Gut gedacht, schlecht gemacht
Das hatten sie sich beim Skiweltverband sicher anders vorgestellt. Erstmals stand der Parallelslalom ganz offiziell im Programm der Weltmeisterschaft. Die direkten Duelle Frau gegen Frau, Mann gegen Mann sind ein durchaus attraktives Format. Das Hauptproblem trat aber ausgerechnet in Cortina d’Ampezzo zutage: Es ist quasi unmöglich, zwei Strecken so zu präparieren, dass sie den Fahrern identische Bedingungen bieten. Der blaue Kurs war so viel langsamer als der rote, dass ein fairer Zweikampf nicht gegeben war. Da half es auch nicht, dass jeder Fahrer in jedem Duell je einmal auf dem blauen und einmal auf dem roten Kurs fahren musste. Denn, und hier tat sich ein zweites Problem auf, der Rückstand des langsameren Fahrers ist auf eine halbe Sekunde gedeckelt. Das soll auch den zweiten Lauf noch spannend halten. Gut gedacht, schlecht gemacht. Denn wer auf dem schnellen Kurs begann, wurde im zweiten Durchgang vom Konkurrenten regelmäßig wieder abgefangen.
Es waren keine fairen Bedingungen. Und das bei einer WM. ARDExperte Felix Neureuther empörte sich am Mikrofon und versuchte noch während des Rennens, den Renndirektor Markus Waldner anzurufen. Der wiederum habe, so schreibt es die Tiroler Tageszeitung am Mittwoch, wegen des verkorksten Rennens sogar Morddrohungen per Mail erhalten.
Als dann nach dem Finale der
Frauen auch noch Unklarheit darüber herrschte, wer denn nun überhaupt Gold gewonnen habe, da die beiden Finalistinnen zeitgleich ins Ziel kamen, war das Chaos perfekt.
Was bleibt, ist eine WM-Premiere, die komplett in die Hose gegangen ist. Dazu kommt das Gezerre um die Kombination, deren Zusammensetzung im Laufe der Jahre mehrfach verändert wurde. Sie steht schon länger auf der Abschussliste, hat bisher aber dank österreichischer Interventionen überlebt. Den Teamwettbewerb vom Mittwoch braucht ebenfalls kein Mensch – auch wenn man das im deutschen Team möglicherweise anders sieht.
Die Kritik, das WM-Programm sei zu aufgebläht, ist nicht neu. Das Durcheinander von Cortina d’Ampezzo hat gezeigt, wie berechtigt sie ist. Weniger ist in diesem Fall tatsächlich mehr.