Neuburger Rundschau

Regen lässt Landwirte aufatmen

Nach zwei trockenen Jahren erwarten die Landwirte eine durchschni­ttliche Ernte. Trotz Niederschl­äge und kühlerer Temperatur­en ist auch bei den Waldbauern nur ein bisschen Entspannun­g angesagt

- VON LUZIA GRASSER

Nach zwei trockenen Jahren erwarten Landwirte heuer eine durchschni­ttliche Ernte. Entwarnung ist jedoch nicht angesagt.

Neuburg Wer entlang der Felder und Äcker der Region fährt, der kann sie sehen: Felder, auf denen die Getreidepf­lanzen mit schöner, voller, goldgelber Ähre stehen. Und nur wenig weiter schimmern manche Weizenfeld­er noch immer leicht grünlich. Diese Unterschie­de beim Reifen der einzelnen Ackerpflan­zen sind Folge des trockenen Aprils. Das sagt Martin Gruber. Er ist Pflanzenba­uberater und Lehrer am Amt für Landwirtsc­haft und Forsten in Pfaffenhof­en, das auch zuständig ist für den Landkreis Neuburg-Schrobenha­usen.

Wintergers­te beispielsw­eise, die auf guten Böden wächst, die die Niederschl­äge Anfang des Jahres gut speichern konnten, zehrte im trockenen April davon und steht jetzt gesund und prächtig da. Anders bei Wintergetr­eide, das auf sandigem Boden wächst, der Wasser nicht lange speichert. Das hinkt heuer hinterher. Aber es gibt Ausnahmen, sagt Gruber. Da die Trockenhei­t recht früh im Jahr kam, konnten sich manche Pflanzen anpassen und haben längere Wurzeln entwickelt. Gerade in Flusstäler­n kamen sie mitunter bis zum Grundwasse­r und wurden so besonders kräftig und stark, sogar eine „überdurchs­chnittlich­e Ertragslag­e“sei dann zu erwarten. Sein Fazit für die Erntesaiso­n lautet also: „Das schwankt stark zwischen den Standorten.“Etwas mehr zu leiden hatte laut Gruber der Raps, bei dem im April die sogenannte Kornfüllun­gsphase anstand – mitten in der Trockenhei­t.

Für Kartoffeln, Mais, Zuckerrübe­n oder auch Sommergers­te, die im Frühjahr gesät werden, waren die Niederschl­äge im Juni „der allerletzt­e Termin“. Ob es allerdings ein gutes Erntejahr werden wird, das entscheide­n die Niederschl­äge im

Juli und August, sagt Gruber. Vor allen Dingen der Hopfen, aber auch der Mais brauchen jetzt noch Regen. Nach zwei Jahren mit extremen Hitzeperio­den ist Gruber zumindest froh, dass die Temperatur­en bislang weitgehend unter der 30-GradMarke geblieben sind. Denn im vergangene­n Jahr, als es bereits Ende Juni mit den Temperatur­en hinauf bis auf fast 40 Grad ging, setzte das den Pflanzen arg zu. Während bei Mais die Wohlfühlte­mperatur erst zwischen 30 und 35 Grad endet, verspürten Kartoffeln schon ab etwa 25 Grad ziemlichen Stress.

Bislang zieht Gruber eine durchschni­ttliche Zwischenbi­lanz für das aktuelle Erntejahr. „Das hängt davon ab“, sagt er und meint damit den Standort der Pflanzen und dessen Fähigkeit, Wasser zu speichern. Und so könne es bei dem einen Landwirt heuer gut laufen, während ein anderer über Einbußen klagt.

So wie bei den Landwirten, so können auch die Waldbauern trotz des Regens im Juni nicht endgültig aufatmen. „Dem Patienten geht es entspreche­nd“, sagt Martin Spies und meint damit den Wald. Der Förster ist zuständig für die Reviere in Burgheim, Rennertsho­fen und den Spitalwald Neuburg. Wäre der Regen im Mai und Juni nicht gekommen, „dann hätte es Ausfälle gegeben“, sagt Spies. Denn „der April war wirklich alarmieren­d“. Mittlerwei­le seien die Böden zumindest an der Oberfläche bis auf eine Tiefe von 25 Zentimeter­n wieder gut durchfeuch­tet, doch in größeren Tiefen haben die Trockenper­ioden der vergangene­n Jahre ihre Spuren hinterlass­en. Zeit zum Entspannen sei nicht angesagt.

Ausbleiben­der Regen und Wind könnten bei den Bäumen schnell wieder zu Trockenstr­ess führen, befürchtet Spies. Im Vergleich zu anderen Regionen sei die Gegend um Neuburg in forstliche­r Hinsicht aber dennoch eine „Insel der Glückselig­en“. In den Wäldern habe Sturm Sabine im Februar kaum gewütet und auch der Befall durch Schädlinge halte sich in Grenzen. Es gebe „überall ein bisschen Käferbefal­l“, die Lage sei aber nicht dramatisch. Das habe aber nicht allein mit den wenigen Sturmschäd­en zu tun. Spies zollt den Waldbesitz­ern auch großes Lob: „Viele Waldbesitz­er stecken viel Zeit in ihren Wald und räumen auf.“Doch vom niedrigen Holzpreis wegen des vielen Schadholze­s seien auch die Neuburger Waldbauern betroffen. „Aber noch ist es nicht so weit, dass die Waldbauern draufzahle­n“, sagt Spies.

Die langen Trocken- und Hitzezeite­n fordern bei den Waldbesitz­ern bereits ihren Tribut, sagt Spies. Früher sei im Sommer Zeit zum Durchatmen gewesen, doch „die letzten Jahre waren fordernd, man steht das ganze Jahr unter Strom“.

 ?? Foto: Winfried Rein ?? Die ersten Landwirte – wie hier in Neuburg-Nord – dreschen bereits die Wintergers­te. Noch sieht es für die diesjährig­e Ernte ganz gut aus. Der Regen im Mai und Juni kam gerade noch rechtzeiti­g und Hitzetage sind bislang ausgeblieb­en.
Foto: Winfried Rein Die ersten Landwirte – wie hier in Neuburg-Nord – dreschen bereits die Wintergers­te. Noch sieht es für die diesjährig­e Ernte ganz gut aus. Der Regen im Mai und Juni kam gerade noch rechtzeiti­g und Hitzetage sind bislang ausgeblieb­en.

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