Regen lässt Landwirte aufatmen
Nach zwei trockenen Jahren erwarten die Landwirte eine durchschnittliche Ernte. Trotz Niederschläge und kühlerer Temperaturen ist auch bei den Waldbauern nur ein bisschen Entspannung angesagt
Nach zwei trockenen Jahren erwarten Landwirte heuer eine durchschnittliche Ernte. Entwarnung ist jedoch nicht angesagt.
Neuburg Wer entlang der Felder und Äcker der Region fährt, der kann sie sehen: Felder, auf denen die Getreidepflanzen mit schöner, voller, goldgelber Ähre stehen. Und nur wenig weiter schimmern manche Weizenfelder noch immer leicht grünlich. Diese Unterschiede beim Reifen der einzelnen Ackerpflanzen sind Folge des trockenen Aprils. Das sagt Martin Gruber. Er ist Pflanzenbauberater und Lehrer am Amt für Landwirtschaft und Forsten in Pfaffenhofen, das auch zuständig ist für den Landkreis Neuburg-Schrobenhausen.
Wintergerste beispielsweise, die auf guten Böden wächst, die die Niederschläge Anfang des Jahres gut speichern konnten, zehrte im trockenen April davon und steht jetzt gesund und prächtig da. Anders bei Wintergetreide, das auf sandigem Boden wächst, der Wasser nicht lange speichert. Das hinkt heuer hinterher. Aber es gibt Ausnahmen, sagt Gruber. Da die Trockenheit recht früh im Jahr kam, konnten sich manche Pflanzen anpassen und haben längere Wurzeln entwickelt. Gerade in Flusstälern kamen sie mitunter bis zum Grundwasser und wurden so besonders kräftig und stark, sogar eine „überdurchschnittliche Ertragslage“sei dann zu erwarten. Sein Fazit für die Erntesaison lautet also: „Das schwankt stark zwischen den Standorten.“Etwas mehr zu leiden hatte laut Gruber der Raps, bei dem im April die sogenannte Kornfüllungsphase anstand – mitten in der Trockenheit.
Für Kartoffeln, Mais, Zuckerrüben oder auch Sommergerste, die im Frühjahr gesät werden, waren die Niederschläge im Juni „der allerletzte Termin“. Ob es allerdings ein gutes Erntejahr werden wird, das entscheiden die Niederschläge im
Juli und August, sagt Gruber. Vor allen Dingen der Hopfen, aber auch der Mais brauchen jetzt noch Regen. Nach zwei Jahren mit extremen Hitzeperioden ist Gruber zumindest froh, dass die Temperaturen bislang weitgehend unter der 30-GradMarke geblieben sind. Denn im vergangenen Jahr, als es bereits Ende Juni mit den Temperaturen hinauf bis auf fast 40 Grad ging, setzte das den Pflanzen arg zu. Während bei Mais die Wohlfühltemperatur erst zwischen 30 und 35 Grad endet, verspürten Kartoffeln schon ab etwa 25 Grad ziemlichen Stress.
Bislang zieht Gruber eine durchschnittliche Zwischenbilanz für das aktuelle Erntejahr. „Das hängt davon ab“, sagt er und meint damit den Standort der Pflanzen und dessen Fähigkeit, Wasser zu speichern. Und so könne es bei dem einen Landwirt heuer gut laufen, während ein anderer über Einbußen klagt.
So wie bei den Landwirten, so können auch die Waldbauern trotz des Regens im Juni nicht endgültig aufatmen. „Dem Patienten geht es entsprechend“, sagt Martin Spies und meint damit den Wald. Der Förster ist zuständig für die Reviere in Burgheim, Rennertshofen und den Spitalwald Neuburg. Wäre der Regen im Mai und Juni nicht gekommen, „dann hätte es Ausfälle gegeben“, sagt Spies. Denn „der April war wirklich alarmierend“. Mittlerweile seien die Böden zumindest an der Oberfläche bis auf eine Tiefe von 25 Zentimetern wieder gut durchfeuchtet, doch in größeren Tiefen haben die Trockenperioden der vergangenen Jahre ihre Spuren hinterlassen. Zeit zum Entspannen sei nicht angesagt.
Ausbleibender Regen und Wind könnten bei den Bäumen schnell wieder zu Trockenstress führen, befürchtet Spies. Im Vergleich zu anderen Regionen sei die Gegend um Neuburg in forstlicher Hinsicht aber dennoch eine „Insel der Glückseligen“. In den Wäldern habe Sturm Sabine im Februar kaum gewütet und auch der Befall durch Schädlinge halte sich in Grenzen. Es gebe „überall ein bisschen Käferbefall“, die Lage sei aber nicht dramatisch. Das habe aber nicht allein mit den wenigen Sturmschäden zu tun. Spies zollt den Waldbesitzern auch großes Lob: „Viele Waldbesitzer stecken viel Zeit in ihren Wald und räumen auf.“Doch vom niedrigen Holzpreis wegen des vielen Schadholzes seien auch die Neuburger Waldbauern betroffen. „Aber noch ist es nicht so weit, dass die Waldbauern draufzahlen“, sagt Spies.
Die langen Trocken- und Hitzezeiten fordern bei den Waldbesitzern bereits ihren Tribut, sagt Spies. Früher sei im Sommer Zeit zum Durchatmen gewesen, doch „die letzten Jahre waren fordernd, man steht das ganze Jahr unter Strom“.