Rang zwei. „Es war eine Mentalität­sleistung“, stellte Präsident Daniel Sauer fest: „Der Zusammenha­lt im Verein war der Schlüssel. Anders ist es nicht zu erklären, dass wir mit diesen Voraussetz­ungen aufsteigen.“Als er das sagte, standen unten auf dem Parkplatz am Dallenberg ein paar hundert Fans und ließen die Mannschaft, die sich auf der Stadiontre­ppe hinter der Gegengerad­en vermit sammelt hatte, hochleben. Und einen Mann feierten die Anhänger besonders: Trainer Michael Schiele, den Aufstiegsm­acher. „Heute Abend nicht“, sagte Sauer auf die Frage, ob und wann denn nun festgelegt werde, wer in der kommenden Saison als Cheftraine­r wirkt.

Felix Magath, der womöglich entscheide­nde Mann in dieser Frage, schickte – zusammen mit seinem Assistente­n Christian Ortlepp – per WhatsApp einen Glückwunsc­h. Beide präsentier­ten das offizielle Aufstiegs-T-Shirt. Vor Ort war der Fußballche­f von Investor Flyeralarm nicht. Er schickte die Grüße aus Österreich, wo der FC Flyeralarm Admira Wacker Mödling sich durch ein 0:0 bei der WSG Tirol den Klassenerh­alt in der Bundesliga sicherte. „Natürlich hat Felix einen Anteil an diesem Erfolg“, so Sauer. „Wer so viel Erfahrung und Kompetenz in einen Verein hereinbrin­gt, der hilft natürlich. Es ist immer ein qualitativ hochwertig­er Austausch mit ihm.“Seit Januar ist Magath beim Kickers-Investor tätig. Seitdem liegt auch die Vertragsve­rlängerung mit Schiele auf Eis.

Nicht nur sportlich müssen nun Entscheidu­ngen fallen. In der kommenden Saison wird Würzburg noch im alten Stadion spielen dürfen, auf Dauer braucht der Verein ein neues Zuhause. Sauer: „Es ist extrem entscheide­nd, dass wir mit dem Stadionpro­jekt vorankomme­n. Und da zählt nur schwarz auf weiß. Da brauchen wir Nachweise.“

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Foto: Jan Huebner So kann eine Karriere enden: Die Mitspieler ließen Sebastian Schuppan hochleben, der den entscheide­nden Elfmeter verwandelt­e.

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