Friedrich Merz kommt mit der U-Bahn
– und bestens gelaunt. Mag CSU-Chef Markus Söder auch der aktuelle Umfragekönig sein: Im Wettlauf um den Parteivorsitz der CDU liegt Merz im Moment deutlich vor seinen Kontrahenten Norbert Röttgen und Armin Laschet. Der 64-jährige erwähnt das am Rande des Interviews in einem Berliner Restaurant eher beiläufig, aber mit einem zufriedenen Lächeln. Seine Rede für den Parteitag am 4. Dezember, sagt er, habe er in Teilen schon im Kopf. So wie im ersten Anlauf, als er mit einem suboptimalen Auftritt alle Chancen verspielte und Annegret Kramp-Karrenbauer unterlag, will er nicht noch einmal scheitern.
Seine Corona-Infektion habe er gut überstanden, erzählt Merz. Erst Wochen später erfuhr seine Frau Charlotte durch einen Antikörpertest, dass er sie angesteckt hatte. Beschwerden aber hatte sie keine. Es ist also
noch einmal alles glimpflich ausgegangen im Hause Merz. Von dort aus, in Arnsberg im Sauerland, steuert der frühere Fraktionschef bisher auch seine Kampagne um den CDU-Vorsitz, ein eigenes Büro in Berlin will er sich jetzt allerdings noch einrichten. Die Interview-Anfragen häufen sich ebenso wie die Einladungen in Talkshows – und die politische Musik spielt nun einmal in der Hauptstadt.
Fünf Monate vor der Entscheidung über den Parteivorsitz und vermutlich auch über die Kanzlerkandidatur gibt Merz sich betont gelassen. Söder, so scheint es, sieht er nicht als Konkurrenten um das Kanzleramt, eher schon als Partner. Über seine Mitbewerber in der CDU verliert er kein böses Wort, sondern appelliert schon jetzt an die Geschlossenheit der Partei – egal, wer am Ende gewinnt. Ans Verlieren allerdings, so scheint es, denkt Friedrich Merz nicht. (rwa)