Spargel: Erntehelfer aus dem Ausland sind da
Im Vorjahr fehlten den Spargelbauern in der Region viele Saisonarbeiter aus Rumänien und Polen. Diesmal konnten die Helfer wieder anreisen, aber die Betriebe müssen viele Corona-Auflagen erfüllen
NeuburgSchrobenhausen Gute Nachrichten für Feinschmecker: Es ist wieder Spargelzeit. Die meisten Betriebe in Schrobenhausen und im Wittelsbacher Land haben rund um Ostern damit begonnen, die ersten Stangen zu ernten. Diesmal sind von Beginn an wieder viele ausländische Erntehelfer im Einsatz. Im vergangenen Jahr mussten viele von ihnen wegen der Corona-Pandemie und der verhängten Reisebeschränkungen zu Hause bleiben. Derzeit sind die Grenzen zwar offen, aber es gibt viele Auflagen für die Spargelhöfe und ihre Arbeiter. Im Landkreis Aichach-Friedberg, wo viele Spargelbauern den Schrobenhausener Spargel anbauen, wurde eigens die Taskforce Saisonarbeitskräfte ins Leben gerufen.
Nach Angaben des Landratsamts gehören der Taskforce Mitarbeiter des Landratsamts aus mehreren Bereichen sowie des Gesundheitsamtes und des Bereichs Gesundheits- und Verbraucherschutz an. Diese werden von einigen ehemaligen Polizeibeamten unterstützt. Über die Saison verteilt kommen laut Landratsamt mehr als 1000 Erntehelfer in den Landkreis Aichach-Friedberg.
Der Spargelerzeugerverband Südbayern spricht von rund 1500 Saisonarbeitern, die in den 65 Unternehmen des Verbands im gesamten Schrobenhausener Anbaugebiet beschäftigt werden. Auch das Landratsamt in Neuburg hat die Betriebe vorab über den aktuellen rechtlichen Stand informiert. Die Landratsämter sind für die Umsetzung, Einhaltung und Kontrolle der Maßnahmen zuständig. Dazu gehören auch VorOrt-Termine.
Auf dem Spargelhof von Franz Nestler aus Hohenried sind jährlich zwischen 20 und 25 Erntehelfer aus Rumänien beschäftigt. Zwei Gruppen sind bereits seit fünf beziehungsweise sieben Tagen auf dem Hof und sind nun „durchgetestet“, wie Franz Nestler sagt. Der bürokratische Aufwand sei enorm und die entsprechenden Vorschriften streng. „Trotzdem läuft es wirklich erstaunlich gut dieses Jahr“, sagt der Landwirt und klingt dabei ein bisschen so, als ob er dem Frieden selbst noch nicht ganz traue.
Für die Einreise nach Deutschland müssen die Saisonarbeiter bereits einen negativen Corona-Test vorlegen, der nicht älter als zwei Tage ist. Nach den rechtlichen Vorgaben müssen die Helfer nach ihrer Ankunft vor Ort zum PCR-Test, der fünf Tagen wiederholt wird. Weitere Sicherheit soll die sogenannte Arbeitsquarantäne nach der Einreise bringen. Das heißt, die Arbeiter sollen in möglichst kleine Gruppen eingeteilt werden, die zusammenarbeiten und -wohnen. Darüber hinaus soll es in den ersten zehn Tagen keine weiteren Kontakte geben. Die meisten Spargelbauern halten die Vorschriften zwar für aufwendig, aber machbar.
Auch Franz Nestler hat Geld in die Hand genommen, um vor allem die Unterbringung der Erntehelfer an die neuen Regelungen anzupassen. Je größer der Betrieb, desto höher sind die Kosten für die Umbaumaßnahmen. „Ich weiß von Kollegen, die haben 50.000 Euro dafür hingelegt“, sagt Nestler. Wie genau die Konzepte der Betriebe aussehen, überlässt das Landratsamt den jeweiligen Betriebsleitern. „Heuer hatten alle genügend Zeit, sich auf die Saison vorzubereiten“, sagt Nestler und spielt damit auf die vergangene Saison an. Von einem auf den anderen Tag war da der Lockdown, die geschlossenen Grenzen und der reife Spargel auf den Feldern. „Das war der Supergau.“Dagegen hätten sich die Betriebe schon im November darauf eingestellt, dass auch die kommende Spargelsaison unter Pandemiebedingungen ablaufen werde.
Im Vorjahr machte der Nachbarlandkreis Aichach-Friedberg bundesweit Schlagzeilen, weil auf dem Spargelhof Lohner in Inchenhofen 96 von 525 Mitarbeitern positiv auf Corona getestet worden waren. Durch die hohe Zahl an Infizierten wurde der Landkreis kurzzeitig zum bundesweit einzigen Corona-Hotspot. Lohner ist einer der größten Spargelanbauer Deutschlands und beschäftigt jährlich mehrere Hundert Saisonarbeiter. Für Anfragen unserer Redaktion war die Firma nicht zu erreichen.
2020 hatten die Corona-Fälle auf dem Spargelhof keine strengeren Regeln für den Landkreis zur Folge, weil das Geschehen als lokal begrenzt galt. 2021 würde dies nach Angaben des Landratsamtes anders aussehen, da derzeit allein die Sieben-Tage-Innach zidenz über Beschränkungen entscheidet. Dabei zählen lokal begrenzte Ausbrüche genauso mit wie im ganzen Landkreis verstreute Infizierte.
Franz Nestler verkauft seinen Spargel unter anderem auf dem Markt in München. Dort steht er auch am Mittwochvormittag und friert. Der Winter ist – zumindest für wenige Tage – zurück. Schlecht für den Spargel. Noch schlechter für die Nachfrage. „Der Schnee hat den Spargel ausgebremst. Die Ernte läuft aber relativ normal weiter. Wir ernten nur weniger.“Aber die Nachfrage habe sich enorm reduziert. „Dabei wussten wir kurz vor Ostern nicht, wo wir den ganzen Spargel hernehmen sollen.“Trotz der Widrigkeiten sieht der Landwirt die Situation gelassen. „Wir können viel meinen, aber die Natur macht es dann doch wie sie will.“Und nicht nur die natürlichen Unwägbarkeiten lassen sich schwer kalkulieren. Auch die PreisEntwicklung des Spargels liegt nur zum kleinen Teil in den Händen der Anbieter. „Die Nachfrage regelt den Preis“, sagt Nestler. Wie viele seiner Kollegen hofft er, dass der Direktverkauf so gut läuft wie im Vorjahr und somit auch der derzeit kleinere Absatzmarkt in der Gastronomie wettgemacht werden kann. Darauf setzt auch Claudia Westner. Die 49-Jährige aus dem Kühbacher Ortsteil Haslangkreit ist Vorsitzende des Spargelerzeugerverbands Südbayern mit Sitz in Schrobenhausen. Außer an den Ständen soll auch auf den Wochenmärkten, in den Hofläden und im Einzelhandel reichlich Schrobenhausener Spargel verkauft werden.
Bei Westner arbeiten 14 Erntehelfer aus Polen mit. Sie will in diesem Jahr nicht weniger Spargel ernten als sonst. 2020 wurde das Edelgemüse laut Verband nicht auf allen Feldern geerntet beziehungsweise manche Flächen wurden früher stillgelegt. Etwa 25 Prozent der circa 600 Hektar großen Anbaufläche der Schrobenhausener Spargelerzeuger seien nicht abgeerntet worden. So gab es weniger Spargel auf dem Markt, und der Preis blieb stabil. Die Preis-Entwicklung für 2021 ist noch offen.