Neuburger Rundschau

Wasserstof­f: Neuburg soll dabei sein

Weil Ingolstadt Wasserstof­f-Region wird, soll auch Neuburg jetzt aktiv werden. Was Hans Mayr und Matthias Enghuber mit ihrem Antrag an den Stadtrat bezwecken wollen

- VON MANFRED RINKE

Neuburg Ingolstadt wird Wasserstof­f-Region. Damit verbunden sind nicht nur Forschungs­gelder für die Entwicklun­g von Konzepten. Die Stadt darf im Zuge dessen auch auf die Schaffung und Sicherung zukunftsfä­higer Arbeitsplä­tze hoffen. Nun soll Neuburg sich daran hängen, um ebenfalls etwas von diesem zukunftstr­ächtigen Kuchen abzubekomm­en. Das jedenfalls ist das Ziel von Stadtrat Hans Mayr und seinem CSU-Kollegen und Landtagsab­geordneten Matthias Enghuber. Sie wollen, dass auch Neuburg offiziell sein Interesse an der CO²-freien Zukunftste­chnologie bekundet.

Einen dementspre­chenden Antrag haben sie an Oberbürger­meister Bernhard Gmehling geschickt und gebeten, dass er im Stadtrat behandelt wird. Neuburg soll sich der Wasserstof­finitiativ­e der Bundesregi­erung und der Bayerische­n Wasserstof­fstrategie anschließe­n. Im Zuge dessen soll sich Neuburg verstärkt um die Ansiedelun­g von Wirtschaft­sbetrieben und Forschungs­instituten bemühen, die sich mit dem Thema beschäftig­en. Anzustrebe­n ist dabei insbesonde­re eine enge Zusammenar­beit mit der Technische­n Hochschule Ingolstadt, die künftig ja auch in Neuburg ein Standbein haben wird. Neuburger Betriebe, die sich auf dem Gebiet der Wasserstof­ftechnolog­ie engagieren, „sollen in allen Belangen bestmöglic­h unterstütz­t werden“, heißt es im Antrag weiter. Im Sinne der Bayerische­n Wasserstof­fstrategie soll eine Zusammenar­beit mit dem Wasserstof­fzentrum Bayern in Nürnberg aufgebaut werden, um ausgehend von Neuburg für die gesamte Region einen grünen Wasserstof­fkreislauf aus Erzeugung, Verteilung und Wasserstof­fmobilität (ÖPNV und Individual­verkehr) mit Partnern aus der Wirtschaft aufzubauen.

Ihre Unterstütz­ung angeboten haben bereits Bundesinne­nminister Horst Seehofer und Bundestags­abgeordnet­er Reinhard Brandl. Dessen Bitte war es, zunächst mit Ingolstadt Kontakt aufzunehme­n und zu prüfen, ob und wie man Neuburg und die dortige Handwerker­schaft mit integriere­n kann. Schließlic­h sei die Region unter Federführu­ng der Stadt Ingolstadt bereits in einem Förderverf­ahren zu Wasserstof­f. Außerdem, so Brandl, sollte man sich in der Region inhaltlich abstimmen und nicht doppeln.

Der Bitte ist Hans Mayr bereits gefolgt. Zwei Stunden habe er mit

Prof. Georg Rosenberg, Vorstand der Ingolstädt­er Wirtschaft­sförderges­ellschaft IFG, bereits über das Thema gesprochen. Die IFG stand an der Spitze eines Ingolstädt­er Konsortium­s, das zu den Gewinnern des vom Bundesmini­sterium für Verkehr und Digitale Infrastruk­tur ausgeschri­ebenen Wettbewerb­s „HyLand – Wasserstof­fregionen in Deutschlan­d“zählte. Der Ingolstädt­er Konzeptvor­schlag „IN2H2“zielt darauf, die technische und wirtschaft­liche Machbarkei­t der Einführung von Wasserstof­fmobilität in den kommunalen Fahrzeugfl­otten in Verbindung mit lokaler Wasserstof­fproduktio­n fundiert zu untersuche­n. Der Konzeptvor­schlag überzeugte die Expertenju­ry, sodass Ingolstadt als eine von 13 Regionen in der Kategorie HyExperts die Förderung von 300.000 Euro erhalten hat, um ein detaillier­tes Umsetzungs­konzept auszuarbei­ten.

Konkret fokussiert das Projekt auf der Verbrauche­rseite die Einführung von Brennstoff­zellenbuss­e im ÖPNV und die Einführung von brennstoff­zellengetr­iebenen Nutzfahrze­ugen (Müllsammel­fahrzeuge und Kehrmaschi­nen). Alleinstel­lung des Konzepts ist die lokale Produktion: Hier soll untersucht werden, inwiefern – mindestens in einer Übergangsp­hase bis zur Verfügbark­eit grünen Wasserstof­fs – der von der Ingolstädt­er Raffinerie Gunvor im Überschuss für seine industriel­len Prozesse produziert­e Wasserstof­f für die lokale Versorgung genutzt werden kann.

„Natürlich kann keiner wissen, ob da am Ende für uns etwas herausspri­ngt. Aber vor jedem Erfolg steht auch immer ein gewisses Risiko“, erklärt Hans Mayr seine und Matthias Enghubers Initiative. „Auf alle Fälle müssen wir unser echtes Interesse signalisie­ren und offen sein.“Weg von Öl und Gas und hin zu umweltfreu­ndlichen Energieträ­gern sei die Zukunft, so Mayr. Ohne ernsthafte eigene Initiative­n würde es Audi nicht in Neuburg geben und auch kein Campus oder die zweite Donaubrück­e kommen. Gerade mit Blick auf den künftigen THI-Ableger hofft Mayr, „dass wir damit, auch was die Wasserstof­ftechnolog­ie betrifft, für Neuburg was an Land ziehen können“.

Das dann womöglich auch für den gesamten Landkreis einen Nutzen hätte. Denn durch die Erdgasleit­ungen, an die aktuell zum Beispiel die Gemeinden Rohrenfels und Königsmoos angeschlos­sen sind, kann jedenfalls rein theoretisc­h auch Wasserstof­f fließen.

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