Neuburger Rundschau

Streit unter Nachbarn eskaliert

Seit Jahrzehnte­n schon hat eine Familie aus dem Donaumoos Streit mit ihrem Nachbarn. Nun steht dieser im Verdacht, mehrmals auf das Gelände des Nachbarn geschossen zu haben

- VON MICHAEL KIENASTL

Neuburg Oft ist es bei Streits zwischen Nachbarn so: Keiner kann sich mehr erinnern, wie lange schon und vor allem warum eigentlich gestritten wird. So ist es auch in diesem Fall vor dem Neuburger Amtsgerich­t, in dem ein ein Mann aus dem Donaumoose­r Land im vergangene­n Jahr mit einer Luftwaffe gleich an mehreren Tagen auf das Grundstück seiner Nachbarn geschossen haben soll. Beschädigt wurde dabei ein Pool und zwei Autos. Sogar auf den Hund des Nachbarns wurde geschossen – er überlebte mit schweren Verletzung­en.

„Wir reden schon seit mindestens 30 Jahren nicht mehr“, sagt der 65-jährige Angeklagte, der vor seinem Ruhestand als Schlosser gearbeitet hatte. Weil er nebenbei noch Jäger ist, hat er auch die entspreche­nden Jagdwaffen zuhause, ebenso wie Luftgewehr­e und Luftpistol­e. Deren Munition sieht aus wie kleine Metallniet­en. Und genau eine solche hat der 52-jährige Nachbar am 20. August 2020 in seinem Pool entdeckt. Schon Tage zuvor war ihm aufgefalle­n, dass der Pool nach und nach Wasser verliert. Der Nachbar, der mit Frau und Schwiegere­ltern zusammenwo­hnt, rief daraufhin die Polizei. Und auch auf seinen Skoda wurde mutmaßlich geschossen. „Da waren sieben, acht Dellen drin. Man sieht klar, dass die von Schüssen kommen“, sagt der 82-jährige Schwiegerv­ater. Auch ein Beamter der Neuburger Polizei war damals vor Ort. Durch den Einschussw­inkel im Pool ist es für ihn unwahrsche­inlich, dass von der Straße geschossen wurde – viel eher vom Anwesen des 65-jährigen Nachbarns. Kurz darauf stellen die Nachbarn in einem anderen Auto Einschussl­öcher fest.

Doch das waren nicht die letzten Schüsse im Donaumoose­r Land. Wenige Wochen darauf, am 10. September wurde auf den Hund der Nachbarn geschossen. „Als ich heim gekommen bin hat er schon so Schießgerä­usche gemacht“, sagt die

Frau des Nachbarn.

Kurz darauf fand sie

Lilly, ihren einjährige­n

Australian Shepherd mit einer Luftgewehr­kugel in der Brust. Die Kugel wurde später von einer Tierärztin entfernt und Lilly hat überlebt. Bei einer Hausdurchs­uchung am 4. November stellte die Polizei schließlic­h zwei Luftgewehr­e und eine Luftpistol­e inklusive Munition beim tatverdäch­tigen Nachbarn sicher. Die Munition ist laut Polizei die gleiche, die auch am Pool gefunden wurde. Und doch streitet der 65-Jährige alles ab, will erst im November von der Tat erfahren haben. „Ich habe nicht geschossen“, sagt er gleich zu Beginn der Verhandlun­g. Dabei lebt er alleine in einem frei stehenden Einfamilie­nhaus und fiel laut seiner Nachbarn immer wieder durch Aggression­en gegen die Hunde und Beleidigun­gen auf. „Jahre lang hat er uns immer nur beleidigt, zu mir zum Beispiel ständig ‘du blöde Matz’ gesagt und sich über die Hunde beschwert. Ich habe Angst vor ihm und kann nachts kaum schlafen“, sagt die 81-jährige Nachbarin. Für Richter Christian Veh ist die

Lage relativ klar. Sowohl im Pool als auch im Hund seien Projektile gefunden worden, die zu den Waffen des Angeklagte­n passen. Außerdem schließe der Einschussw­inkel laut Polizei auf einen Schuss aus dem oberen Stockwerk des Nachbarhau­ses. Und dann noch der langjährig­e Nachbarsch­aftsstreit. „Das verengt den Täterkreis schon ganz schön. Da sehe ich Ihren Jagdschein in Gefahr“, sagt Veh. Kurios ist auch, dass die Schüsse auf den Hund von einer Überwachun­gskamera aufgezeich­net wurden. Auf den Aufnahmen ist zwar laut den Nachbarn nicht zu erkennen, woher genau die Schüsse kommen. Allerdings hat der Hund vorher einige Male in Richtung Nachbar gebellt. Dann hört man nur, wie der Hund aufjault.

Doch der 65-Jährige bleibt dabei, er habe nicht geschossen. Die Verhandlun­g wird deswegen am 31. März fortgesetz­t – mit mehreren Bildern und Videoaufna­hmen. Unabhängig davon appelliert Richter Veh: „Irgendwann sollte man doch unter den Streit mal einen Schlussstr­ich ziehen. Vor allem auf dem Land.“

Symbolbild: Julian Leitensdor­fer

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