„Ich will einfach wieder Fußball spielen“
Aufgrund der Corona-Krise konnten die U17-Nachwuchskicker des VfR Neuburg in den vergangenen Monaten nicht ihrem Lieblingshobby nachgehen. Als „Ersatz“wurde kurzerhand eine Lauf-Challenge für karitative Zwecke ins Leben gerufen – mit großem Erfolg!
Neuburg Wenn sich die Ministerpräsidenten am Mittwoch mit der Bundeskanzlerin zum „Corona-Gipfel“treffen, um dort unter anderem über Lockerungen zu diskutieren, hoffen auch die Amateursportler auf ein positives Signal. Vor allem Kinder und Jugendliche würden lieber heute als morgen wieder ihrem Lieblingshobby nachgehen.
Die Neuburger Rundschau hat sich mit Peter Krzyzanowski, Trainer der Kreisliga-U17 des VfR Neuburg sowie drei seiner Schützlinge (Philipp Hautmann, Luis Frohmajer und Maxi Christl) über die derzeitige Situation im Jugendfußball, die zusätzliche Freizeit während den beiden Lockdowns sowie eine ganz besondere Lauf-Challenge des Teams für karitative Zwecke – unter anderem die Kartei der Not, das Leserhilfswerk unserer Zeitung – gesprochen.
Herr Krzyzanowski, die Sonnentage mehren sich, die Temperaturen gehen nach oben. Wie sehr blutet Ihr „Fußballer-Herz“, dass man derzeit nicht auf den Platz darf?
Peter Krzyzanowski: Ich stehe ja ohnehin in regelmäßigem Kontakt mit meinen Spielern. Dabei merkte ich ganz deutlich, dass die Jungs geradezu danach lechzen, endlich wieder Fußball trainieren und spielen zu dürfen. Je besser das Wetter wird, umso größer wird auch die Vorfreude. Daher hoffe ich auch, dass am Mittwoch beim Treffen der Politik etwas in die richtige Richtung entschieden wird.
Haben Sie Verständnis für die vorsichtige Haltung der Politik in Sachen Corona/Lockerungen?
Krzyzanowski: Nachdem ich kein Mediziner bin, kann ich diese ganze Situation nicht professionell einschätzen und dementsprechend auch kein Urteil fällen. Wenn tatsächlich eine Gefahr davon ausgeht – und wir sprechen jetzt über Kinder und Jugendliche –, dann unterstütze ich diese Vorsichtsmaßnahmen und Entscheidungen zu 100 Prozent.
Welcher der beiden Lockdowns hat aus
Ihrer Sicht den Jugendfußball, speziell Ihre Truppe, härter getroffen? Krzyzanowski: Ich glaube, dass es der erste Lockdown war. Wir wussten damals überhaupt nicht, was auf uns zukommen und wann es wieder weitergehen würde. Als wir aus der Winterpause gekommen sind, hatten wir noch ein Testspiel, ehe Feierabend war. Beim jetzigen zweiten Lockdown konnte man das Ganze schon etwas besser einschätzen. Hinzu kam, dass dieser in die Winterpause gefallen ist – was gleichzeitig aber auch schade war, da wir sehr gerne und auch erfolgreich in der Halle spielen. Ich hoffe daher, dass dieser Spuk bald vorbei ist und es keinen dritten Lockdown mehr gibt.
Anstatt zwei- bis dreimal in der Woche auf dem Trainingsplatz beziehungsweise an den Wochenenden bei Punktspielen auf dem Platz zu stehen, hieß es während den beiden Lockdowns: Rien ne va plus! Was habt ihr mit der plötzlich zur Verfügung stehenden Freizeit gemacht?
Philipp Hautmann: Im jetzigen zweiten Lockdown habe ich neben den Läufen für unsere Challenge daheim noch mit Hanteln trainiert. Am Anfang hat das noch Spaß gemacht. Doch mit der Dauer wird es auch langweilig, weil es immer wieder das Gleiche ist. Ansonsten habe ich schon auch des Öfteren PlayStation mit meinen Freunden gezockt, um zumindest ein bisschen in Kontakt zu bleiben.
Luis Frohmajer: Bei mir war es ähnlich. Ich bin – sowohl für die Challenge als auch für meine körperliche Fitness – zweimal in der Woche zum Laufen gegangen. Wenn das aufgrund der Schule beziehungsweise eintretenden Dunkelheit mal nicht geklappt hat, bin ich auf Workouts umgestiegen. Ansonsten habe ich vermehrt Skype oder auch die PlayStation genutzt, um mit meinen Kumpels in Verbindung zu bleiben. Maxi Christl: Bei mir war es schon auch so, dass ich mehr als sonst an der PlayStation gezockt habe – wobei es mit der Schule doch etwas stressig war, da ich ja schon ein Jahr älter als Philipp und Luis bin. Ansonsten habe ich mich auch an ein paar Dinge, die man ohnehin für’s
Leben braucht, probiert – beispielsweise Kochen (lacht). Was den Sport betrifft, habe ich mich größtenteils alleine fit gehalten. Mit dem Ball konnte man ja nichts machen.
