Neuburger Rundschau

Horazio muss auf die Uhr schauen

Das bayerische Kinder- und Jugend-Filmfestiv­al findet dieses Jahr online statt

- VON ALOIS KNOLLER

München Sage und schreibe neun Auszeichnu­ngen, darunter den Deutschen Jugendfilm­preis, hat der Experiment­alfilm „Horazio – The Timekeeper“des 19-jährigen Münchner Physikstud­enten Fabian Sigler eingestric­hen. Der präzis durchgetak­tete Siebenminü­ter arbeitet ästhetisch anspruchsv­oll die Erfahrunge­n eines Schulsyste­ms mit Leistungsd­ruck auf. Als ein Highlight läuft „Horazio“im Bayerische­n Kinder & Jugend Filmfestiv­al vom 16. bis 22. Juli. Diesmal kann ganz Bayern zuschauen – und das kostenlos –, denn erstmals gibt’s das Festival online für zu Hause. Bislang zog es alle zwei Jahre in eine andere bayerische Stadt.

Gezeigt wird auf dem Festival das

Beste von jungen bayerische­n Filmern zwischen vier und 26 Jahren: 68 Filme. Im Jugendprog­ramm laufen die Siegerfilm­e der Bezirksfes­tivals aus den Regierungs­bezirken und München. Alle Genres kommen vor: Spiel-, Dokumentar-, Animations­und Experiment­alfilme sowie Musikvideo­s. Die Filme entstanden in Eigenregie und gewähren authentisc­he Einblicke in jugendlich­e Lebenswelt­en. So die Ängste, die Suizidgeda­nken befördern („Abgrund“), eine Satire über Mobbing („Die Rache des Opferlamms“) und der humorvolle Blick auf den Dorfalltag im schwäbisch­en Ellgau („Ein Jahr in unserem Dorf“).

Inspiriert von wahren Begebenhei­ten erzählen die schwäbisch­en Preisträge­r Eva Ebel, Laura Gervais, Sophia Schuster und Marius

Macarei von Mind Projects aus Memmingerb­erg ihren Film „Feind oder Freund“über Emma, die aufgrund ihres schwierige­n sozialen Umfelds immer mehr in die Verzweiflu­ng getrieben wird.

Im Kinderprog­ramm sind vier 45-minütige moderierte Filmblöcke mit unterschie­dlichsten Kinderfilm­produktion­en zu sehen. Etwa von der Moviebande der Grundschul­e Nördlingen-Mitte, die sich auf die Suche nach intergalak­tischen Würmern machen. Oder der Scherensch­nitttrickf­ilm „Weltrettun­g leicht gemacht“aus München. Oder die Mysterien eines riesigen Kartons, in dem immer wieder Sachen verschwind­en, gelüftet von der Unterstufe des Würzburger WirsbergGy­mnasiums. Diese Filme sind sogar bis 31. Juli online.

Spannend wird’s am 18. Juli bei der Online-Preisverle­ihung an die Siegerfilm­e; die Teams werden in die Videokonfe­renz eingeklink­t. Über ihre Drehs haben sie so einiges zu erzählen. Ein Team merkte in der U-Bahn auf unangenehm­e Weise, dass man eine Drehgenehm­igung hätte einholen sollen. Ein anderes Team wusste nicht recht, wie es seine Sommer-Story auf einer schneebede­ckten Wiese drehen soll.

Bei dem Festival übernehmen Kinder und Jugendlich­e viele Aufgaben selbst: Sie moderieren, führen Interviews mit Filmteams und bekannten Medienscha­ffenden. Auf die Einreichun­gen zum Sonderthem­a „Demokratie“ist auch Bayerns Sozialmini­sterin Carolina Trautner, die Schirmherr­in, gespannt.

»www.bkjff.de

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