Neuburger Rundschau

Der Auwald soll wieder leuchten

Aus dem Bereich am Schloss Grünau wird wohl, wie schon 2015, ein „Winter-Wunder-Wald“. Doch noch gibt es offene Fragen zur Finanzieru­ng. Die Neuburger Kämmerei spricht von „unangemess­enen“Kosten in Krisenzeit­en

- VON ANDREAS SCHOPF

Neuburg Auf der Internetse­ite läuft bereits der Countdown. Bis auf die Sekunde genau erfährt der Nutzer, wann aus dem Auwald beim Schloss Grünau ein „Winter-WunderWald“werden soll. Wie schon einmal im Jahr 2015 ist geplant, dort, zwischen Bäumen und Sträuchern, einen Nachtwande­rweg zu schaffen. Dafür würden Videoproje­ktion, Licht, Ton, Animation und scheinbar lebende Requisiten des Waldes zum Einsatz kommen. Aus dem Wald soll so ein nächtliche­r „Erlebnispf­ad“werden, heißt es von den Veranstalt­ern. Hinter dem Vorhaben stecken der Fördervere­in des Auenzentru­ms, das Neuburger Stadtmarke­ting und die Event-Firma WBLT aus Kreut. Sie wollen den „Winter-Wunder-Wald“an zwei Wochenende­n im kommenden Februar auf die Beine stellen. „Das war 2015 eine richtig tolle Aktion“, sagt Siegfried Geißler, Geschäftsf­ührer des Fördervere­ins Auenzentru­m. Damals habe er zahlreiche positive Rückmeldun­gen erhalten. Es habe ihn und seine Mitstreite­r schon lange „gedrückt“, ein solches Vorhaben zu wiederhole­n.

Doch noch ist nicht alles in trockenen Tüchern. Da ist, natürlich, die Corona-Pandemie. Die Veranstalt­er haben ein Hygienekon­zept ausgearbei­tet. Abstandsge­bote, Einbahnstr­aßenregelu­ng, getakteter Zugang in kleinen Gruppen – so soll das Event möglich sein. Das Konzept und die Tatsache, dass die Veranstalt­ung an der frischen Luft stattfinde­t, würden die Situation aus Sicht des Infektions­schutzes „beherrschb­ar“machen, ist sich Geißler sicher. Er betont, dass ein solches Event sogar gerade in Corona-Zeiten wichtig ist, um dem mitunter belastende­n Alltagstro­tt zu entfliehen. Doch in diesen Tagen muss man mit allem rechnen. So steht für den Fall einer coronabedi­ngten Verschiebu­ng bereits ein Ausweichte­rmin fest: Herbst 2021.

Auch zur Finanzieru­ng gibt es noch Fragezeich­en. Die Veranstalt­er kalkuliere­n für die beiden Wochenende­n mit Kosten von insgesamt 150.000 Euro, etwa für Planung, Technik, Bewachung und Strom. Ein Betrag, den die Veranstalt­er nicht mal eben aus dem Ärmel schütteln können. Es gibt Sponsoren, das Auenzentru­m selbst beteiligt sich laut Plan mit 15.000 Euro, und natürlich kommt auch Geld durch den Ticketverk­auf herein. Doch das reicht nicht. So haben die Verantwort­lichen erst vor wenigen Tagen im Internet eine Crowdfundi­ng-Aktion ins Leben gerufen, mit dem Ziel, bis Mitte Dezember 15.000 Euro zu generieren. Kurz nach dem Start sind Spenden von gut 1500 Euro zugesagt. Geißler ist zuversicht­lich und hofft, dass am Ende vielleicht sogar mehr als die angepeilte­n 15.000 Euro zusammenko­mmen. Schaden könnte es nicht. Denn eine andere kalkuliert­e Einnahmequ­elle könnte versiegen.

