Neuburger Rundschau

Kaltstart für Schrötter

Nach der Zwangspaus­e geht es für die Motorradre­nnfahrer endlich weiter. Ex-Pilot Stefan Bradl verrät, was das für die WM bedeutet und was er dem einzigen Deutschen zutraut

- VON SEBASTIAN RICHLY

Jerez Der Druck lastet auf Marcel Schrötter. Einerseits hat der Moto2-Pilot nach Platz sieben zum Auftakt in Katar etwas gutzumache­n, anderersei­ts ist der Vilgertsho­fer (Kreis Landsberg am Lech) der letzte verblieben­e deutsche Rennfahrer in den drei Profiklass­en. Am Wochenende starten die Motorradre­nnfahrer nach der CoronaZwan­gspause im spanischen Jerez wieder durch, allerdings unter anderen Vorzeichen. Ein Testtag (zwei Mal 40 Minuten pro Fahrer) am heutigen Mittwoch, das Freie Training am Freitag und das Qualifying – selten gab es so viele Fragezeich­en im Vorfeld eines Rennens. Testfahrte­n waren für Schrötter und Co. während der Zwangspaus­e kaum möglich.

Der 27-Jährige wartet weiterhin auf seinen ersten Sieg in der Moto2. Zuspruch kommt von einem früheren Weltmeiste­r. Stefan Bradl traut seinem Landsmann den Durchbruch zu: „Er hat die Voraussetz­ungen. Das Team und das Umfeld sind

Marcel hat gezeigt, dass er das Niveau hat, um in der Spitze zu fahren.“Bradl gibt aber auch zu, dass es für den einzigen deutschen Vertreter alles andere als einfach wird: „Der Druck ist enorm groß. Ganz Deutschlan­d schaut auf Marcel. Er muss lockerer werden. Im Rennen ist er oft zu verbissen und steht sich so selbst im Weg.“

Das soll in Spanien besser werden. Stefan Bradl drückt Schrötter jedenfalls die Daumen: „Es wird endlich mal wieder Zeit für einen deutschen Grand-Prix-Sieg.“Selbst bei einem deutschen Triumph sieht Bradl aber schwarz für die Zukunft des deutschen Motorsport­s: „In der Formel 1 waren wir jahrelang verwöhnt, jetzt gibt es eine Durststrec­ke. Noch schlimmer ist es aber im Zweiradber­eich. Wir haben keine Nachwuchsf­örderung, deshalb hängen uns die anderen Nationen ab“, so Bradl, der in der vergangene­n Saison als Ersatzfahr­er vier Rennen in der Moto GP fuhr und dabei 16 Punkte holte.

Aufgrund der Corona-Regelungen wird Bradl in diesem Jahr aber definitiv keine Rennen in der Königsklas­se fahren. Überhaupt ist 2020 vieles anders. Gerade einmal 13 Rennen stehen im Terminplan der MotoGP, Zuschauer sind nicht zugelassen und auch die Teams sind aufgrund der Auflagen stark dezimiert. Bradl: „Die Stimmung wird trüb sein. Ohne Fans an der Strecke fehlt der letzte Kick, das letzte Fünkchen Motivation, das die Fahrer antreibt“, so der 30-Jährige, der aber froh ist, dass es nun weiterbzw. für die MotoGP endlich losgeht. Höchstleis­tungen dürfe man aber nicht erwarten: „ Es wird dauern, bis die Fahrer wieder das Gefühl und das Tempo haben, jeder muss erst einmal reinkommen.“

Für das zweite Rennen, eine Woche später an gleicher Stelle, erwartet Bradl schon mehr: „Es wird spannend sein, zu sehen, wer am besten reinkommt und sich am schnellste­n wieder an das Renntemgut. po gewöhnt. Die Bedingunge­n sind aber für alle gleich.“Ganz oben auf dem Zettel der Favoriten hat Bradl auch in diesem Jahr wieder den amtierende­n Weltmeiste­r Marc Márquez stehen. Bradl, der als HondaTestf­ahrer in den vergangene­n zwei Jahren eng mit Márquez zusammenge­arbeitet hat, kennt die Stärken des Spaniers: „Wenn es eine normale Saison gewesen wäre, wäre es sicher noch enger geworden. Die Situation kommt Márquez entgegen, weil er einer ist, der sehr schnell auf sein Tempo kommt. Er ist der Top-Favorit, aber es wird kein Spaziergan­g und deutlich spannender als zuletzt.“Der Spanier peilt seinen fünften WM-Titel in Folge an, 2019 betrug sein Vorsprung auf Platz zwei 151 Punkte. Zu den Mitfavorit­en zählt Bradl den Vorjahres-Zweiten Andrea Dovizioso und YamahaHoff­nung Fabio Quartararo. Auch Routinier Valentino Rossi, 41, traut Bradl einiges zu.

So wie auch der deutschen Hoffnung Marcel Schrötter. Bradl: „Er ist topfit und hat fleißig trainiert. Jetzt muss er liefern.“

 ?? Foto: Imago ?? Marcel Schrötter konzentrie­rt sich auf den Start. Das war im März beim Rennen in Katar, als er am Ende Platz sieben holte. Seitdem hat kein weiteres Rennen mehr stattgefun­den, nun geht es nach der Corona-Zwangspaus­e in Jerez weiter.
Foto: Imago Marcel Schrötter konzentrie­rt sich auf den Start. Das war im März beim Rennen in Katar, als er am Ende Platz sieben holte. Seitdem hat kein weiteres Rennen mehr stattgefun­den, nun geht es nach der Corona-Zwangspaus­e in Jerez weiter.
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Stefan Bradl

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