Kein klassischer Tourismus
Was ich am Reisen liebe, ist das Kennenlernen neuer Kulturen. Damit meine ich, Menschen in einem anderen Land persönlich kennenzulernen und über deren Perspektiven möglichst in ihrer Muttersprache zu diskutieren und sie zu verstehen. Schon immer ziehe ich es daher vor, lieber länger in ein Land zu reisen und auf die Menschen zuzugehen, anstatt ausschließlich faul am Strand zu liegen oder von einer Touristenattraktion zur nächsten zu hetzen. Ein Auslandssemester ist die perfekte Möglichkeit, auf diese Art zu reisen. Ich verweile ein halbes Jahr an einem Ort, den ich auf diese Weise genau kennenlernen kann. Am Wochenende oder in den Ferien könnte ich weitere kolumbianische Orte oder sogar Nachbarländer bereisen, wenn es die Corona-Infektionslage zulassen wird.
Nicht nur einmal habe ich aber den Vorwurf gehört, dass ich die Pandemie ja nicht ernst nehmen könne, wenn ich ständig daran denke, um die halbe Welt zu reisen. Das stimmt teilweise: Mein Fernweh ist stärker denn je und ich kann es kaum erwarten, neue Orte mit den eigenen Augen zu erkunden. Was aber nicht stimmt, ist, dass ich als klassischer Tourist das Virus überall verbreiten würde. Denn wenn ich erst einmal in Kolumbien angekommen bin, werde ich dort genauso ein halbes Jahr leben, wie ich es hier in Deutschland tun würde. Ich gehe in den Supermarkt, um Lebensmittel zu kaufen, gehe spazieren und falls es bis dahin möglich ist, gehe ich auch in die Universität. Ob ich also in Deutschland die Pandemie miterlebe oder knapp 8800 Kilometer weiter in der Karibik, macht faktisch keinen Unterschied. Nun dauert es aber noch bis Mitte Januar 2022, bis ich die Reise überhaupt antreten werde. Wer weiß, ob wir bis dahin vielleicht zu einem halbwegs normalen Leben zurückgekehrt sein werden – Impfungen und routinierten Schnelltests zum Dank.