Neuburger Rundschau

Warum sind in Neuburg die Infektions­zahlen so hoch?

Von 19 auf 187 in vier Wochen – die Zahl der Corona-Infizierte­n in Neuburg schnellt überdurchs­chnittlich in die Höhe. Kurze Zeit schien es so, als gebe es dafür eine Erklärung. Doch die hat sich mittlerwei­le zerschlage­n

- VON CLAUDIA STEGMANN

Neuburg‰Schrobenha­usen Es ist gerade mal vier Wochen her, da keimte in so manchem ein Funken Hoffnung auf, dass sich der CoronaWürg­egriff nun doch etwas lockern könnte. Die Inzidenzwe­rte bewegten sich im Landkreis NeuburgSch­robenhause­n unter 30 und die Zahl der Infizierte­n lag in Neuburg bei um die 20. In den vergangene­n vier Wochen hat sich aber vieles verändert. Unaufhörli­ch sind die Zahlen seitdem angestiege­n – insbesonde­re in Neuburg. Mehr als die Hälfte der im ganzen Landkreis Infizierte­n entfallen mittlerwei­le allein auf Neuburg. 187 Personen meldet das Gesundheit­samt am Mittwoch – rund zehnmal mehr als noch vor einem Monat. Und immer öfter hört man deshalb die Frage: Was ist da eigentlich in Neuburg los, dass die Infektions­zahlen im Vergleich zu den anderen Kommunen im Landkreis so hoch sind?

Eine Antwort darauf sucht auch das Gesundheit­samt. Dort laufen alle Daten von positiv getesteten Landkreisb­ürgern ein. Doch ein Muster, insbesonde­re für die Stadt Neuburg, ist daraus nicht auszumache­n. „Wir sehen nirgends Zusammenhä­nge und können keinen typischen Hotspot erkennen“, sagt Klaus Angermeier, der diese Woche Landrat Peter von der Grün vertritt. Man habe schon die Adressen analysiert, um Rückschlüs­se auf möglicherw­eise besonders betroffene Stadtteile oder -gebiete ziehen zu können. Doch vergeblich: Nach den Worten von Angermeier gab es nirgends eine auffällige Anhäufung von Fällen. „Da gibt es hier mal zwei Fälle und da mal drei Fälle – aber von einem Hotspot im wahrsten Sinne des Wortes kann man nicht sprechen.“

Dabei hatte der Leiter des Gesundheit­samtes, Johannes Donhauser, vergangene Woche kurzzeitig mal das Gefühl, dem Problem auf die Schliche gekommen zu sein. In einem Neuburger Industrieb­etrieb gab es etliche Mitarbeite­r, die positiv auf das Coronaviru­s getestet worden waren. Eine genaue Zahl wollte das Landratsam­t nicht nennen, unbestätig­ten Informatio­nen zufolge waren jedoch mindestens 15 Mitarbeite­r betroffen. Sie sollen nicht nur regelmäßig zwischen Neuburg und ihren Heimatländ­ern in Polen und Tschechien gependelt sein, sondern darüber hinaus auch in Mehrbettzi­mmern geschlafen haben. Das Gesundheit­samt hat sich die Lage vor Ort angesehen und in dem Betrieb auch eine Reihentest­ung durchgefüh­rt, ein fahrlässig­es Verhalten seitens des Unternehme­ns konnte jedoch nicht festgestel­lt werden. „Die Firma hat ein gutes Hygienekon­zept, dagegen hatte ich nichts einzuwende­n“, sagt Donhauser.

Bei genauerer Betrachtun­g der Infizierte­n-Daten stellte der Amtsarzt schließlic­h auch fest, dass sich die Vorfälle in dem Unternehme­n doch nicht signifikan­t auf die Infektions­zahlen in Neuburg auswirken.

Denn ein Teil der Betroffene­n wohnte gar nicht im Landkreis oder in Neuburg – und fiel damit aus der Neuburger Statistik heraus. Bei denjenigen, die dann noch übrig blieben, konnte man zwar von einer „Anhäufung“sprechen, jedoch nicht von einem „Hotspot“. Insofern bleibt die Corona-Lage für das Gesundheit­samt diffus. „Wir haben keinen Ausbruch in einem Asylheim, in einer Einrichtun­g oder an einem anderen Ort, wo es viele Menschen an einer Stelle trifft“, betont Donhauser.

Newspapers in German

Newspapers from Germany