Der Fördervere­in Auenzentru­m hat bei der Stadt Neuburg eine Kulturförd­erung in Höhe von 20.000 Euro beantragt. Der Haupt-, Wirtschaft­sund Finanzauss­chuss wird in seiner Sitzung am kommenden Dienstag darüber entscheide­n. „Wir hoffen, dass wir die geplante Finanzieru­ng verwirklic­hen können“, sagt Geißler – mit dem Zuschuss der Stadt also. Im Vorfeld der Sitzung gibt es jedoch negative Signale. „Aus Sicht der Kämmerei kann dem

nicht entsproche­n werden“, heißt es in der Beschlussv­orlage. Die Kosten der Veranstalt­ung für nur zwei Wochenende­n mit 150.000 Euro seien „völlig unangemess­en“, das Ganze betont mit einem Ausrufezei­chen. Die Argumentat­ion der Kämmerei: In der Corona-Krise würden Landkreise und Städte derzeit um jeden Euro ringen und „sparen, wo es geht“, um ihre Pflichtauf­gaben zu erfüllen. Im städtische­n Haushalt sei an vielen Stellen gekürzt worden, um die Kreditaufn­ahme im Rahmen zu halten, die mit sieben Millionen Euro immer noch sehr hoch sei. „Eine Unterstütz­ung in Höhe von 20.000 Euro wäre daher nicht zu verantwort­en“, heißt es. Oberbürger­meister Bernhard Gmehling teilt auf Anfrage über seinen Sprecher Bernhard Mahler mit, dass er aus rein finanzpoli­tischer Sicht die Argumente der Kämmerei verstehen kann. Er wolle der Entscheidu­ng des Ausschusse­s jedoch nicht vorgreifen und im Vorfeld der Sitzung Neutralitä­t wahren. Siegfried Geißler betont, dass die Stadt Neuburg profitiere­n würde. Ein solches Event könne Besucher weit über die Grenzen der Region anlocken, glaubt der Veranstalt­er. Sollte der eingeplant­e Zuschuss der Stadt wegbrechen, oder auch die Crowdfundi­ng-Aktion nicht den gewünschte­n Erfolg bringen, werde man an der Konzeption der Veranstalt­ung arbeiten, um Kosten zu reduzieren, so Geißler.

Im Zusammenha­ng mit dem „Winter-Wunder-Wald“sind auch Tier- und Umweltschu­tz ein Thema. In der Beschlussv­orlage kritisiert die Kämmerei: „Die Tierwelt wird durch diese Veranstalt­ung durch die nächtliche Beleuchtun­g und den Menschenau­flauf verschreck­t und verstört.“Geißler, selbst Leiter der Unteren NaturAntra­g schutzbehö­rde, kündigt an: „Natürlich wird es eine artenschut­zrechtlich­e Prüfung geben, die ordnungsge­mäß durchgefüh­rt wird.“Er erwarte in diesem Punkt jedoch keine Probleme – so wie 2015. Im Februar stehen keine Vogelbrute­n an, auch gebe es zu dieser Jahreszeit keine Insekten. „Störpotenz­ial sehe ich maximal für ein paar Rehe und Wildschwei­ne, das ist aber nichts, was ein naturschut­zrechtlich­es Problem darstellen sollte“, sagt Geißler. Nach seinen Angaben habe auch der Grundbesit­zer, der Wittelsbac­her Ausgleichs­fonds, keine Bedenken geäußert. Geißler möchte mit der Aktion den Auwald „ins rechte Licht rücken“und Werbung für die in seinen Augen „nationalpa­rkwürdige“Umgebung machen. Menschen, die das Waldstück bisher nicht auf dem Schirm hatten, sollen durch dieses Event herangefüh­rt werden, so sein Wunsch.

 ?? Foto: Christian Obermeier (Archiv) ?? So leuchtete der Auwald bei Schloss Grünau bereits 2015. Im kommenden Februar soll die Veranstalt­ung erneut stattfinde­n.
Foto: Christian Obermeier (Archiv) So leuchtete der Auwald bei Schloss Grünau bereits 2015. Im kommenden Februar soll die Veranstalt­ung erneut stattfinde­n.
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