Bischof macht sich ehrlich
Auch Bischöfe machen Fehler. Davor sind sie weder durch ihr hohes Amt noch durch ihre geistliche Würde gefeit. Es ist einfach menschlich, eine Situation nicht sofort zu überblicken und die falsche Entscheidung zu treffen. Wenn man dies offen zugibt, geht man erhobenen Hauptes aus einem vielleicht unvermeidlichen Schlamassel hervor. Denn jeder Außenstehende sieht: Ihm geht’s genauso wie mir.
Doch leider wächst mit der Würde des Amtes die fatale Neigung, jegliche Fehlerhaftigkeit abzustreiten und sich in fadenscheinige Rechtfertigungen zu flüchten. Ein Teufelskreis beginnt, eine Spirale der Ausflüchte zieht in den Sumpf hinab. Denn letztlich kommt die Wahrheit meistens ans Licht und die Blamage ist umso größer, je länger sich das Schmierenstück hinzieht. Die Diözese Augsburg hat es seinerzeit im Fall von Bischof Mixa schmerzlich durchgemacht.
Es muss gar nicht der Betroffene selbst sein, der die schiefe Bahn betritt. Es sind oft Leute seines Umfelds, die – womöglich sogar in guter Absicht – mit frechen Lügen und forschen Behauptungen ihren bedrängten Vorgesetzten raushauen wollen. Besser wird’s dadurch nie.
Gerade Kirchenleute sollten das Johannesevangelium beherzigen: „Die Wahrheit wird euch frei machen“(Kapitel 8, Vers 31). Mut erfordert das Eingeständnis, einen Fehler gemacht zu haben, allemal. Darum gebührt dem Augsburger Bischof Bertram Meier, der sich gestern im Dom in aller Form von seiner „Impfdrängelei“distanziert hat, alle Hochachtung. Er hat sein Gesicht gewahrt und sich trotzdem ehrlich gemacht.