Die Zuckerbäckerin, die keinen Kuchen isst
Gabriele Post aus Straß wäre liebend gerne Konditorin geworden. Doch ihre Eltern sagten: „Lern’ was G’scheites“. Heute backt sie mit großer Begeisterung für Freunde – und verrät auch ein Rezept für den Zuckerguss
BurgheimStraß Eigentlich mag Gabriele Post keinen Kuchen. Vielleicht mal ein kleines Stückchen zum Probieren. Aber jeden Sonntag, als unverzichtbare süße Sünde zum Kaffee? Nein, das muss bei der 59-Jährigen aus Straß nicht sein. Und trotzdem sind Kuchen für Gabriele Post ein großes Thema. Aber nicht, weil sie sie so gerne isst, sondern weil sie so gerne backt. „Je aufwendiger, desto schöner!“sagt sie. Ihr italienischer Zitronenkuchen, der im aktuellen Zuckerguss-Magazin zu finden ist, ist dagegen kinderleicht – zumindest macht das den Eindruck, wenn man Gabriele Post während der Vorbereitungen auf die geübten Finger schaut.
Ein Boden aus Mürbteig, eine Füllung aus fruchtig-frischer Puddingcreme und ein krosser Gitterdeckel aus Mürbteig – daraus besteht ihre „Crostata di Limone“, der Zitronenkuchen. Der lässt sich übrigens ganz leicht abwandeln, indem statt den Zitronen einfach Orangen oder Limetten verwendet werden. Und wer keine Mandeln im Teig mag, der ersetzt sie einfach in der gleichen Menge durch Mehl.
Der Zitronenkuchen ist ein Rezept, das Gabriele Post quasi im Schlaf machen könnte. Die Torten, die sie in einem Album dokumentiert hat, sind dagegen ein ganz anderes Kaliber. Backwerke, die aussehen wie Baumrinden, an denen getrocknete Dolden von Pusteblumen kleben oder auf denen hochhackige, essbare Pumps in Originalgröße des Geburtstagskindes stehen – es sind Dutzende von süßen Kunstwerken, die Gabriele Post in den vergangenen 20 Jahren für Freunde und Bekannte gebacken hat. „Meistens rufen sie an und sagen: Du, ich brauch’ morgen eine Torte! Und dann freu’ ich mich wie ein Schnitzel!“
In ihrer Freizeit macht Gabriele Post das, was sie auch gerne beruflich gemacht hätte. Denn die gebürtige Münchnerin wäre als junges Mädel liebend gerne Konditorin geworden. Doch zur damaligen Zeit sei dies nur als Zusatzausbildung im Rahmen einer Bäckerlehre möglich gewesen, erzählt sie. Und Bäckerin sollte sie nach dem Willen ihrer Eltern nun wirklich nicht werden. „Lern’ was G’scheites. Als Bäcker musst du früh aufstehen“, lautete deren Rat. Also wurde sie Bankkauffrau. „Dabei hätte es mir nichts ausgemacht, morgens um 4 eine Schwarzwälder Kirschtorte zu backen.“
Die Freude am Backen blieb, und so hat sie ihre Leidenschaft zum Hobby gemacht. „Ich mach’ das wahnsinnig gern“, sagt sie, während sie die Puddingcreme für den Zitronenkuchen beständig auf dem Herd rührt, damit sie auch ja nicht am Topfboden anbrennt. An den aufwendigen Verzierungen der Thementorten könne sie wochenlang spielen, sagt sie. Gescheitert sei sie noch nie: „Ich probiere einfach so lange, bis es funktioniert.“Geduld ist neben Geschick wohl die wichtigste Eigenschaft, die man beim Tortenbacken mitbringen muss.
Aber natürlich muss so ein sündiges Stück Kuchen auch schmecken. So wie der italienische Zitronenkuchen, der selbst bei Gabriele Post mal auf dem Teller landet. Bis es aber so weit ist, muss die warme Puddingmasse erst auf den Teig und mit einem Gitter aus Mürbteig bedeckt werden. Dann geht es ab in den Ofen – bei 180 Grad für etwa 40 Minuten. Allerdings sollte man ihn nicht aus den Augen lassen, empfiehlt die Straßerin. Denn die Oberfläche muss bei Zeiten mit einem Backpapier abgedeckt werden, damit sie nicht zu dunkel wird.
Die Crostata lässt sich übrigens auch prima in kleinen Förmchen backen. Dann hat jeder Gast seinen eigenen, kleinen Kuchen. Und sollte mal etwas übrig bleiben, lässt er sich problemlos einfrieren.