Wie schwierig war und ist es nach wie vor, sich immer wieder zum Laufen oder für Workouts zu motivieren, wenn man im Grunde nicht weiß, wann es mit dem Fußball wieder losgeht? Hautmann: Manchmal kommt es schon vor, dass ich im Bett liege und überhaupt keine Lust habe, zum Laufen zu gehen. Aber irgendwie muss man sich einfach motivieren, da es immer noch besser ist, als gar nichts zu tun. Ich habe mir daher jetzt auch einen relativ festen Plan gemacht, dass ich zweimal pro Woche laufen gehe und meine Workouts mache. Wobei ich schon zugeben muss, dass es mir im Laufe der Zeit immer schwerer gefallen ist, mich zu motivieren. Ich will einfach wieder Fußball spielen.
Herr Krzyzanowski, viele Vereine plagt die Angst, dass ihnen durch den erneuten Lockdown zahlreiche Nachwuchskicker wegbrechen und dem Fußball den Rücken kehren. Teilen Sie diese Sorge?
Krzyzanowski: Bei Klubs, bei denen schon vor der Corona-Krise nicht gut gearbeitet wurde, besteht diese Gefahr definitiv – speziell auch bei Spielgemeinschaften oder JFG’s. In vielen Gesprächen höre ich auch immer, dass gerade die Altersstufe zwischen 15 und 18 Jahren besonders schwierig sei – aber das ist mir persönlich zu einfach. Auf unsere U17-Truppe bezogen, kann ich jedenfalls sagen, dass wir bis zum jetzigen Zeitpunkt keinen einzigen Spieler verloren haben. Wie engagiert und motiviert die Jungs nach wie vor bei der Sache sind, hat man zuletzt bei unserer Lauf-Challenge wieder gesehen.
Wie ist es bei euch im Freundeskreis? Gibt es da Kumpels, die sich durch die Lockdowns bereits vom Vereinssport zurückgezogen haben?
Christl: Ja, in meinem Freundeskreis gibt es diese Problematik. Gerade in den unteren Ligen, in denen oftmals drei oder vier Vereine eine Spielgemeinschaft bilden, merken die Leute, dass ihnen Fußball nicht sonderlich fehlt. Und dann ist die Entscheidung, damit aufzuhören, doch ziemlich einfach, da man plötzlich deutlich mehr Zeit für andere Dinge hat. Frohmajer: Ich habe auch einen oder zwei Freunde, die aus den von Maxi beschriebenen Gründe mit dem Fußballspielen aufgehört haben. Für diese ging es in erster Linie darum, ohne großen Aufwand einfach ein bisschen zu kicken. Sie haben gemerkt, dass sie die freie Zeit anderweitig nutzen können, haben andere Interessen entwickelt und sind dadurch abgesprungen.
Herr Krzyzanowski, welche Faktoren sind in Ihren Augen wichtig, um die Jugendspieler – wie in Ihrem Fall – bei der Stange zu halten? Krzyzanowski: Nun, wir haben eine Mannschaft, die ja jetzt schon Richtung
Seniorenbereich schielt. Der Verein hat das vor längerer Zeit schon erkannt und plant auch mittelfristig mit diesen Spielern. Die Jungs selbst sind schlau genug und wissen das, dass vielleicht mal der eine oder andere Akteur den Sprung in die „Erste“schafft. Zudem ist es das Ziel des Klubs, auch die zweite Mannschaft weiter nach oben zu bringen. Diesbezüglich ist also eine Perspektive da, was sehr wichtig ist. Darüber hinaus ist die Truppe engagiert, ehrgeizig und besitzt einen tollen Zusammenhalt. Das alles hilft natürlich schon enorm.
Ein wichtiger Baustein in Sachen „Teamgedanke/Fitness“war sicherlich auch die vom 15. Januar bis 15. Februar ins Leben gerufene LaufChallenge innerhalb des Teams. Wie kam es zu dieser Idee? Krzyzanowski: Mein Trainer-Kollege Helmut Bößhenz und ich hatten eine solche Geschichte schon länger im Sinn. Als wir dann die Spieler und deren Eltern mit dieser Idee konfrontiert haben, waren alle sofort Feuer und Flamme. Ursprünglich war ja der Plan, dass jeder fünf Euro einbezahlt und am Ende die Siegermannschaft davon einen Gesamtpreis bekommt.
Aber dieser Plan wurde schließlich für karitative Zwecke – jeweils 400 Euro wurden an die Kartei der Not, Elisa und Integra gespendet – umgeworfen... Krzyzanowski: Genau. Neben den Spielern und Trainern der U17, die eben selbst gespendet haben, beteiligten sich auch die Spielereltern kräftig an dieser Aktion. Aber auch der Gesamtverein war sofort dabei und hat einen großen Beitrag geleistet. Sofort haben die beiden Herrenteams einen Beitrag aus der Mannschaftskasse zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus haben Trainer Alexander Egen und das BetreuerTeam um Jonas Heiß privat gespendet. Nachdem dann innerhalb von wenigen Tagen ein stattlicher Betrag zusammenkam, rundete die Vorstandschaft diesen letztlich auf 1200 Euro auf. Man kann daher mit Sicherheit sagen, dass es für alle Seiten eine wirklich rundum gelungene Aktion war.